Der Hamburger Senat nennt erstmals Kosten-Obergrenze für Umbau und Sanierung des Congress Centers. Nach jetzigem Stand muss die gesamte Sanierung von der Stadt bezahlt werden. Kritik der Opposition.

Hamburg. 194 Millionen Euro – diese Summe hat Wirtschaftssenator Frank Horch am Dienstag als Kosten-Obergrenze für den Umbau des maroden Congress Centers CCH genannt. Damit steht nun erstmals eine konkrete Zahl fest. Denn bislang hatte es immer wieder neue Schätzungen und Spekulationen über die möglichen Sanierungskosten gegeben, die zwischen 100 und 200 Millionen Euro lagen.

Auch der Senat hat sich am Dienstag mit dem Thema beschäftigt und 13,5 Millionen Euro für die Planungskosten freigegeben: „Der Rechnungshof hat vor einigen Jahren ermittelt, dass der größte Teil der Fehler- und Mehrkosten in den Planungsphasen der Projekte entstanden sind. Wir wollen für das CCH ein verlässliches und transparentes Verfahren“, sagte der parteilose Wirtschaftssenator. Deshalb seien die jetzt bewilligten Planungskosten von 13,5 Millionen Euro erforderlich. Die sollen durch Umschichtungen im Haushalt bereitgestellt werden. Mit dem größten Teil des Geldes werden Planungsfachleute bezahlt, so Senator Horch weiter.

Mit der Freigabe ist aber noch nicht entschieden, ob es überhaupt zu einer „Revitalisierung“ des CCH kommt. Bis Ende 2014 sollen Senat und Bürgerschaft eine detaillierte Planung der einzelnen Sanierungsmaßnahmen erhalten – mit einer dann aktuellen Kostenberechnung. Sollte also die Kosten-Obergrenze weit überschritten werden, könnte die dringend notwendige Sanierung doch noch scheitern. Sollte es grünes Licht für den Umbau geben, werden die Bauarbeiten aber trotzdem nicht vor 2017 beginnen.

Nach jetzigem Stand muss die gesamte Sanierung von der Stadt bezahlt werden. Senator Horch bestätigte, dass kein Investor gefunden wurde, der das Gebäude auf eigene Kosten erneuern will. Interesse besteht allerdings bei anderen Betreibern von Kongresszentren an einer Kooperation mit dem CCH.

Die SPD sieht Potenzial für das CCH und befürwortet eine Sanierung

Das Thema Kosten griff am Dienstag auch Grünen-Wirtschaftsexperte Anjes Tjarks auf: „Rund 200 Millionen Euro sind eine gewaltige Summe. Das CCH bleibt weiterhin ein Zuschussgeschäft für die Stadt. Leider hat der SPD-Senat die jährliche Belastung aus Zinsen, Tilgung und Abschreibung für die Sanierung immer noch nicht klar benannt.“ Die FDP warnt „vor den Risiken einer ‚Elbphilharmonie light‘. Denn vor einem Jahr bezifferte die Wirtschaftsbehörde die Kosten noch auf rund 100 Millionen Euro, jetzt spricht der Senator von einem Volumen von rund 200 Millionen Euro für die geplante Revitalisierung“, sagte FDP-Wirtschaftsexperte Thomas-Sönke Kluth. Diese Kostensteigerung sei nicht plausibel dargelegt worden, die Finanzierung bleibe unklar, so Kluth weiter.

Doch dem widerspricht Susanne Meinecke, Sprecherin der Wirtschaftsbehörde, vehement: „Die Kosten für die Sanierung und Umgestaltung des reinen CCH-Gebäudes betragen rund 100 Millionen Euro. Im Sinne der Transparenz legt dieser Senat aber einen vollständigen Kostenrahmen für das Projekt vor.“ Der umfasse auch die Außenanlagen, die Baunebenkosten, angenommene Preissteigerungen bis zum Baubeginn sowie eine Kostenvarianz in Höhe von 20 Prozent des jetzigen Planungsstadiums, so Meinecke. Auch die Sanierung des Gebäudes an der Marseiller Straße, an dem Besucher vorfahren, ist eingeplant, die Kosten dafür liegen nach Abendblatt-Informationen bei etwa 30 Millionen Euro.

Lob kam von der Regierungspartei SPD: „Wir begrüßen es, dass nun erstmals eine verlässliche Planungs- und Kostentransparenz vorliegt. Die CDU-geführten Vorgängersenate haben die enormen Revitalisierungskosten des CCH entweder bestritten oder nur widerwillig zur Kenntnis genommen“, sagte Wirtschaftsexperte Jan Balcke. Endlich lägen konkrete Zahlen vor. Diese ließen zu, den Nutzen der umfangreichen und notwendigen Modernisierungsarbeiten zu bewerten, so Balcke weiter. Für den SPD-Politiker steht fest: „Aufgrund der vorliegenden Marktanalyse sowie der positiven Potenzialeinschätzung lohnt es sich, in das CCH zu investieren.“

Das CCH wurde vor 40 Jahren eröffnet: Die technische Gebäudeausstattung des Altbaus ist veraltet und muss erneuert werden. Das gilt auch für die Außenfassaden auf der Nord- und Südseite und die Flachdächer des Altbaus. Der Brandschutz muss ebenfalls auf den neuesten Stand gebracht werden. Aber auch umfangreiche Umbaumaßnahmen sind notwendig. Das Foyer soll auf vier Etagen vergrößert werden, der Ostteil des Altgebäudes abgerissen und neue Ausstellungs- und Tagungsflächen entstehen.

Auch wenn bis zur Sanierung des CCH noch viele Hürden zu überwinden sind, eines steht bereits fest: Einen Hotelneubau neben dem benachbarten Radisson Blu Hotel wird es nicht geben. Der war zur Mitfinanzierung der Modernisierung angedacht worden.