Dienstags treffen sich die Freunde des Silbersacks vor der geschlossenen Kultkneipe und demonstrieren für deren Wiedereröffnung.

Hamburg. Bunt, fröhlich und optimistisch, so treffen sich die Freunde des Silbersacks dienstags vor der geschlossenen Kultkneipe und demonstrieren für deren Wiedereröffnung. Gestern wurde der Bürgersteig vor dem Silbersack wieder zu einer kleinen Bühne für Künstler und solche, die es werden wollen. Wie zum Beispiel Rene Achneux, der als "Hamburgs letzter Puffmusikant" auftritt und mit seinem neuen Song "Bei Erna im Silbersack" viel Applaus einheimste.

Mit kerniger seemännischer Stimme sang Rene Achneux im Hans-Albers-Sound den Refrain: "Ach was haben wir damals gelacht, geschunkelt, getrunken und Späße gemacht. Die Preise solide, die Wirtin auf Zack - damals bei Erna im Silbersack." Dazu gab es einen Kasten mit Astra-Knollen, gesponsert von der Brauerei.

Einige der rund 30 Silbersack-Stammgäste, die zum Dienstagstreff gekommen waren, hatten alte Fotos mitgebracht, die mit großem Hallo begutachtet wurden.

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Erna Thomsen hatte die Gaststätte von 1949 bis zu ihrem Tod im Mai dieses Jahres geführt. Mit der uralten Einrichtung und Ernas Charme war der Silbersack schnell zur Kultkneipe, zum Promi-Treff und zur Touristenattraktion geworden. Nach dem Tod der charismatischen Wirtin erlosch die Konzession zum Betrieb der Gaststätte, und sie schloss. Die Kinder von Erna Thomsen wollen die Immobilie verkaufen. Die ersten Verkaufsverhandlungen scheiterten.

Gesucht wird ein Käufer, der nach dem Willen von Erna Thomsens Erben die Kneipe weiterführt. Sohn Gerd Thomsen sagte dem Abendblatt: "Wir verhandeln ernsthaft nur mit Interessenten, die das Gebäude nicht abreißen und den Silbersack wieder öffnen wollen."

Die Freunde des Silbersacks haben sich auf Facebook organisiert. Es sind mittlerweile mehr als 1300 Mitglieder. Sie halten auch Silbersacktraditionen aufrecht, wie das Spendensammeln für die St.-Pauli-Kirche. So wird Horst-Volker Schleich am 27. August in seiner Kneipe Crazy Horst an der Hein-Hoyer-Straße mit einem Liederabend mit Gassenhauern und dem auf der Meile so beliebten "norddeutschen Liedgut" (beispielsweise Shantys) Spenden sammeln.

Bea Wagner, die die Facebook-Initiative mitaufbaute, sagte: "Wir wollen beim Live-Abend genau das wiedergeben, was in der Musikbox des Silbersacks steckte und uns so froh und euphorisch machte."