Mit den 1644 Euro aus dem Sparschwein der Kiezkneipe Silbersack kann die St.-Pauli-Kirche jetzt einen Spielplatz für die Kita ausbauen.

St. Pauli. Das Schwein aus Plastik ist mit einer schweren Kette am Tresen der Kultkneipe Silbersack gesichert. Denn es ist mit einem Kilogramm Münzen und vielen Scheinen gefüttert. Jetzt wird das Tier erleichtert: Silbersack-Miteigentümer Gerd Thomsen, der jüngste Sohn der verstorbenen Silbersack-Wirtin Erna Thomsen, hat den Inhalt des Sparschweins an Pastor Sieghard Wilm von der St.-Pauli-Kirche übergeben. "Es sind genau 1644,65 Euro", sagt der Pastor. "Wir haben einen ganzen Nachmittag daran gezählt."

Auffällig seien die vielen Scheine gewesen, erzählt der Pastor. Kein Wunder, das Schwein hatte schließlich mehrere Monate in der Kneipe gestanden und war von den Stammgästen insbesondere während der Beerdigungsfeier für Wirtin Erna Thomsen, die im Mai gestorben war, mit Spenden bedacht worden.

+++ Silbersack-Besitzer wollen Kultkneipe gern erhalten +++

Mit dem Tod der charismatischen Wirtin erlosch die Konzession zum Betrieb der Gasstätte. Ihre Kinder wollen die Immobilie verkaufen. "Die Verhandlungen laufen weiter", sagt Gerd Thomsen, der erreichen möchte, dass die in ganz Deutschland bekannte Kneipe erhalten bleibt. Er sagte dem Hamburger Abendblatt: "Wir verhandeln ernsthaft nur mit Interessenten, die das Gebäude nicht abreißen und den Silbersack wieder öffnen wollen."

Der Silbersack stammt aus dem Jahr 1949. Erna Thomsen hatte das Gebäude mit ihrem Mann selbst gebaut und seitdem als Wirtin geführt. Schon früh war die Kneipe ein Erfolg - sie wurde zum beliebten Treffpunkt für Nachbarn und Matrosen, für Hamburger und Touristen. Und auch zahlreiche Prominente, darunter Hans Albers, besuchten den Silbersack gern und oft. Insbesondere die mehrere Jahrzehnte alte, schlichte Einrichtung macht den Charme des Gastraums aus - inklusive des Spendenschweins, das einst Hamburgs damaliger Bürgermeister Ole von Beust (CDU) spendiert hatte. Das Spendenschwein gehöre "zum Inventar", wie Gerd Thomsen sagt. Wenn es nach ihm geht, soll das Schwein auch weiterhin im Silbersack stehen.

Sofort nach der Schließung der Kneipe hatte sich im Internet eine Facebook-Gruppe gegründet, die mittlerweile schon fast 1300 Mitglieder zählt und für den Erhalt der Kneipe kämpft. Auch Andy Grote (SPD), Bezirksamtsleiter des Bezirks Mitte, setzt sich dafür ein. Die 1644 Euro aus dem Sielbersack-Schwein kommen der Kindertagesstätte der St.-Pauli-Kirche zugute. Pastor Sieghard Wilm: "Wir verwenden das Geld für einen Spielplatz und investieren in die frühmusikalische Erziehung der Kinder."