Seit 20 Jahren führt Suman Kumar das Casa di Roma. Es gehört zu zehn Restaurants, die Abendblatt-Redakteure aus gegebenem Anlass empfehlen.

Hamburg. Das Casa di Roma an der Langen Reihe ist vieles. Ein enorm großes Restaurant mit knapp 180 Plätzen drinnen und etwa 100 draußen. Es ist ein gefragter In-Treff mit einer italienisch-internationalen Küche, die auf feine Zutaten achtet. Und eine Weinkarte pflegt, auf der italienische Spitzentropfen feilgeboten werden, für die man auch mal mehrere Hundert Euro hinlegen muss. Natürlich wird hier heute Abend auch das EM-Halbfinale Deutschland - Italien übertragen. Nur der Chef des beliebten Italieners in St. Georg, der ist kein Italiener.

Suman Kumar, 51, der das Restaurant schon die kleine gastronomische Ewigkeit von 20 Jahren an dieser Stelle betreibt und das vor Kurzem mit 200 Gästen und Freunden kräftig gefeiert hat, kommt aus dem nordindischen Bundesstaat Punjab, seine Eltern stammen aus Pakistan. 1978 kam er nach Deutschland, angeheuert von einem Onkel, der in Berlin Teppiche verkaufte. In Delhi hatte er da schon im Ashoka-Hotel gearbeitet, Abteilung ausländische Küche. Aufs Italienische, sagt er, ist er schon früher wegen der Pasta gekommen - "gehaltvoll und leicht", gut vor und nach dem Sport.

+++ Ristorante Vito +++

+++ Trattoria Toscana +++

+++ A Modo Mio +++

+++ Piceno +++

+++ Bottega Lentini +++

+++ Ristorante Mercato +++

+++ Ristorante Castelnuovo +++

+++ Café Fele +++

+++ Ristorante Italiano +++

+++ La Pergola +++

Bald stand er in Hamburg bei einem Italiener am Herd, lernte, kochte los. Und als die ersten Gäste ein Glas Champagner in die Küche schickten, weil's geschmeckt hatte, schmiedete er Pläne mit dem italienischen Kellner für den ersten eigenen Laden. Es wurde das Casa di Roma, damals nur ein Raum mit 40 Plätzen. Heute gibt es Bar, Raucherraum und ein Labyrinth von Räumen und eine große Service-Brigade. Und wer sehen oder gesehen werden will, sitzt gern vorn im Raum mit dem Schaufenster. Regisseur Wim Wenders trifft man hier manchmal, auch Entertainerin Ina Müller, Konzertveranstalter Hans-Werner Funke, Schauspieler, Medizinprofessoren, befreundete Köche. Und immer wieder auch Fußball-Ikonen - der Wirt ist nämlich HSV-Fan.

Vor allem aber ist Suman Kumar bekennender Genießer, fährt dreimal in der Woche mit zum Großmarkt, sucht die besten Fleischstücke aus, hat frische Ware - wie jetzt die ersten Pfifferlinge - gern als Erster auf der Karte. Im Casa di Roma setzte er von Anbeginn auf Top-Küche, keine komplizierten Rezepte, klare und kräftige Aromen. Das darf dann auch mal ein bisschen mehr kosten - aber abends sind bei ihm die allermeisten Tische besetzt. "Das geht nur, wenn man die Gäste jedes Mal auf dem Teller überzeugen kann."

Er hat eine kleine feste Karte, Pizza, Pasta. Seine Frau Nehdi - eine Inderin aus Großbritannien, kennengelernt auf einer Hochzeitsfeier in Indien - schreibt von Hand die großen Tafeln mit den tagesfrischen Spezialitäten von der Erbsen-Minz-Suppe über das Tatar vom Kalbsfilet mit Thunfischsauce, vom Perlhuhn mit Pfifferlingen über das irische Rinderfilet und das polnische Entrecote. Immerhin: In der Küche arbeiten drei Italiener, und einen Deutschen hat er von der Bank an den Hohen Bleichen abwerben können.

+++ Hier sehen Sie das Halbfinale +++

+++ Löw schließt Personalwechsel gegen Italien nicht aus +++

Das EM-Viertelfinalspiel hat sich Kumar mit Manni Kaltz und Willi Schulz und ein paar Freunden angeschaut und dazu eine Zwölf-Liter-Weinflasche geöffnet. Rotwein aus Italien, vor allem aus der Toskana, ist nämlich seine große Leidenschaft. Dreimal im Jahr fährt er selbst nach Italien, um einzukaufen. Er liebt es, Weingüter zu entdecken - und dass Asiaten knallhart handeln können, hat ihm dabei nie geschadet. Inzwischen arbeitet auch Sohn Ricky, 21, mit. Er hat Koch gelernt, "auf die harte Tour" und weiß schon ganz genau, wo welcher Wein gelagert wird.

Wenn es heute Fußball gibt, wird es in der Küche ruhiger zugehen. Kumar weiß: "Dann schauen die Leute, und es wird weniger gegessen und mehr getrunken." Trotzdem schaut er selbst natürlich auch gespannt zu. Und der Wirt des Casa di Roma weiß genau, für wen sein Herz schlägt: "Für Deutschland!"

Casa di Roma, Lange Reihe 76, Mo-So 11.30 bis 24.00. Tel. 280 30 43, www.casadiroma@gmx.de

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