Neuer Eigentümer soll das Gebäude nicht abreißen und das Personal übernehmen. Kultwirtin Erna Thomsen verstarb im Alter von 88 Jahren.

St. Pauli. Die Gaststätte Zum Silbersack soll gerettet werden und wieder öffnen. Das wollen auch die Eigentümer erreichen, die die Immobilie zum Verkauf anbieten. "Wir verhandeln ernsthaft nur mit Interessenten, die das Gebäude nicht abreißen und auch den Silbersack wieder öffnen wollen", sagt Gerd Thomsen zum Hamburger Abendblatt. Er möchte auch, dass die Silbersack-Mitarbeiter von einem neuen Betreiber übernommen werden.

Der 66-Jährige ist der Sohn von Kultwirtin Erna Thomsen, die im Alter von 88 Jahren im Mai verstorben ist.

Nach dem Tod von "Erna", wie sie von ihren Gästen liebevoll genannt wurde, schloss die Kneipe. Gleich danach gründete sich eine Facebook-Gruppe zum Erhalt des Silbersacks, die nach wenigen Tagen schon fast 1000 Mitglieder hat und auch von Andy Grote (SPD), dem Bezirksamtsleiter von Mitte, unterstützt wird. Die Facebook-Gruppe diskutiert Rettungsmöglichkeiten und will regelmäßige Treffs vor dem Lokal organisieren.

+++ Hunderte nehmen Abschied von "Silbersack"-Wirtin +++

Der Silbersack ist bundesweit bekannt und ein Besuch gehört für viele Kiezbummler zum Standardprogramm. Der Charme der Gaststätte liegt in der seit Jahrzehnten unveränderten, einfachen und pingelig sauberen Einrichtung. Standardgetränk ist die Astra-Knolle (0,33-Liter-Flasche) für "solide" 1,90 Euro. Im Silbersack trafen sich Bürger aller Schichten und feierten wohltuend stressfrei.

Wichtig für Gerd Thomsen ist diese besondere Atmosphäre der Kultkneipe. "Wir als Familie wollen, dass der Silbersack im Sinne unserer Mutter fortgeführt wird. Es muss ein Lokal für alle Bürger bleiben und auch für die Stammgäste, die es richtigerweise als ihr Wohnzimmer bezeichnen", sagt er. Täglich würde er mit mehreren Interessenten verhandeln. "Es sind alles Interessenten, die sich auf St. Pauli auskennen und eine Beziehung zum Stadtteil haben."

Gerd Thomsen gehört zur Erbengemeinschaft, die die beiden Grundstücke verkaufen, aber nicht die Kneipe weiterbetreiben will. "Wir haben alle nicht die notwendige Beziehung zum Betrieb einer Kneipe."

Thomsen hatte sich am Dienstagabend lange mit Mitgliedern der Facebook-Gruppe über den Erhalt des Silbersacks unterhalten. Mehr als 30 von ihnen hatten sich vor dem geschlossenen Eingang getroffen. "So weit liegen wir nicht auseinander", beschreibt Thomsen den Inhalt der Gespräche.

Auf dem Grundstück an der Silbersackstraße Nummer 9 steht das einstöckige Gebäude mit der Gaststätte, die Erna Thomsen mit ihrem Mann im Jahr 1949 selber baute. Verkauft werden soll auch ein Wohnhaus rechts daneben.