Der Baukonzern Hochtief will die Arbeiten an der Elbphilharmonie kommende Woche wieder aufnehmen. Die Stadt fordert Terminzusagen.

Hamburg. Seit Herbst 2011 ruhten die Arbeiten auf Hamburgs berühmtester Baustelle, der Elbphilharmonie. Jetzt aber soll es weitergehen: In der kommenden Woche will der Baukonzern Hochtief die Fassade wieder einrüsten, und in der Woche darauf, also Anfang Juli, sollen auch die Arbeiten am Dach wieder aufgenommen werden. Das teilte Hochtief-Sprecher Bernd Pütter auf Abendblatt-Anfrage mit.

Die Nachricht sorgte bei der Stadt für verhaltenen Optimismus. "Wir begrüßen es, wenn Hochtief nun tatsächlich endlich wieder die Bauarbeiten aufnehmen sollte", sagte Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde. Ob das aber der Durchbruch ist hin zu weniger Streit und zu einer möglichst schnellen Fertigstellung des Jahrhundertprojekts, ist noch offen. Isermann: "Es darf dabei nicht um kosmetische Arbeiten aus PR-Gründen gehen, sondern es muss nach einem halben Jahr Stillstand endlich substanziell am Bau vorangehen." Noch fehlten feste terminliche Zusagen von Hochtief.

Die Elbphilharmonie sollte eigentlich im November 2011 fertig sein und die Stadt 323 Millionen Euro kosten. Aktuell wird über weitere Kosten von mehr als 100 Millionen Euro gestritten, und die Fertigstellung wird für 2015 prognostiziert. Statt bis zu 1000 Arbeiter, wie für Spitzenzeiten geplant, sind derzeit nur 150 auf der Baustelle, und das auch nur im Hotel- und Gastronomiebereich.

Die Stadt als Auftraggeberin und der Essener Baukonzern hatten sich in vier Punkten völlig zerstritten. Dabei geht es um die Sanierung der historischen Backsteinfassade des Kaispeichers, auf dem das Konzerthaus errichtet wird, außerdem um die technische Gebäudeausrüstung (etwa Heizung, Lüftung, Elektrik), die 80 Meter lange Rolltreppe sowie das Dach über dem großen Konzertsaal. Hochtief hielt - und hält - die Konstruktion der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron für statisch nicht sicher und weigerte sich, an dem in der Endfassung 8000 Tonnen schweren Dach weiterzubauen. Nach Monaten juristischen Hickhacks hatte die Stadt, die das Dach für sicher hält, dem Konzern ein Ultimatum gestellt: Bis zum 31. Mai sollte weitergebaut werden, andernfalls behalte man sich die Kündigung der Verträge vor.

An diesem Tag aber sagte Hochtief lediglich zu, die Baustelle für die Wiederaufnahme der Arbeiten vorzubereiten. Seitdem war unklar, ob und wie es konkret weitergeht. Dem Abendblatt teilte der Konzern mit, man halte nach wie vor die "Ertüchtigung" des Dachs für notwendig und arbeite mit Hochdruck daran. "Allein für die Bearbeitung dieser komplexen Planung beschäftigen wir zurzeit zehn Ingenieure ausschließlich", sagte Konzernsprecher Pütter. Dass die Stadt ihre eigenen statischen Berechnungen nicht herausgebe, erschwere die Aufgabe zusätzlich.

Auf Wunsch der Stadt nehme man die Arbeiten am Dach dennoch "in großem Umfang" wieder auf. Unter anderem würden ab Anfang Juli fehlende Deckenflächen betoniert und mit dem Stahlbau für die Technikzentrale - die auf das Dach kommt - begonnen. Über eine "Neuordnung" des Projekts, zum Beispiel eine gemeinsame Planung von Architekten und Baukonzern, wurde noch keine Einigung erzielt.