Hamburg. Bis zu 134 Wohnungslose sollen schon im April in das beschauliche Wohngebiet kommen. Einige waren bisher am Hamburger Hauptbahnhof.

In Hamburg-Niendorf sollen am Garstedter Weg an zwei Standorte obdachlose Menschen ziehen. Schon zum 1. April sollen die Unterkunft in der Fett‘schen Villa, Hausnummer 20, sowie eine ehemalige Seniorenresidenz entsprechend hergerichtet sein. Zuletzt gab es Konflikte in Niendorf wegen einer geplanten Nachverdichtung.

Niendorf: Bis zu 118 Obdachlose ziehen in ehemalige Seniorenresidenz ein

Bisher gibt es am Garstedter Weg in der Hausnummer 78 eine Seniorenresidenz, die aber wegen des Fachkräftemangels schließen wird. „Leider müssen wir die Schließung unserer Einrichtung bekannt geben“, heißt es auf der Homepage des Pflegewohnstift Garstedter Weg.

„Unser Haus ist schon über mehrere Jahre nicht voll belegt. Der Grund für die reduzierte Belegung war zum einen die Corona-Pandemie und dann vor allem der Personalmangel. Gerade in Hamburg sind die offenen Positionen besonders schwer zu besetzen.“

Nun plant die Stadt Hamburg, dort eine Unterkunft für bis zu 118 Obdachlose einzurichten. Es sind Obdachlose mit medizinischem und/oder pflegerischem Unterstützungsbedarf.

Niendorf: Neue Unterkunft für kranke Obdachlose eröffnet zum 1. April

Die Not, diese Menschen würdevoll unterzubringen, scheint groß. Denn in einem Schreiben der Sozialbehörde an die Bezirksversammlung Eimsbüttel heißt es, dass die Unterkunft dort „schnellstmöglich“ eingerichtet werden müsse. Das Haus soll zum 1. April 2024 angemietet werden. Die Zimmer des ehemaligen Seniorenstifts sind bereits passend ausgestattet. Das Mobiliar wird übernommen.

Weiter heißt es in dem Schreiben: „Die Versorgung von obdachlosen Menschen mit umfangreicheren pflegerischen Bedarfen und schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen stellt für die Arbeit der Wohnungs- und Obdachlosenhilfe eine besondere Herausforderung dar.“

Ziel sei es, diesen Menschen eine Lebensperspektive zu geben. In dem ehemaligen Pflegewohnstift könne die pflegerische und medizinische Versorgung sowie die soziale Beratung obdachloser Menschen sichergestellt werden. Es handele sich dabei um „besonders vulnerable obdachlose Menschen mit vorübergehenden oder dauerhaften gesundheitlichen Einschränkungen.“

Niendorf: Für die Anwohner soll es bald eine Infoveranstaltung geben

Klar ist: Die Unterbringung in dem ganztägig geöffneten Wohnheim ist als Übergangslösung für obdachlose Menschen gedacht, die dann in weitere Hilfsangebote eingegliedert werden sollen. Die Entscheidung und Vorplanung erfolgen in Abstimmung mit dem Bezirksamt Eimsbüttel. Betreiber der Einrichtung ist das städtische Unternehmen Fördern & Wohnen.

Für die Anwohner in Niendorf gibt es im März eine Informationsveranstaltung. Interessierte können die Unterkunft vor der Inbetriebnahme auch an einem gesonderten Tag besichtigen. Das genaue Datum steht noch nicht fest.

Bewohner des Pflegewohnstifts müssen sich um neue Heimplätze bemühen

Die derzeitigen Bewohner des Pflegewohnstifts müssen sich um einen neuen Heimplatz bemühen. „Selbstverständlich werden wir unsere Bewohner, soweit es uns möglich ist, auch dabei unterstützen, einen neuen Heimplatz zu finden“, heißt es auf der Homepage des Pflegewohnstifts Garstedter Weg weiter.

„Mit der Aufgabe des Betriebs des Pflegeheims durch den Betreiber sollte es an erster Stelle stehen, dass alle Bewohner ein Folgeangebot erhalten und ihre Pflege sichergestellt wird“, sagt Gabor Gottlieb, SPD-Fraktionsvorsitzender in der Bezirksversammlung Eimsbüttel. „Mit der neuen Einrichtung wird ein Angebot für die Schwächsten der Schwächen geschaffen.“

Niendorf: 16 Obdachlose vom Hauptbahnhof ziehen in die Fett‘sche Villa

Dennoch müsse die Akzeptanz der Anwohner gefördert werden: „Trotz dessen, dass sich der Betrieb in der Einrichtung und nicht so sehr im Umfeld abspielen wird, ist es die Aufgabe, eine entsprechende soziale Betreuung in Zukunft sicherzustellen. Und wir fordern hierfür die nötigen Mittel ein“, so Gottlieb. Das bedeutet: Es soll auch einen Ansprechpartner für die Nachbarschaft geben.

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Auch in der Fett’schen Villa am Garstedter Weg 20 in der Nähe des Tibarg sind 16 Plätze für Obdachlose vorgesehen – dort sollen sie die Möglichkeit haben, einen Neustart zu finden.

Vorgesehen ist, dort in der Nähe des Polizeikommissariats Menschen unterzubringen, die sich noch „in Ballungsgebieten wie dem Hauptbahnhof aufhalten“. Die Nachbarschaft rund um den Hauptbahnhof sei derzeit besonders belastet, die Lage eskaliert teilweise. Zwei Sozialarbeiter sollen künftig in der Fett‘schen Villa täglich von 8 bis 20 Uhr vor Ort sein.