Investor plant Glas-Beton-Konstruktion. 190.000 Bürger sind aufgerufen, am 24. Mai über die Erweiterung des Eidelstedt Centers abzustimmen.

Hamburg. Er hat etwas von einem Bunker, dieser dreigeschossige Rotklinkerbau mit seinen schmalen grünen Fenstern. Wie eine Festung trotzt das 1986 eröffnete Haus an der Ecke Elbgaustraße/Kieler Straße dem heftigen Wind. "Eidelstedt Center " steht in roter Schrift an der Außenwand, im Inneren laufen die Geschäfte heute nicht sonderlich gut. Einige stehen sogar leer. Und auch die kleine Grünfläche an der Elbgaustraße mit ihren mächtigen, noch kahlen Bäumen wirkt bei Nieselregen wenig einladend.

Doch diese auf den ersten Blick unscheinbare 2600 Quadratmeter große Fläche mit Spielplatz, Holzhäuschen, Bäumen und Büschen spielt eine tragende Rolle im nun schon Monate währenden Streit um die Erweiterung des Einkaufszentrums. Denn der Bunker soll auf Kosten des Grüns glasig und gastfreundlich ausgedehnt werden. Die Initiative Grünes Zentrum Eidelstedt lehnt dies ab. Und nachdem die Bezirksversammlung Eimsbüttel auch gestern nicht dem Bürgerbegehren der Initiative zum Erhalt dieser grünen Insel gefolgt ist, wird es nun am 24. Mai einen Bürgerentscheid geben. 190.000 Eimsbüttler sind aufgerufen, über nichts weniger als die Zukunft des in die Jahre gekommenen Eidelstedter Zentrums abzustimmen.

+++ Bezirk will Streit um Eidelstedt-Center bis April schlichten +++

+++ Der Bürgerentscheid in Eimsbüttel steht +++

Der Investor, die Munich Ergo AssetManagement (Meag), plant eine luftige Glas-Beton-Konstruktion auf der heutigen Grünfläche. Das Center soll entlang der Elbgaustraße attraktiv erweitert, neue Geschäfte etabliert werden. Aus Sicht vieler Einzelhändler ist das eine Möglichkeit, das Zentrum zu revitalisieren. Eidelstedt 71 nennt sich der dazugehörige Plan, in den schon jetzt viel investiert wurde und den die Bezirkspolitik mehrheitlich befürwortet hat. Unter anderem sind Alternativen zur geplanten Bebauung geprüft worden. "Im Ergebnis ist aber nur der von uns favorisierte Entwurf umzusetzen", sagt Meag-Projektleiter Frank Balser. Grünfläche und Bäume müssten weichen, Ausgleich werde an anderer Stelle geschaffen.

"Doch das ist für uns kein Kompromiss", sagt Annemarie Teske, Vertrauensfrau der Initiative Grünes Zentrum Eidelstedt. "Wir hätten gern auf einen 220.000 Euro teuren Bürgerentscheid verzichtet. Aber Politik und Investor sind im Kompromissgespräch nicht bereit gewesen, nach Alternativen zu suchen, die den Erhalt der Grünfläche garantieren." Diesen Auftrag habe die Initiative jedoch von ihren 10.500 Unterschriftengebern. "Deshalb sehen wir dem Entscheid jetzt positiv entgegen."

In der Bezirkspolitik trifft diese Haltung auf Unverständnis. CDU-Fraktionschef Michael Westenberger: "Die Tragweite hat niemand vor Augen. Wenn die Erweiterung kippt, wird das Eidelstedter Zentrum auf lange Zeit keine dringend benötigte Attraktivitätssteigerung erfahren." Deshalb halte seine Fraktion an Eidelstedt 71 fest. "Dann muss man auch mal klare Kante zeigen", so Westenberger.

Und auch Rüdiger Rust, SPD-Fraktionsvorsitzender und Koalitionspartner der GAL, will es auf den Bürgerentscheid ankommen lassen. "Wir werden das Bürgerbegehren jedenfalls nicht übernehmen." Offen ließ Rust, ob die Unterlagen zum Bürgerentscheid - wie von der CDU angeregt - um eine eigene Fragestellung der Bezirkspolitik oder Informationsmaterial ergänzt werden sollen. "Beim Bürgerentscheid zum Isebekkanal hat das eher für Verwirrung gesorgt", sagte sein Fraktionskollege Gabor Gottlieb. Zwei Fragestellungen seien möglicherweise zu kompliziert.

Die Unterlagen werden in jedem Fall in den nächsten Wochen an die wahlberechtigten Eimsbüttler verschickt, sagte Bezirksabstimmungsleiter Stephan Glunz. Sie können ausgefüllt zurückgesandt oder am Wahltag in den drei Kundenzentren des Bezirks abgegeben werden. Glunz: "Bei der Isebek-Abstimmung haben 44.500 von 45.000 Wählern per Brief abgestimmt."

Sollte der Bürgerentscheid zugunsten der Grünfläche ausfallen, wäre die Center-Erweiterung hinfällig, denn das Ergebnis hat Gesetzescharakter. Und dass der Senat das Verfahren an sich zieht, gilt als unwahrscheinlich.