Eimsbüttler Politiker wehren sich gegen Pläne von Sportamt und Tourneeveranstalter. Innensenator hofft jetzt auf eine Kompromisslösung.

Hamburg. Hamburg will eine Sportvorzeigestadt sein. Es gibt sogar eine Dekadenstrategie, die sich mit der Entwicklung von Breiten- und Spitzensport beschäftigt. Erst jüngst liebäugelte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) mit einer erneuten Olympiabewerbung . Doch jetzt gibt es erst einmal Streit um den Veranstaltungsort für ein Sportereignis, um das sich Hamburg noch nicht einmal bewerben musste: Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) plant unter dem Namen MyCityRun eine Tournee mit Laufveranstaltungen für jedermann in fünf deutschen Großstädten. Auch Hamburg soll dabei sein. Sechsmal wollen die Verantwortlichen mit ihrer "Roadshow" im Zeitraum von Ende Mai bis Anfang Juli zu Gast sein.

+++ Startschuss für die Olympia-Bewerbung +++

Aber da gibt es ein Problem: Die Politik im Bezirk Eimsbüttel ist gegen das Alstervorland als Austragungsstätte: Der DLV möchte dort die Hobbysportler über einen etwa 2,3 Kilometer langen Rundkurs über die Gehwege schicken. Start und Ziel sollen am Fährdamm in Höhe des Cafés Cliff sein. Zur Unterhaltung der Teilnehmer sollen dort ein Bühnen-Truck samt Moderator und Musik sowie verschiedene Stände platziert werden. Der Parkplatz am Fährdamm wird komplett gesperrt. Aber die Politik will die Sportveranstaltung an der Alster nicht: "Das Alstervorland ist nicht der geeignete Ort für eine solche Sportveranstaltungsreihe. Dieses Event würde gleich sechsmal hintereinander in den Sommermonaten dieses beliebte Erholungsgebiet in Beschlag nehmen", sagt CDU-Fraktionschef Michael Westenberger. Auch die SPD-Abgeordnete Mechthild Führbaum, die Präsidentin der Bezirksversammlung ist, spricht sich gegen die Laufveranstaltung aus: "Das Alstervorland verkommt immer mehr zu einer Eventfläche. Aber das ist nicht seine Bestimmung." Die Menschen sollten sich hier entspannen, und dazu würden die dauernden Laufveranstaltungen nicht beitragen. Ablehnung kommt auch von der GAL: "Das Alstervorland ist für viele eine Naherholungsoase. Diese sollte nicht durch ein Lauf-Event samt Musikbeschallung mitten in der Sommersaison gestört werden", sagt Fraktionschef Roland Seidlitz.

Der Kerngebietsausschuss der Bezirksversammlung hatte bereits Anfang April die Veranstaltung im Alstervorland abgelehnt. Das hätte eigentlich das Aus bedeutet. Doch dann gelangte das Thema wieder auf der Tagesordnung der Bezirksversammlung, diesmal am 12. April im Hauptausschuss. Das Sportamt hatte nach Abendblatt-Informationen Eimsbüttels Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD) direkt kontaktiert und Unmut über die Entscheidung der Politik ausgedrückt. Mit Erfolg: Bezirksamtschef Sevecke setzte das Thema auf die Tagesordnung. Aus der DLV-Hauptzentrale in Darmstadt reiste sogar Geschäftsführer Frank Lebert an. Er stellte den Abgeordneten eine "abgespeckte Version" vor. Denn ursprünglich waren zehn Veranstaltungen vorgesehen und deutlich mehr Stände.

Der DLV setzt auf Hamburg als Veranstaltungsort, wie Lebert im Abendblatt-Gespräch betonte. "Wir wollen mit MyCityRun zum Laufen motivieren, und das macht in der Gemeinschaft am meisten Spaß." Für die Teilnehmer sei es kostenlos und ohne Anmeldung. DLV-Lauftrainer stünden mit Rat und Tat zur Seite. Zu der Diskussion um das Alstervorland wollte sich der DLV-Geschäftsführer nicht äußern: "Es handelt sich hierbei um ein schwebendes Verfahren." Es geht aber auch hier um das Geld. Denn der Sponsor der Laufveranstaltung ist ein Wasserhersteller, der sein Produkt in einem attraktiven Umfeld wie der Alster präsentieren will.

Das große Interesse der Stadt an dem Lauf-Event zeigt sich auch an folgendem Umstand: Nach Abendblatt-Informationen soll das Sportamt dem DLV das Alstervorland von sich aus als Veranstaltungsort nahegelegt haben.

Hinter den Kulissen sind die Verantwortlichen jetzt bemüht, die Veranstaltung irgendwie doch an dem Standort zu realisieren. Zum einen durch die "abgespeckte Version", aber vielleicht auch durch gutes Zureden. Sportsenator Michael Neumann (SPD) zeigte sich zuversichtlich: "Wir wollen eine gute Lösung für alle Beteiligten finden. Was in Städten wie Berlin, Frankfurt oder Stuttgart möglich ist, sollte auch in einer sportbegeisterten Stadt wie Hamburg machbar sein."

Doch die Entscheidung liegt nach wie vor bei der Bezirkspolitik. Das bestätigt auch Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke "Wir können aus Rechtsgründen nur eine Genehmigung erteilen, wenn die Bezirkspolitik zustimmt." Aber Sevecke sagt auch: "Es würde durch diese Veranstaltungsreihe zu massiven Beeinträchtigungen im Alstervorland kommen." Die Fraktionen der Bezirksversammlung haben nun das letzte Wort. Die Partei Die Linke hat dem Bezirksamtsleiter bereits ihre endgültige Ablehnung mitgeteilt. CDU, FDP, GAL und SPD wollen der Bezirksamtsleitung heute ihre Entscheidung bekannt geben.