Sperrung für Laufparcours dient nur dem Geschäft

Man muss schon Glück haben, wenn man einen der weißen Holzstühle an der Alster ergattern will. Zu begehrt sind diese bequemen Sitzplätze, sobald sich die Sonne hinter den Wolken hervorwagt. Die Wiesen an der Alster sind ein grünes Paradies mitten in der Stadt, eine Oase am Wasser, um die man jetzt fürchten muss - jedenfalls zeitweise.

Ja, es gibt in dieser Stadt noch Menschen, für die Freizeit nicht gleichbedeutend ist mit organisiertem Remmidemmi, wie es jetzt der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) in Hamburg plant. Dafür will er für den Lauf MyCityRun an sechs Donnerstagen das Alstervorland sperren lassen, damit ein paar Hundert Jogger in einem gut zwei Kilometer langen Parcours ihre Runden drehen können. Wenn der DLV wirklich glaubt, er könne damit den nachhaltigen Trend zu gesunder Lebensführung verbreiten, dann sei ihm gesagt: Den Trend kennt man hier schon. Die Hamburger laufen schon jetzt an der Alster, wann immer sie wollen - viele sogar rundherum und nicht nur ein Stückchen. Für sie müssen die, die Muße suchen, nicht weichen. Und für die ganz Ambitionierten gibt es den Marathon.

Die erklärte Hanse- und Sportstadt Hamburg sollte sich genau überlegen, wo wirklich die sportliche Betätigung im Vordergrund steht und wo der Rummel. Eine Laufveranstaltung mit Bühnen-Truck und Buden, die ein französischer Wasserhändler sponsert, lässt da arge Zweifel aufkommen. Die gab es offenbar auch bei den verantwortlichen Bezirkspolitikern. Sie lehnen die Veranstaltung ab.

Will da nur ein Sponsor sein Edelwasser öffentlichkeitswirksam an den Mann bringen? Oder warum sonst muss die Veranstaltung in einem der beliebtesten Naherholungsgebiete mitten in der Stadt stattfinden und nicht beispielsweise in Wilhelmsburg? Vielleicht weil in solchen Stadtteilen weniger Geschäft zu machen wäre?

Diese Frage müssen sich die Initiatoren gefallen lassen. Wäre es dem Leichtathletik-Verband und dem Sportsenator, der auf eine Lösung hofft, ernst, dann müssten sie sich auf einen anderen Standort einlassen. Das würde der Glaubwürdigkeit der Veranstaltung außerordentlich guttun.