Eidelstedter Sozialdemokraten nehmen Genossen-Sohn erst nach einem Machtwort von Bürgermeister Olaf Scholz auf.

Eidelstedt. Es soll Parteien geben, die händeringend neue Mitglieder suchen, weil ihnen zu viele davonlaufen. Die Hamburger SPD scheint dagegen zu viele Genossen zu haben, denn die Regierungspartei lehnt Neuaufnahmen sogar ab.

Jedenfalls lautete so der Beschluss des Distriktsvorstands der SPD Eidelstedt: Mit Mehrheit wiesen die Sozialdemokraten am Dienstagabend den Antrag des 17 Jahre alten Jonas Böwer auf Zugehörigkeit zurück. Nun mag beim Nein für den Junior eine Rolle gespielt haben, dass er der Sohn von Thomas Böwer ist, langjähriger Bürgerschaftsabgeordneter und SPD-Mitglied seit 1980. Böwer, dessen Frau und Tochter ebenfalls der Partei angehören, geht kaum einem Streit aus dem Weg und liegt auch mit dem einen oder anderen Parteifreund im Kreisverband Eimsbüttel über Kreuz. Auch die Eidelstedter SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Martina Koeppen zählt nicht zu Böwers engsten politischen Weggefährtinnen.

+++ Thomas Böwer: Engagiert und abgewählt +++

Als Böwer von der Ablehnung seines Filius erfuhr, wehrte er sich digital. Per SMS drückte er Parteichef und Bürgermeister Olaf Scholz mit deutlichen Worten sein Missvergnügen über die Entscheidung aus. Die Reaktion aus dem Rathaus kam prompt. Scholz machte dem Eimsbütteler SPD-Kreischef Milan Pein klar, dass er die Aufnahme von Böwer junior wünsche.

"Ich habe die Eidelstedter Distriktsvorsitzende nach dem Grund für die Ablehnung gefragt. Sie konnte mir keinen Grund nennen, und ich habe auch keinen gesehen", sagte Pein gestern dem Abendblatt. "Es gab noch offene Fragen, deswegen haben wir die Aufnahme abgelehnt", sagte Distriktschefin Armita Karzemi eher unscharf.

Kurz und gut: Jonas Böwer wurde gestern "im Umlaufverfahren" aufgenommen. Vielleicht ist das auch deswegen klug, weil Böwer senior gerade Wahlkampf gegen Milan Pein um den Posten des Kreischefs führt.