Der Verein Boxschool hilft bei Problemen mit auffälligen Jugendlichen. Viele jugendliche Gewalttäter waren in ihrer Kindheit selbst Opfer.

Hamburg. Sie gehen buchstäblich dahin, wo es wehtut. Sie kümmern sich um Schüler, an denen andere Pädagogen verzweifeln. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, etwas gegen die Gewalt an Hamburger Schulen zu tun. Und bringen den Jugendlichen deshalb das Boxen bei.

Boxschool heißt der Verein für Gewaltprävention, der zurzeit sieben Schulen in Hamburg in ihrem Umgang mit verhaltensauffälligen Schülern unterstützt. Oft wenden sich die Schulen an die Beratungsstelle Gewaltprävention, wenn sie ihre Probleme nicht mehr allein lösen können. "Die Behörde kommt dann auf uns zu, und wir nehmen Kontakt zur Schule auf", sagt Olaf Jessen, Vorsitzender von Boxschool.

In einem Vorgespräch werden die Rahmenbedingungen festgelegt. Das Kollegium wird eingebunden, es gibt einen verlässlichen schulischen Ansprechpartner und regelmäßige Austauschgespräche. "Wir bieten Boxen im Wahlpflichtbereich und als Projektangebot für Jugendliche zwischen zehn und 16 Jahren an, die Täter oder Opfer von Gewalt geworden sind", so Jessen.

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14 Trainer arbeiten derzeit in dem sozialen Projekt, das mit dem Verein Gefangene helfen Jugendlichen und dem Weißen Ring kooperiert. Ganz wichtig ist dessen Landesvorsitzendem Wolfgang Sielaff die Qualifizierung der Boxtrainer. "Wir haben die Opferperspektive, und damit wollen wir die Trainer vertraut machen. Damit sie ein Gespür dafür bekommen, wie schmal der Grat zwischen Opfern und Tätern ist", sagt Sielaff. Die meisten jugendlichen Gewalttäter seien in ihrer Kindheit selbst Opfer gewesen. Durch die Kooperation wolle man helfen, "Kinder, die aus problematischen Familien kommen, darin zu unterstützen, einen geraden Weg zu gehen."

Dabei, den richtigen Weg einzuschlagen, helfen Menschen wie Panna Botis. Der Boxtrainer arbeitet mit Jugendlichen an einer Schule in Altona. "Viele haben nie Sport gemacht, haben kein Körpergefühl und keine Disziplin", sagt er. Und sie merkten sehr schnell, dass es beim Boxen nicht darum geht, "mal eben auf dem Schulhof einen umzuhauen", sondern dass man nur mit Disziplin, Fairness, Selbstkontrolle und dem Einhalten von Regeln weiterkommt. "Wichtig ist auch, dass sich die Schüler im Training auspowern können und dass sie die Konsequenzen ihres Verhaltens spüren", sagt Volkert Ruhe, Chef von Gefangene helfen Jugendlichen, der auch Gefängnisbesuche von Schülern organisiert.

Ehrenamtliche und Förderer unterstützen das Projekt. Sielaff wünscht sich, dass die Politik mehr auf Prävention setzt. "Wenn nur ein Schüler durch das Boxen wieder in die Spur findet, hat sich meine Arbeit gelohnt", sagt Thies Böttcher, Trainer an der Schule Luruper Hauptstraße.