Bergedorf. Der seit Jahresbeginn tobende Preiskampf der Discounter geht heute in eine neue Runde. Um bis zu 33 Prozent günstiger als noch vor Wochenfrist sind jetzt manche Produkte. Ob Kaffee, Wein, Schweinefleisch oder Milchprodukte - es geht scheinbar alles noch billiger. Die Verbraucher nehmen es derzeit dankbar an, Verbraucherschützer sehen den Billigtrend aber nicht nur positiv.

Auslöser der jüngsten Preisrunde ist Lidl. Der Discounter (bundesweit 2900 Filialen) lockt ab heute beispielsweise mit frischen Hähnchen für 2,69 Euro (2,34 Euro/kg). Minutensteaks aus dem Schweinelachs kosten gerade mal noch 2,49 Euro (6,23 Euro/kg). Und 500 Gramm Kaffee gibt es ab 2,56 Euro. Anstoßen kann man darauf mit Jules-Mumm-Sekt für 3,49 Euro die Flasche. Aldi und Penny werden voraussichtlich nachziehen.

Mit den Preissenkungen geben die Discounter einerseits Einsparungen aus gesunkenen Energiepreisen weiter: Vor allem der niedrigere Dieselpreis macht sich bei den Logistikkosten bemerkbar. Zum anderen sehen Branchenbeobachter einen erbitterten Kampf um Marktanteile entbrannt: Es wird damit gerechnet, dass im Zuge der Wirtschaftskrise mehr Verbraucher teuren Ketten den Rücken kehren. Davon will neben Aldi und Lidl demnächst auch noch die Edeka-Tochter Netto profitieren: Sie steigt mit der Übernahme von 2300 Plus-Filialen in die "erste Liga" der Discounter auf.

Der Preiskampf setzt auch etablierte Marken-Supermärkte unter Druck. Der Vierländer Edeka-Markt hält beispielsweise mit den "Gut & Günstig"-Produkten gegen. "Wir passen die Preise täglich an die der Discounter an", sagt Inhaber Niko Clausen.

Messbare Auswirkungen auf die Qualität der Produkte hatte die Entwicklung bislang offenbar nicht. Nach einer Untersuchung der Zeitschrift "Öko-Test" finden sich in Produkten von Discountern nicht mehr Schadstoffe oder Pestizide als in Artikeln von Marken-Supermärkten. Mittelfristig fürchtet Dr. Günter Hörmann von der Hamburger Verbraucherzentrale aber sehr wohl einen Trend zum Qualitätsverlust: "Es werden zunehmend klassische Inhaltsstoffe durch Aromen ersetzt, etwa Erdbeeren im Joghurt durch Erdbeeraroma."

Leidtragende des Preiskampfes, der nach Meinung von Experten noch das ganze Jahr anhalten wird, sind die Lieferanten. "Wir müssen unsere Milch derzeit zu Preisen abgeben, die bei weitem nicht kostendeckend sind", sagt Milchbauer Matthias Steffens aus Neuengamme (93 Milchkühe). Für den vergangenen Monat erwartet er Einnahmen zwischen 21 und 24 Cent je Liter. "Übers Jahr gesehen müssen wir mindestens 30 Cent erlösen", sagt Steffens. Billiger könne nur bei hochtechnisierter Massenproduktion geliefert werden.