Nach dem Höhenflug im vergangenen Jahr fallen die Lebensmittelpreise. Zu Lasten der Qualität?

"2009: noch billiger!", "Wieder dauerhafte Preissenkungen", "2009 wird gut & günstig" - mit solchen Slogans werben Penny, Aldi, Edeka und andere Lebensmittelketten zum Jahresbeginn für günstige Ware. Große Anzeigen in Tageszeitungen, Spots im TV und Angebotsbeispiele im Internet sollen Verbraucher in die Läden locken - und vor allem weg von der Konkurrenz. Ein neuer Preiskampf hat begonnen.

Waren die Preise für Lebensmittel besonders in der Mitte des Jahres 2008 deutlich nach oben gegangen (Höchststand im Juli mit 7,8 Prozentpunkten über dem Vorjahreswert), fallen sie seit November wieder. "Im Laufe des vergangenen Jahres sind die Erzeugerpreise gestiegen", sagt Ulf Kalkmann, Sprecher des Hamburger Einzelhandelsverbands. Jetzt, in einer schwierigen Marktsituation, würden oligopole Strukturen wieder als Druckmittel genutzt: "Große Ketten dominieren die Nachfrage und machen Druck auf die Produzenten", sagt Kalkmann. Für eine gesunde Marktregulierung wären hingegen viele Nachfrager und viele Anbieter wünschenswert.

Kurzfristig profitiere der Verbraucher, denn Vergünstigungen würden an den Kunden weitergegeben. Das bestätigt auch Ulrich Lissek, Sprecher der Rewe-Gruppe: "Wir möchten die Preise für unsere Kunden stabil halten und geben Einkaufsvorteile weiter." Und die Preise bei den Lebensmitteln werden weiter fallen, prognostiziert Kalkmann, der in 2009 eine Inflationsquote von lediglich 0,5 Prozent für den Bereich des gesamten Einzelhandels erwartet. Sorgen bereitet dem Verbandssprecher aber die langfristige Entwicklung: Aufgrund des wachsenden Drucks auf die Erzeuger, Produktionskosten zu reduzieren, werde die Qualität leiden. Ein Szenario, das Kalkmann als "Trading down" bezeichnet. "Wenn ein Kilo Schweinefleisch plötzlich nur noch drei Euro irgendetwas kostet, muss man sich ja nur mal überlegen, wie wenig da für den Einzelnen in der Produktionskette bleibt. Da wird dann eben minderwertiges Futter gegeben oder es werden Hormone verabreicht", gibt Kalkmann zu bedenken.

Befördert werde diese Entwicklung dadurch, dass die Deutschen "schwache Konsumenten" seien. Nirgends werde so viel gespart wie bei uns. "Deshalb wäre es in dieser Zeit sinnvoll, die Steuerabgaben zu senken, damit die Bürger mehr Geld zur Verfügung haben", meint der Verbands-Sprecher, in der Hoffnung, dass sie dieses dann auch ausgeben.