Curslack. Schmeichelhafter Derbysieg für den SV Curslack-Neuengamme gegen die begeisternden Jungspunde vom VfL. Was den Ausschlag gab.

Der Weg zum Tor des SV Curslack-Neuengamme war weit für Owusu Kofi Manu. Genau genommen betrug der Abstand zum Gehäuse des Vierländer Fußball-Landesligisten für den Angreifer des VfL Lohbrügge in der 26. Minute des Derbys am Gramkowweg 50 Meter. Trotzdem setzte der pfeilschnelle Angreifer von der Mittellinie aus zu einem unwiderstehlichen Solo an – zum Slalom seines jungen Lebens.

Wie lästige Fliegen schüttelte der 19-Jährige seine Gegenspieler ab, bis er nur noch Curslacks Keeper Kai Erschens vor sich hatte. Was nun aber folgte, titulierte VfL-Coach Elvis Nikolic später als „Micky-Maus-Schüsschen“. Denn so großartig sich der Stürmer seine Chance erarbeitet hatte, so kläglich vergab er sie. Das tolle Solo von Manu und der verunglückte Abschluss standen sinnbildlich für den Auftritt der Lohbrügger Jungspunde. Die bekamen bei ihrer 1:2-Niederlage vor 100 Zuschauern am Alten Bahnhof zwar viel Lob, aber keine Punkte.

Landesliga: Viel Lob, aber keine Punkte für den VfL Lohbrügge

„Ein Unentschieden wäre mehr als verdient gewesen“, befand Gäste-Coach Elvis Nikolic. „Ich finde, dass wir sie spielerisch in der zweiten Hälfte dominiert haben. Sie hatten keine Lösungen. Aber letztlich zählen im Fußball Tore. Und die haben wir eben nicht gemacht.“ Nikolic kritisierte, dass sein Team im ersten Durchgang mit angezogener Handbremse agiert habe: „Wir müssen schauen, dass wir über 90 Minuten Konstanz und Feuer auf den Platz bringen.“

Curslacks Stürmer Arnold Lechler (l.) sieht staunend zu, wie Simon-Manuel Adam davonzieht.
Curslacks Stürmer Arnold Lechler (l.) sieht staunend zu, wie Simon-Manuel Adam davonzieht. © BGZ/Hanno Bode | Hanno Bode

Doch seine mit so viel Talent und Tempo ausgestattete Mannschaft wusste spielerisch über weite Strecken der Partie restlos zu überzeugen. Nur wenn es darum ging, die brillanten Spielzüge zu veredeln, dann versagten den VfL-Spielern die Nerven. So stand am Ende eines von beiden Seiten sehr intensiv geführten Duells ein etwas schmeichelhafter 2:1-Erfolg für die favorisierten Curslacker.

Nach der Pause lag der Altersschnitt des VfL-Teams knapp über 19 Jahre

Doch der VfL hatte Eindruck hinterlassen. Sogar beim Gegner. „Lohbrügge ist eine Klasse stärker als Bramfeld“, befand SVCN-Sportchef Torsten Henke. Gegen den BSV hatten die Vierländer zwei Wochen zuvor eine 3:4-Niederlage kassiert und dabei große Defizite offenbart, was die Kommunikation auf dem Platz und die taktische Disziplin anging. Im Duell mit dem blutjungen VfL-Team, das im zweiten Abschnitt einen Altersdurchschnitt von knapp über 19 Jahren hatte, präsentierten sich die Vierländer hingegen als Einheit, die ganz viel Leidenschaft in die Waagschale warf.

„Wir haben gut dagegengehalten“, sagte Henke. „Es sind extrem wichtige drei Punkte.“ Curslacks Trainer Sascha Bernhardt schlug in dieselbe Kerbe: „Wir haben heute den Willen gezeigt, das Tor zu verteidigen und den Sieg hierzubehalten“, lobte er. Seine Elf hatte zudem einen optimalen Start erwischt. Bereits nach 180 Sekunden brachte Innenverteidiger Marvin Schalitz die Hausherren nach einem Freistoß von Kapitän Witalij Wilhelm per Kopfball in Führung. „Da haben wir geschlafen, dabei hatten wir diese Variante am Donnerstag im Training noch angesprochen“, ärgerte sich Nikolic.

Michael Hamann trifft mit einem Rechtsschuss zum vorentscheidenden 2:0

In der Abwehr waren die Lohbrügger immer mal wieder anfällig, in Ballbesitz hingegen machten sie vieles richtig. Doch der Abschluss blieb das große Manko, der Gäste, bei denen mit Mittelfeldakteur Max Ebmeyer und Linksverteidiger Kadere Toni Sitou zwei 18-Jährige aus der A-Jugend-Regionalliga-Mannschaft in der Startelf standen. „Mehr Überzeugung“, forderte Nikolic nach der bereits beschriebenen Großchance, die Manu nach seinem Sololauf vergab (27.).

Mehr vom Lokalsport

Die nötige Entschlossenheit zeigten die Hausherren. Michael Hamann sorgte mit einem platzierten Rechtsschuss für das 2:0 (30.). Kurz vor der Halbzeit hatte Witalij Wilhelm dann sogar den dritten Curslacker Treffer auf dem „Schlappen“. Seinen Schuss konnte Immanuel Nkrumah allerdings auf der Linie abwehren (43.). Ein 0:3-Rückstand wäre für die Gäste wohl nur schwer aufzuholen gewesen. So aber bestand noch Hoffnung für die Nikolic-Elf.

Ein Elfmetertor gibt den Lohbrüggern neue Hoffnung, doch es reicht nicht

Die wurde noch größer, als SVCN-Verteidiger Jonas Holz, ein ehemaliger Lohbrügger, den aktuellen Lohbrügger Manu im Strafraum nur mit unlauteren Mitteln stoppen konnte. Niklas Pietruschka verwandelte den fälligen Strafstoß sicher zum 1:2-Anschlusstreffer (64.). Nun wurde es eng für die Gastgeber. Der VfL Lohbrügge schnürte die Hausherren phasenweise in deren Hälfte ein. Das Bernhardt-Team kam zwar immer wieder zu Entlastungsangriffen, spielte diese jedoch schlecht aus.

So mussten die Vierländer bis zum Schlusspfiff um den Erfolg bangen. Der ganz starke SVCN-Keeper Kai Erschens sowie kurz vor Ultimo das Aluminium retteten den Vierländern schließlich den glücklichen Sieg. Entsprechend ausgelassen wurde am Gramkowweg gefeiert. „Hässliche Curslacker überall“, sangen die Bernhardt-Schützlinge freudetrunken und tanzend im Mannschaftskreis.

Jetzt muss der SV Curslack-Neuengamme beim Tabellenführer antreten

Vor dem Auswärtsspiel am kommenden Sonnabend beim Tabellenführer Vorwärts-Wacker Billstedt (15 Uhr, Öjendorfer Weg) haben sie Anschluss an das obere Tabellendrittel gefunden. Der VfL Lohbrügge aber ist wohl das derzeit spannendste Fußball-Projekt im Bergedorfer Raum. Doch wieder einmal hatten sie Lehrgeld gezahlt. „Es ist ein Entwicklungs- und Lernjahr“, ordnete Trainer Nikolic das Geschehen ein. „Wenn wir daraus lernen, dann kann daraus in der Zukunft mal eine richtig gute Mannschaft werden.“

SV Curslack-Neuengamme: Erschens – Kühn, Knotternus, Schalitz, Holz – Bombek, Mokhlis (78. Winterfeld), Brkic (78. Rump), Wilhelm, Hamann (62. Saupe) – Lechler (40. Bäker)

VfL Lohbrügge: Huß – Nkrumah, Metzler (46. Pietruschka), Adam, Sitou – Weber, Karakas (46. Hoffmann), Fieberg (64. Müller-Blech), Ebmeyer – Manu, Pangalos