Düneberg. Nach dem Aufstieg in die Fußball-Oberliga wollen sich die Geesthachter dort nicht verstecken. Worauf der Trainer André Wengorra setzt.

Da ist sie also, die Eistonne. Seit dem berühmt gewordenen Fernsehinterview von Fußball-WeltmeisterPer Mertesacker gilt die Eistonne als Inbegriff der Hingabe eines Fußballers an seinen Sport. Sich bis zur Erschöpfung zu verausgaben und dann die müden Knochen in das Wasser der Eistonne zu tauchen, das ist auch im Amateurfußball längst Kult geworden.

Gleich vier dieser Eistonnen hatte der Fußball-OberligistDüneberger SV bei seinem Trainingslager in Arendsee aufgebaut. Daran lässt sich ermessen, was die Geesthachter sportlich in der kommenden Saison so vorhaben. Hier in der Idylle der Altmark in Sachsen-Anhalt, zwei Autostunden vom heimischen Geesthacht entfernt, schwitzten sie unter der Regie des neuen Trainers André Wengorra für den Erfolg.

Düneberger SV: Darauf setzt Coach André Wengorra

„Alle haben Lust auf das Projekt und die neue Saison“, registrierte Wengorra zufrieden. Ein Großteil des Teams hatte auf Mallorca bei der Mannschaftsreise davon erfahren, dass es nach der verlorenen Relegation gegen die SV Halstenbek-Rellingen (2:3, 2:2) doch noch mit dem Sprung ins Hamburger Oberhaus geklappt hatte. Sicherlich nicht ideal.

Düneberger Spieler in der Eistonne im Trainingslager 2023 in Arendsee.
Düneberger Spieler in der Eistonne im Trainingslager 2023 in Arendsee. © Düneberger SV | Düneberger SV

Ebenso wenig wie der überstürzte Abgang des früheren DSV-Coaches Dennis Tornieporth, der zudem mit Torschützenkönig Corvin Behrens und Abwehr-Ass Shabane Sanni die beiden besten Fußballer des Teams zum Lüneburger SK mitnahm. „Es gibt keinen idealen Zeitpunkt für einen solchen Abschied“, sagt Wengorra diplomatisch.

Die Stürmer Mert Akkus und Marvin Möller sind die Gewinner der Vorbereitung

Mit David Özcerkes (Karriereende) und Joscha Behrens, der in die Bezirksliga zum SC Schwarzenbek gewechselt ist, weil er aus privaten Gründen den Aufwand in der Oberliga nicht betreiben wollte, haben weitere Spieler mit viel Qualität und Erfahrung den Verein verlassen. Ob die Neuzugänge das kompensieren können, ist völlig offen.

Doch nicht allein daran wird es hängen, ob die Düneberger eine erfolgreiche Oberliga-Saison spielen. Entscheidend wird auch sein, inwieweit es die Spieler aus dem bisherigen Kader schaffen, sich an die neue Klasse zu gewöhnen. Zu den Gewinnern der Vorbereitung gehörten die Stürmer Mert Akkus und Marvin Möller, die sich fast in jedem Testspiel in die Torschützenliste eintrugen.

Bei der Oberliga-Premiere in Altona wartet eine gewaltige Kulisse

Sie dürften wohl auch am Sonnabend im ersten Saisonspiel bei Altona 93 von Beginn an auflaufen (15.30 Uhr, Griegstraße). Jedenfalls dann, wenn der frühere Stürmer Wengorra trotz der zu erwartenden Kulisse von fast 1000 Zuschauern seiner Elf eine offensive Herangehensweise zutraut. „Wir sind nicht aufgestiegen, um uns in jedem Spiel hinten reinzustellen“, macht er klar. „Wir spielen Spiele, um zu gewinnen.“

Doch das Auftaktprogramm ist knallhart: Nach dem Gastspiel in Altona und dem Pokalspiel bei Concordia (1. August, 18.15 Uhr, Bekkamp) bekommt es der DSV zu Hause mit dem dritten Hamburger Traditionsverein innerhalb einer Woche zu tun. Der SC Victoria stellt sich in Geesthacht vor (5. August, 14 Uhr, Silberberg). „Willkommen in der Oberliga!“, kommentiert Wengorra lakonisch.

Die Spieler des Düneberger SV sind das Siegen gewohnt – noch!

Um in solchen Begegnungen bestehen zu können, haben sie im Trainingslager am Arendsee vier Tage lang intensiv Kondition gebolzt und an den spielerischen Abläufen gefeilt. Der fünf Quadratkilometer große Arendsee ist ein sogenannter Einbruchsee, der größte in Norddeutschland. Er ist dadurch entstanden, dass ein Salzstock unter dem Druck des Grundwassers wegbrach, das Gelände absackte und voll Wasser lief.

Einen Einbruch, um im Bild zu bleiben, wollen die Düneberger nach dem Höhenflug der vergangenen Saison natürlich vermeiden. Dafür haben sie sich am Arendsee gequält. Doch vor allem mental ist es eine gewaltige Herausforderung für die erfolgsverwöhnte Elf. In 30 Punktspielen gingen die Geesthachter in der vergangenen Saison 25-mal als Sieger vom Platz – so oft wie kein anderes Team.

Neuzugang Mark Brudler hat bereits seine Kopfballstärke gezeigt

Nun müssen die DSV-Spieler damit klarkommen, dass der Widerstand härter werden wird, dass die Gegner Dassendorf, Altona oder Concordia heißen statt Oststeinbek oder Rahlstedt. Neuzugänge wie Tom Muhlack und Valentin Zalli (beide TuS Dassendorf) oder Mark Brudler (ETSV Hamburg) werden vorangehen müssen, zusammen mit den alten Hasen wie Joe Warmbier.

Gerade von der Kopfballstärke Brudlers erwartet sich Wengorra bei Standardsituationen so einiges. „Er hat in der Vorbereitung schon zwei Treffer eingeköpft“, schwärmt er. In der vergangenen Saison war Brudler sechsmal erfolgreich, der zurückhaltende Shabane Sanni hingegen köpfte trotz seiner gewaltigen Sprungkraft nur ein einziges Tor.

Pascal Nägele und Domenic Kikillus fallen verletzt erst einmal aus

Routinier Pascal Nägele (Kreuzbandriss) und Keeper Domenic Kikillus (Knieoperation) werden jedoch erst einmal nicht zur Verfügung stehen, auch wenn Nägele bereits wieder mit dem DSV-Team trainiert hat. Vorsorglich nimmt Trainer Wengorra daher sämtlichen Druck von der Düneberger Elf. „Diese Saison ist die Belohnung für die vergangene Spielzeit“, sagt er. „Wir sind guter Dinge, dass wir den Klassenerhalt schaffen werden.“