Bergedorf. Der Pechvogel der Saison: Eigentlich wollte Thomas Herrmann entspannt Abschied nehmen. Doch es kam anders. Unsere Fußball-Kolumne.

Am Donnerstag starten die Fußballer des ASV Bergedorf 85 zu ihrer Saisonabschlussfeier nach Mallorca. Zu feiern gibt es einiges: Als bester Tabellenzweiter der acht Kreisliga-Staffeln haben die „Elstern“ den Aufstieg in die Bezirksliga geschafft. Nur ein Jahr nach dem Abstieg ist damit die Rückkehr geglückt.

Seinen Platz im Flieger hatte auch Thomas Herrmann fest gebucht. Seit Jahren hält der 34-jährige Defensiv-Spezialist seine Knochen für die Bergedorfer hin. Nach dieser Saison sollte Schluss sein. Das letzte Punktspiel gegen den SV Curslack-Neuengamme II sollte Herrmanns finaler Auftritt im „Elstern“-Trikot werden. „Er hatte schon bei der Mannschaftsbesprechung vor dem Anpfiff Tränen in den Augen“, verrät „85“-Coach Mario Meier. Dann passierte das Unglück: Bei einem Zweikampf blieb Herrmann im Boden hängen, verdrehte sich das Knie, musste auf der Trage aus dem Stadion ins Krankenhaus gebracht werden. Die Bergedorfer bildeten ein Spalier, applaudierten ihm, als er vom Platz getragen wurde.

Umjubelte Rückkehr auf Krücken ins Stadion

Der Schock saß tief, ganz besonders bei Robin Stahs, Herrmanns Neffe. „Kannst Du weiterspielen“, wollten seine Teamkollegen wissen. „Jetzt erst recht“, antwortete Stahs. Die Bergedorfer fegten Curslacks „Zweite“ mit 7:1 vom Platz, Stahs traf doppelt. Gegen Ende der Partie kehrte Thomas Herrmann auf Krücken zurück ins Stadion, wurde jubelnd empfangen.

„Das Knie ist aber auf jeden Fall schwerer verletzt“, betont Meier. Neben Herrmann wurden auf der anschließenden Mannschaftsfeier auch Pascal Asante-Sefa, Nino Rüdian und Torhüter Björn Garvs verabschiedet. Doch Thomas Herrmann wird in die Vereinsgeschichte eingehen als der Mann, der ein Spiel zu viel machte.

Das Fußball-Wunder des Oststeinbeker SV

Ein wahres Fußball-Märchen hat in den vergangenen Wochen der Oststeinbeker SV erlebt. Lagen die Stormarner Mitte Februar in der Landesliga noch 15 Punkte hinter den Nichtabstiegsplätzen, so haben sie nun mit dem 2:0 beim TSV Sasel II den Klassenerhalt geschafft. „Ich habe wirklich nicht mehr dran geglaubt, da bin ich ganz ehrlich“, gab OSV-Kapitän Dave Fehlandt zu. „Es doch noch geschafft zu haben, ist von der Wahrscheinlichkeit her mit einem Lottogewinn zu vergleichen.“

Happy End nach einer schweren Saison: Die Fußballer des Oststeinbeker SV jubeln über den Klassenerhalt.
Happy End nach einer schweren Saison: Die Fußballer des Oststeinbeker SV jubeln über den Klassenerhalt. © Henrik Bagdassarian | Henrik Bagdassarian

Wie hat die Mannschaft dieses 0,00000072-Prozent-Kunststück geschafft? „Der Trainer hat einen großen Anteil“, sagte Fehlandt. Coach Erdal Katik hatte das Team in schier aussichtsloser Lage übernommen und war im Februar tatsächlich weit und breit der Einzige, der noch vom Klassenerhalt sprach. Innerlich habe er zwar durchaus gezweifelt, gab Katik auf der Saseler Tribüne mit einem Kaffee in der Hand zu. „Aber als Trainer muss man den Glauben immer vorleben. Sonst hätte ich gar nicht mehr zum Training gehen müssen. Man muss im Fußball immer wieder weiterkämpfen.“ Seine Nachfolge übernimmt Martin Sobczyk, ein Ex-Bergedorfer übrigens.