Kirchwerder. SCVM empfängt in der Fußball-Bezirksliga den SV Hamwarde. Wer in der umkämpften Partie zum Helden wurde.

Es lief am Sonnabend bereits die vierte Minute der Nachspielzeit am Zollenspieker in Kirchwerder. Mit 1:0 führte der Tabellenführer SC Vier- und Marschlande vor 180 Zuschauern gegen den SV Hamwarde. Die Gäste setzten nun alles auf eine Karte, spielten auf gut Glück noch einen langen Ball in den gegnerischen Strafraum. In höchster Not kam SCVM-Keeper Patrick Möller aus seinem Gehäuse und räumte beim Versuch zu klären den Gegenspieler mit ab – Elfmeter! Kay Melsbach zielte nach links halbhoch, doch Möller ahnte die Ecke und wehrte ab (90.+5). Es blieb beim 1:0-Sieg des Spitzenreiters, der dem Aufstieg damit nun ganz nahe ist.

Als Schiedsrichter Florian Baum die verrückte Partie nach 96 Minuten abpfiff, stürmten die Vierländer Akteure auf Möller zu und schrien ihre Freude heraus. Die ganze Anspannung löste sich. „Das sind Spiele, die es nur am Spieker gibt“, stöhnte SCVM-Trainer Thorsten Beyer. „Ich habe Stunden gebraucht, um den Puls wieder herunter zu bekommen.“

SV Hamwarde war lange Zeit das gefährlichere Team

Denn so knapp wie die letzte Szene war auch der gesamte Spielverlauf. „Es ist natürlich sehr bitter. Jeder hat erwartet, dass wir hier eine Klatsche kriegen, aber die Jungs haben das erste Halbzeit super gemacht“, konstatierte Hamwardes Coach Maik Scharnberg. Der SVH, der vergangene Saison noch 3:0 in Fünfhausen triumphiert hatte, ist seit jeher ein unbequemer Gegner für die Vier- und Marschländer. So hielten sie im Hinspiel 82 Minuten lang ein 0:0, bevor sie doch noch zwei Gegentore hinnehmen mussten. Auch in Kirchwerder rührten die Gäste erfolgreich Beton an und waren mit Kontern gefährlich: Doch der Kopfball von Benjamin Hoops ging vorbei (11.), Dennis Utecht scheiterte freistehend an Möller (22.), erneut Hoops traf das Außennetz (30.), und einen Hamwarder Fernschuss klärte Kevin Hoffmann knapp vor der Linie (39.).

Schiedsrichter Florian Baum schickt Alexander Tippelt (Hamwarde, Mitte) mit Gelb-Rot vom Platz. Kay Melsbach (r.) kann es nicht fassen.
Schiedsrichter Florian Baum schickt Alexander Tippelt (Hamwarde, Mitte) mit Gelb-Rot vom Platz. Kay Melsbach (r.) kann es nicht fassen. © Maurice Herzog | Maurice Herzog

Der SCVM tat sich schwer. Maurizio Scalisi (17.) und Angreifer David Toth (25.) hatten noch die besten Einschussmöglichkeiten, vergaben jedoch. „Hamwarde hat alles zugestellt, und wir hatten keine Antwort auf dieses gute Zusammenspiel“, analysierte Beyer. „Wir haben einfach keine Lösungen gefunden.“ Zur Pause stellte Beyer um, der SCVM agierte nun galliger, und auch das spielerische Können blitzte auf. Doch ein Tor wollte zunächst nicht gelingen. So musste schließlich ein Foulelfmeter herhalten. Marlon Liem war von hinten umgerempelt worden. Janik Wagner nahm sich der Sache an und versenkte den fälligen Strafstoß zur viel umjubelten Führung (70.).

Stürmer David Toth fehlt dem SCVM rotgesperrt im Spitzenspiel

Nun wurde es hitzig. Erst sah David Toth die Rote Karte wegen groben Foulspiels (72.). Er wird dem SCVM nun am kommenden Sonntag im Spitzenspiel beim WTSV Concordia II fehlen. Dann gab es eine Rudelbildung. Baum beriet sich mit seinen Assistenten und schickte Hamwardes Alexander Tippel wegen Meckerns mit Gelb-Rot vom Platz (74.). Kurz darauf grätschte der bereits gelbverwarnte Alexander Witt rustikal und sah ebenfalls Gelb-Rot (76.). Gerade noch in Überzahl, waren die Gäste nun plötzlich in Unterzahl. Zu viel für Coach Scharnberg, der sich auch die Gelbe Karte abholte. „Ich sage: Hier passiert nichts, bis jemand meinte, dass er sich in den Mittelpunkt stellen müsse und einen Elfmeter gibt, wo nur der Körper reingeschoben wird. Selbst der Gegner sagt, dass es kein Elfmeter ist. Und dann schmeißt er mit Karten um sich“, war Scharnberg sauer.

Da die Vier- und Marschländer die Überzahl schlechte ausspielten, mussten sie in der Nachspielzeit noch einmal zittern, als Keeper Möller mit dem gehaltenen Elfmeter zum Helden avancierte. „Unsere Torhüterleistung war überragend“, lobte Beyer. „Es war ein Spiel mit viel Glück. Viel mehr Glück kann man nicht haben. Gegen Cordi müssen wir gewinnen, weil wir Fußball spielen können. Das Glück ist aufgebraucht.“