Düneberg. Im Fernduell um den Aufstieg mit Spitzenreiter ETSV Hamburg lässt der Verfolger Düneberger SV zwei Punkte liegen. Die Gründe

Es lief bereits die fünfte Minute der Nachspielzeit im Landesliga-Derby zwischen den Fußballern des Düneberger SV und dem FC Voran Ohe, als Gäste-Akteur Tim Schmidt sich den Ball zum Eckstoß zurechtlegte. Der 21-Jährige hob kurz den rechten Arm, lief dann an und schlug das Spielgerät genau auf den Kopf von Maxim Gassmann, der sich im Luftduell mit Justin Rönnau durchsetzte. Der Ball sprang aufs Knie von DSV-Verteidiger Keanu Germer, dessen verunglückten Abwehrversuch Keeper Arne Hantusch zwar noch prächtig parieren konnte. Aber den Abpraller drückte Oliver Franz anschließend zum 1:1-Ausgleich über die Linie.

Es war die letzte Aktion in einer emotionalen Begegnung vor 190 Zuschauern am Silberberg. Sekunden später pfiff Schiedsrichter Adrian Höhns (TuS Dassendorf) die Partie ab. Unglücksrabe Germer sank daraufhin zu Boden und schlug die Hände vor sein Gesicht. Der als Rechtsverteidiger aufgebotene 21-Jährige bot ein Bild des Jammers. Doch allein trug er ganz gewiss nicht Schuld daran, dass der Geesthachter Stadtteilclub im Titel-Zweikampf mit dem zuvor punktgleichen ETSV Hamburg, der am Freitagabend beim Rahlstedter SC mit 3:1 gewonnen hatte, nun ins Hintertreffen geraten ist.

DSV-Coach Tornieporth: „Klägliche Chancenverwertung“

„Wie eine Spitzenmannschaft war das heute nicht“, sagte Coach Dennis Tornieporth. Der Ex-Profi monierte insbesondere die Chancenverwertung sowie die Arbeit gegen den Ball bei seinem Team, das zuvor zwölf Mal in Folge gewonnen hatte: „Wir hatten mehrfach das 2:0 auf dem Fuß, sind aber teilweise vor dem Tor kläglich gewesen. Und dann ist es so im Fußball, wenn eine Mannschaft aufopferungsvoll kämpft, dass sie irgendwann noch den Ausgleich macht. Das hat Ohe sich heute erarbeitet. Wir haben es dann am Ende einfach schlecht verteidigt.“

Julian Mertsch (DSV) sieht von Schiedsrichter Adrian Höhns die Gelb-Rote Karte.
Julian Mertsch (DSV) sieht von Schiedsrichter Adrian Höhns die Gelb-Rote Karte. © Hanno Bode | Hanno Bode

Eine Woche vor dem vermeintlichen Showdown um die Meisterschaft bei Spitzenreiter ETSV Hamburg (Freitag, 19.30 Uhr, Mittlerer Landweg) blieb beim DSV vieles Stückwerk. Der Tornieporth-Elf, die in den vergangenen Wochen von Erfolg zu Erfolg geeilt war, mangelte es an Gier und Konzentration. „Wir haben null Bewegung“, platzte es aus dem Trainer Mitte des ersten Abschnitts heraus. Es fehlte das Überraschungsmoment im Spielaufbau. Allerdings war es gegen die sehr diszipliniert verteidigenden und auf Umschaltmomente wartenden Oher auch nicht einfach, Lücken zu finden. Voran war gut. Oder um es mit den Worten von Trainer Matthias Wulff zu sagen: „Wir waren auf Augenhöhe mit Düneberg.“

Patzer von Voran-Keeper El Kahil ermöglicht Düneberger Führung

Dennoch geriet seine Mannschaft am Ende einer ereignisarmen ersten Hälfte mit 0:1 in Rückstand, weil Keeper Ubai El-Kahil einen Freistoß-Aufsetzer von Corvin Behrens nicht festhalten konnte. Marvin Möller staubte zur DSV-Führung ab (45.). Diesen Fauxpas machte der Oher Schlussmann nach Wiederbeginn dann jedoch gleich doppelt wett, als er zweimal glänzend gegen den jeweils völlig freistehend Mert Akkus parierte (58., 60.). „So etwas Klares, Mensch!“, seufzte Tornieporth. Er schien zu diesem Zeitpunkt schon zu ahnen, dass sich diese vergebenen Hochkaräter noch rächen sollten.

Und so kam es dann auch, weil der Oberliga-Anwärter die nötige Konsequenz vermissen ließ und Ohe tolle Moral zeigte. Die Wulff-Mannschaft profitierte zudem von einer Gelb-Roten Karte gegen Julian Mertsch (89.). In Überzahl warfen die Reinbeker alles nach vorn. Selbst Keeper El Kahil stürmte in den Schlussminuten mit und war schließlich einer der ersten Gratulanten von Last-Minute-Held Franz. Den etatmäßigen Innenverteidiger hatte Voran-Coach Wulff immer mal wieder als Stürmer aufgeboten. „Er macht das sehr, sehr gut. Wir haben eben keinen 20-Tore-Stürmer“, erklärte er. „Den aber brauchst du, wenn du ein Spitzenteam sein willst.“

Oliver Franz bleibt Voran Ohe auch kommende Saison treu

Sollte die Fahndung nach einem echten Torjäger nicht zum Erfolg führen, könnte Franz auch in der neuen Serie der Mann für alle Fälle bei Voran Ohe sein. Eine seit geraumer Zeit in der Gerüchteküche kolportierte Rückkehr zum Oberligisten SV Curslack-Neuengamme wird es für den 31-Jährigen jedenfalls vorerst nicht geben. „Er hat schon vor Wochen bei uns zugesagt. Das ist alles sicher“, erklärte Wulff.

Düneberger SV: Hantusch – Germer, Warmbier, Heidmann – Jürß, Boakye (67. Dykier), Mertsch, Cosgun (90.+1 Wolter), C. Behrens (90.+1 Özcerkes) – Akkus (74. Rönnau), M. Möller (74. J. Behrens) Voran Ohe: El Kahil – Ohl, Franz, Gläser, Müller – Witmütz, Tautz (41. N. Reimers), Beldzik (82. Bressel), Saqib (82. M. Gassmann), Schmidt – Acar (64. Braesen)