Wohltorf. Turniersiege beim Hockey-Turnier des TTK Sachsenwald gehen nach Bremen und Kaiserslautern. Doch Sport war nicht alles, was zählte.

Aufgeregt drängen sich die „Ravis Ladies“ um den Tisch der Turnierleitung. „Wir haben gerade unser erstes Spiel gewonnen. Reicht das, um nicht Gruppenletzter zu werden?“, fragen die Hockeyspielerinnen aus Kiel. Denn sportlicher Misserfolg wird beim 22. Internationalen Pfingstturnier des TTK Sachsenwald mit frühem Aufstehen bestraft. Die Gruppenletzten müssen am Pfingstsonntag schon um 9.30 Uhr wieder aufs Feld. Keine leichte Sache, wenn man zuvor bis spät in die Nacht gefeiert hat.

Insgesamt 18 Frauen und 16 Männer-Teams sind am Start. Mit über 400 Sportlerinnen und Sportlern ist es das größte Teilnehmerfeld, das es je gab. „Als ich die alle bei der Eröffnungsfeier gesehen habe, war das für mich sehr emotional“, sagt Manuel Audran, der das Turnier gemeinsam mit Lilli Kirst, Helen Bannister und Chris Neumann organisiert. „Nach der langen Zeit war es toll, die Leute einfach wieder glücklich zu sehen.“

Bei den Spielen ging es hoch her. Hier die Partie „Schwanensee“ (Braunschweig, in Schwarz) gegen Top Speed (Kiel), die 5:0 endete.
Bei den Spielen ging es hoch her. Hier die Partie „Schwanensee“ (Braunschweig, in Schwarz) gegen Top Speed (Kiel), die 5:0 endete. © Volker Gast | Volker Gast

Ohne diese vielen stillen Helfer des TTK Sachsenwald geht nichts

Auch wenn viele fürs Partymachen angereist sind, es ist eben auch ein ernstzunehmender sportlicher Wettbewerb. Bei den „Ravis Ladies“ ist daher jetzt also höhere Mathematik gefragt. Lise Preißler zieht die Stirn kraus. „Besser, ihr gewinnt lieber noch ein Spiel“, entscheidet sie salomonisch. Die Spielerin des TTK Sachsenwald leistet gerade ihren freiwilligen Dienst am Turniertisch ab. Es gibt viele solcher Dienste, mit denen die Spielerinnen und Spieler des Tontaubenklubs ihrer Gastgeberrolle nachkommen: Ansprechpartner für ein auswärtiges Team sein, beim Fischerstechen oder bei der Hüpfburg helfen, Tische und Bänke aufstellen oder sich in der Turnierleitung um den Ablauf der Spiele und das Eintragen der Ergebnisse kümmern. Ohne diese vielen stillen Helfer ginge nichts.

Den einheimischen Teams fehlt es im Turnier dieses Mal an Fortune. Alle vier TTK-Mannschaften – je zwei bei den Frauen und bei den Männern – werden jeweils Zweiter in ihrer Vorrundengruppe und verpassen das Halbfinale daher nur knapp. Ganz besonders eng ist es bei den 1. Damen. Dem designierten Hockey-Oberligameister fehlen am Ende im Vergleich mit den punktgleichen Kölnerinnen vom „KKH Theke“ nur zwei Tore zum Einzug in die Endrunde.

Teams des TTK Sachsenwald verpassen Halbfinale knapp

Zur Hockey-Hochburg am Rhein sind die Beziehungen der Wohltorfer traditionell ganz besonders eng. So sind die „Pittermänner“ aus Köln bei den Männern schon seit zwölf Jahren Stammgäste beim Pfingstturnier des TTK. Das ist schon optisch daran zu erkennen, wie perfekt vorbereitet sie angereist sind: Ein großes Zelt dient als Sonnenschutz. Ein „Pittermännchen“ ist in Köln der Begriff für ein Zehn-Liter-Fässchen Bier. Die Symbiose aus Lebensfreude und Leistung, sie wird hier gelebt. Das Team um Jan-Marco Montag, Olympiasieger 2008 in Peking, gilt als Mitfavorit bei den Männern. „Wir sind die Rockstars der Hockeyszene“, wirft sich „Pittermänner“-Spieler André Otten in die Brust. „Wir spielen im Sommer alle zwei Wochen in ganz Deutschland solche Turniere.“

Doch irgendwo im Verlauf der drei tollen Tage von Wohltorf muss den Kölnern das Siegergen abhanden gekommen sein. Als Gruppenzweiter verpassen auch sie den Einzug in die Endrunde knapp. Das wäre nicht weiter schlimm gewesen, wenn nicht ausgerechnet ein Team aus – na, sagen wir mal – der anderen großen Stadt am Rhein es bis ins Endspiel geschafft hätte.

Torjäger Horatio Pellegrini am Knöchel verletzt sich im Halbfinale am Knöchel

Horatio Pellegrini, der Torjäger des Teams „Düsselrüssel“, spielt im Halbfinale groß auf und schießt den anderen großen Turnierfavoriten, das chilenische Team „Manquehue“, beim 2:0-Sieg fast im Alleingang aus dem Turnier. Doch dabei verletzt sich Pellegrini am Knöchel. Ohne ihn sind die Spieler vom Regionalligisten Düsseldorfer SC im Finale beim 0:3 gegen das Team „Millenium“ aus Kaiserslautern chancenlos.

Bei den Frauen geht der Turniersieg im vielsagenden Finale „Bar gegen Theke“ nach Penaltyschießen an den „Club zur Bar“ aus Bremen. Doch es sind ja nicht nur die großen Erfolge, die zählen. Die „Ravis Ladies“ haben tatsächlich noch ein weiteres Spiel gewonnen und durften zur Belohnung am Sonntag ausschlafen.