Curslack. Bei der 0:1-Niederlage in Niendorf gab SVCN-Coach Christian Woike seinen Abschied: „Habe die Jungs total lieb gewonnen.“

Die Fußballer des SV Curslack-Neuengamme ließen in ihrem Oberliga-Meisterrundenspiel beim Niendorfer TSV nichts unversucht, um ihrem Trainer Christian Woike in dessen letztem Spiel als Coach der Vierländer wenigstens einen Punkt zu schenken. Doch alles Anlaufen war bis kurz vor Schluss vergeblich. Also zogen Woike und Torsten Henke, der das Team interimsmäßig bis zum Saisonende betreut, bei einem 0:1-Rückstand ihren letzten Joker. Der hieß Lars Franke, war einst unter Henke mit den Vierländern von der Bezirks- in die Oberliga aufgestiegen und hatte 2007 seine Karriere beendet. 15 Jahre später feierte der frühere Libero im zarten Alter von 48 Jahren nun wegen der Personalnot beim SVCN sein Comeback. „Jetzt geht’s los“, gab ihm Woike vor seiner Einwechslung (89.) mit auf dem Weg. Franke lächelte skeptisch, wäre dann aber tatsächlich beinahe zum Helden seiner Farben geworden.

Denn in der fünfminütigen Nachspielzeit kam er zweimal zum Abschluss. Zunächst verfehlte Franke mit seinem schwächeren rechten Fuß („Den habe ich eigentlich nur zum Stehen“) das Ziel (90.+2), dann scheiterte er mit einem Linksschuss an Keeper Tobias Grubba (90.+4). So blieb es beim 0:1. „Es tut mir leid für die Jungs, sie haben wirklich alles gegeben“, sagte der 48-Jährige, der sonst in Curslacks Senioren-Mannschaft kickt. „Aber trainiert habe ich seit 15 Jahren nicht mehr. Wir machen beim Training ja immer nur ein Spiel.“

SV Curslack-Neuengamme: drei Spiele binnen sechs Tagen

Der Ex-Verteidiger war in der dritten SVCN-Partie binnen sechs Tagen einer von lediglich vier Auswechselspielern. Die in den Vorwochen von etlichen Corona-Fällen geplagten Vierländer krochen beim Woike-Abschied personell auf dem Zahnfleisch und mussten fürchten, am Sachsenweg unterzugehen, als Michael Gries bereits nach sechs Minuten das 1:0 für den NTSV erzielte. Kurz darauf sah Hassan Zarei nach einem rüden Einsteigen gegen Pascal El-Nemr jedoch die Rote Karte (14.), sodass Curslack nun für lange Zeit in Überzahl agieren konnte.

Die Vierländer mobilisierten in der Folge ihre allerletzten Kraftreserven und kamen zu vielen Tormöglichkeiten. Doch in vorderster Front hatten sie kein Glück oder zielten zu unpräzise. Es mangelte ihnen nach den Ausfällen von Arnold Lechler und Marco Schubring zudem an einem Mittelstürmer. Also an einem klassischen „Knipser“, wie es auch Woike zu seiner aktiven Zeit war. Der 43-Jährige ging bei seiner Abschiedsvorstellung an der Seitenlinie ob des Chancenwuchers noch einmal durch ein Wechselbad der Gefühle.

Trainer Christian Woike musste mit den Tränen kämpfen

Aber natürlich kam beim nie um einen Spruch verlegenen Trainer der Humor nicht zu kurz. „Torsten, die heißen jetzt Assistenten“, sagte er zum Beispiel kurz vor der Einwechslung von Franke zu Henke, der den Schiedsrichter-Assistenten mit „Linienrichter“ angesprochen hatte. Bald darauf ertönte der Schlusspfiff.

SVCN-Trainer Christian Woike kämpft bei der Abschlussansprache mit den Tränen.
SVCN-Trainer Christian Woike kämpft bei der Abschlussansprache mit den Tränen. © Hanno Bode | Hanno Bode

Just in diesem Moment erstrahlte erstmals an diesem Nachmittag die Sonne über dem Sachsenweg. Es war ein Zufall, der bestens zu den nun folgenden emotionalen Szenen passte. „Er musste ganz schön mit den Tränen kämpfen“, sagte Curslacks Manager Oliver Schubert über die Ansprache von Woike im Mannschaftskreis. Auch einige SVCN-Spieler hatten feuchte Augen, was von der Beliebtheit des scheidenden Trainers zeugte, der sich seit kurzem bei der Agentur Sportfive um die Vermarktung von Hannover 96 kümmert und daher beim SVCN aufhört.

Fußstapfen am Gramkowweg hinterlassen

„Ich habe die Jungs und den Verein total liebgewonnen. Hier haben mir sehr viele Menschen sehr viel Vertrauen geschenkt. So etwas weiß ich immer sehr zu schätzen“, sagte Woike. Er sei der Meinung, gemeinsam mit der Mannschaft trotz Corona, „der beschissensten Zeit, die es je im Amateurfußball gab“, Fußstapfen am Gramkowweg hinterlassen zu haben. Und damit hatte der 43-Jährige fraglos recht.

SVCN: Babuschkin (2) – Mokhlis (4), Spiewak (2-3), Mohr (3) ab 63. Mankumbani (-), Wilhelm (3) – Rogge (3), Doege (2-3), Bulut (4) ab 63. Schmidt (-), Behrens (3), El Nemr (3) – Janelt (3-4) ab 89. Franke (-)