Ochsenwerder/Harburg. Die „Oberspritzenmeister Repsold“ wurde 1985 am Oortkaten gebaut. Was an Bord des Feuerwehrschiffs ganz besonders ist.

Fast 40 Jahre lang sorgte die „Oberspritzenmeister Repsold“ für Sicherheit im Hamburger Hafen, löschte Brände und barg Bomben aus der Elbe. Nun aber darf das Feuerlöschboot in Rente gehen. Und sucht noch einen neuen Kapitän: In einer Onlineauktion soll das Stahlschiff, das 1985 auf der Werft Heinrich Grube am Oortkaten gebaut worden ist, meistbietend versteigert werden. Gebote können bis zum 31. Mai abgegeben werden auf der Internetseite des Verwertungsunternehmens des Bundes: www.vebeg.de.

Es ist bereits der zweite Anlauf. Denn bei der ersten Versteigerung Ende April hatte es kein ernstzunehmendes Gebot gegeben, berichtet Filip Werner von der Flotte Hamburg, dem Management der städtischen Schiffe und Tochterunternehmen der Hamburg Port Authority (HPA). Für die „Branddirektor Krüger“, ein Feuerlöschboot, das 1982 bei der Ernst Menzer KG am Schleusengraben gebaut wurde, fand sich bei der Versteigerung hingegen ein neuer Besitzer.

Feuerwehr: Schiffe waren den Anforderungen im Hafen nicht mehr gewachsen

Beide Boote waren den Anforderungen im Hafen wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr gewachsen: Denn die Frachtschiffe, die über die Elbe in Hamburg ein- und auslaufen, sind in den vergangenen Jahrzehnten immer größer geworden. So groß, dass die Feuerlöschboote zu klein wurden für die Brandbekämpfung auf solchen Ozeanriesen.

Die Feuerlöschboote im Einsatz: Im September 2016 brennt es auf dem rund 300 Meter langen Frachter CCNI Arauco.
Die Feuerlöschboote im Einsatz: Im September 2016 brennt es auf dem rund 300 Meter langen Frachter CCNI Arauco. © Michael Arning

Das hatte sich vor allem gezeigt, als Anfang September 2016 das 300 Meter lange Containerschiff „CCNI Arauco” am Burchardkai brannte. Der Einsatz dauerte insgesamt 83 Stunden und brachte selbst die zweitgrößte Feuerwehr Deutschlands an ihre Grenzen. Bei den Löscharbeiten vom Wasser aus erreichten die Löschboote nur den stählernen Rumpf des Frachtschiffs, das Platz hatte für 9000 Standardcontainer. Dieser Vorfall befeuerte noch einmal die Dringlichkeit nach einem neuen, größeren Löschboot für Hamburg.

Höhenverstellbares Ruderhaus und funktionstüchtige Wasserstrahler

Gut zwei Jahre später wurde die „Branddirektor Westphal“ als eines der modernsten Löschboote Europas in Dienst gestellt. 2021 folgten die Mehrzweckschiffe „Prag“ und „Dresden“, die sowohl als Löschboot, aber auch bei Brückeninspektionen eingesetzt werden können. Damit wurden die beiden Feuerlöschboote mit Ursprung in Bergedorf nicht mehr gebraucht und zuletzt noch als Reserve vorgehalten.

Auch in dieser Zeit wurde die fast 30 Meter lange und 5,65 Meter breite „Oberspritzenmeister Repsold“ regelmäßig gewartet, ihre Anlagen funktionstüchtig gehalten, erklärt Filip Werner. Ihr Antrieb (MTU von 1984) leistet 550 kW. Auch die Pumpe und der Wasserstrahler, der sogenannte Monitor, sind intakt und bleiben an Bord. Ebenso funktionstüchtig ist das Ruderhaus, das so weit abgesenkt werden kann, dass das Schiff auch unter niedrigen Brücken hindurch passt.

Sanitätsraum nach Vorbild eines Rettungswagens

Zudem gibt achtern etwas Besonderes zu entdecken: Dort ist ein Sanitätsraum nach Vorbild eines Rettungswagens zu finden. Zwar wurde ein Teil der Ausrüstung zurückgebaut und auch Materialien wie Verbände, Pflaster und Co. sind von der Feuerwehr entnommen worden. Aber das Metallgestell, auf dem eine Liege fixiert werden konnte, ist ebenso noch enthalten wie die Luke, mit der Verletzte mit einer Trage vom Deck in den Sanitätsraum geschoben werden konnten.

Der Sanitätsraum erinnert an das Innere eines Rettungswagens.
Der Sanitätsraum erinnert an das Innere eines Rettungswagens. © Lena Diekmann

Ebenso sind unter Deck ein Maschinenraum und ein kleiner Ausrüstungsraum zu finden, ebenso ein Aufenthaltsraum mit Sitzecke, Küchenzeile, Toilette und zwei Bullaugen, die wasser- und lichtundurchlässig mit Seeschlagklappen verschlossen werden können. Zu den Räumen geht es jeweils durch aufklappbare Eingänge und steile Stiegen. Weiteren Platz unter Deck könnte man gewinnen, wenn die Schaummitteltanks ausgebaut werden würden, erklärt Filip Werner.

Liebhaber könnten die „Oberspritzenmeister Repsold“ zu Wohnschiff umbauen

Er könnte sich vorstellen, dass ein Liebhaber das Schiff auch zu einem Wohnschiff umbauen könnte. Oder eben auch für den gewerblichen Einsatz nutzt. In jedem Fall liege einem so ein Schiff, das viele Jahre gute Dienste geleistet habe, schon am Herzen: „Es wäre schön es in gute Hände abzugeben, anstatt dass es im Hochofen landet“, sagt Filip Werner, der guter Dinge ist, einen Käufer zu finden. Einen neuen Namen müsste sich der neue Eigner dann aber schon überlegen. Denn im Gegensatz zum roten Feuerwehranstrich darf der Name des Schiffes nicht übernommen werden. Er erinnert an Johann Georg Repsold (1770-1830), der vom Feinmechaniker bis zum Chef der Hamburger Feuerwehr aufstieg.

Besichtigungen im Harburger Hafen sind möglich am 23. Mai und 25. Mai, jeweils in der Zeit zwischen 9 bis 15 Uhr. Eine Anmeldung ist erforderlich bei Filip Werner unter Telefon 040/428 47 13 84 oder E-Mail an filip.werner@hpa.hamburg.de.