Neuengamme. Prüfer Volker Schwab schaut ganz genau hin – kann aber auch großzügig sein. Warum die Termine bei den Landwirten beliebt sind.

Die Trecker-TÜV-Termine sind immer etwas ganz Besonderes im Landgebiet. Landwirte, Gemüsebauern und Pferdehalter müssen nicht weit fahren, bekommen die TÜV-Plakette in der nahen Umgebung – etwa in einem Gasthof. Prüfer Volker Schwab hatte am Dienstag sein provisorisches TÜV-Büro in „Kücken’s Gasthof“ am Neuengammer Hinterdeich eingerichtet. Und es war da eine Atmosphäre wie früher, denn eine kleine Mahlzeit und ein Durstlöscher wurden wieder serviert. Das gab es in den vergangenen Pandemie-Jahre nicht.

Die schweren Trecker rollten schon am frühen Morgen zahlreich an. Die Fahrer, meist sind es Männer, die ihr Gefährt zum TÜV bringen, konnten es sich im Gasthof gemütlich machen. Und sie bestellten fleißig warme Getränke, hatten Zeit für einen Klönschnack. „Es ist entspannt hier und bringt richtig viel Spaß“, sagt Alke Becker und Kollegin Diana Staercker ergänzt: „Die Herren können neben den Getränken auch Kartoffelsalat und Würstchen bestellen, einige haben für später schon Rumgrog geordert.“ Allerdings müssen sie dieses Jahr für die Prüfung etwas tiefer in die Tasche greifen – zehn Euro mehr werden verlangt. „Wir konnten unsere Preise für die Prüfung vor Ort acht Jahre lang stabil halten, in diesem Jahr kostet die Plakette erstmals 67 Euro statt der bisherigen 57 Euro“, erklärt Volker Schwab.

Jeder Trecker wird ausführlich unter die Lupe genommen

Er nahm die Trecker ausführlich unter die Lupe, lief routiniert um sie herum und besah sich jedes Detail: „Ich kontrolliere Lenkung und Bremsung, die elektrische Anlage und Spiegeleinrichtung sowie die Bedienelemente, die beispielsweise keine scharfen Kanten besitzen dürfen. Das Reifenprofil muss laut Gesetzgeber mindestens 1,6 Zentimeter betragen, aber die Trecker haben in der Regel erheblich mehr, das wissen die Bauern schon selber ganz gut, was sie brauchen.“ Auf Umweltaspekte wird natürlich auch geschaut, so dürfen die Trecker nicht ölen. Die Plakette ist für 24 Monate gültig. Bei der nächsten Vorführung werden aus den Kann-Prüfpunkten Soll-Prüfpunkte – und Schwab schaut noch genauer hin.

So auch bei Roland Schäffer. Er betreibt am Kiebitzdeich einen Resthof mit eigener Pferdehaltung. Seinen alten Steyr 8080 fährt er eigentlich nie auf der Straße fährt: „Normalerweise fahre ich den Trecker Baujahr 1988 nur auf dem Acker, aber für die Versicherung ist es besser, wenn er TÜV hat.“ Warum er dieses in Norddeutschland seltene Exemplar fährt, erklärte er gern: „Steyr ist ein österreichischer Hersteller und baut eigentlich für die Berge, dadurch sind die Trecker besonders wendig. Das kann ich bei unseren 15 Meter breiten Stücken hier im Gebiet gut brauchen.“

Prüfer Schwab bleibt den Landwirten noch einige Zeit erhalten

Die letzte TÜV-Prüfung seines Treckers war im August 2020, sein Steyr 8080 also überfällig. Das kostet. 80,04 Euro statt 67 Euro. Die vier Cent hatte Schäffer nicht parat – geschenkt. TÜV-Prüfer Schwab war auch großzügig wegen des zerbrochenen Rückspiegels. „Das ist bei der Fahrt hierher passiert, als ich ihn richten wollte“, sagte Schäffer und Schab erwiderte schmunzelnd: „Der ist in kurzer Zeit wieder repariert.“ Eigentlich wollte Schwab als Prüfer schon lange aufhören, erzählt er, schließlich sei er schon im „hohen Rentenalter“. „Aber es macht so viel Spaß hier, da werde ich den Landwirten noch einige Jahre erhalten bleiben“, sagt er.

Noch drei Trecker-TÜV-Termine gibt es im Landgebiet

Der nächste Trecker-TÜV-Termin für Landwirte aus Ochsenwerder, Tatenberg und Spadenland ist am Donnerstag, 2. Februar, 8.30 bis 13 Uhr am Landhaus Voigt, Ochsenwerder Norderdeich 113. Die Prüfung für Altengamme, Neuengamme und Krauel ist am Dienstag, 7. Februar, 8.30 bis 14 Uhr am Horster Damm 173 auf dem Hof Schmoldt. Der letzte Termin für Billwerder, Moorfleet, Reitbrook und Allermöhe ist bei Dirk und Lars Eggers GbR am Moorfleeter Deich 411 am Dienstag, 14. Februar, 8.30 bis 14 Uhr.