Neuengamme. Nach Aufruf in unserer Zeitung: Viele Zeitzeugen melden sich bei Christian Römmer. „Simon“ war in ganz Fünfhausen bekannt.

Unter dem Namen „Simon“ war er in Fünfhausen überall bekannt. Eigentlich hieß er Zygmunt Sobalski und war ein polnischer Soldat. 1939 war er in Kriegsgefangenschaft geraten und kam 1941 auf einen Hof in Fünfhausen. Dort gehörte „Simon“ schnell zur Familie und blieb auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in den Vierlanden – bis zu seinem Lebensende. Zygmunt Sobalski starb 1987 in Fünfhausen. Ein Foto, auf dem „Simon“ als junger Mann einen großen Kürbis im Arm hat, erinnert noch heute an ihn. Es wurde Christian Römmer von einer Nachfahrin der Bauernfamilie zu Verfügung gestellt.

Denn der Archivar der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, der bis vor drei Jahren das Bergedorfer Geschichtskontor leitete und sich noch heute im Vorstand der Geschichtswerkstatt engagiert, arbeitet seit vergangenem Sommer an einer Ausstellung zum Thema „Zwangsarbeit in den Vier- und Marschlanden“. Um ein möglichst farbiges Bild zu bekommen, bat er Zeitzeugen um Mithilfe. Und die Resonanz war groß, berichtet Christian Römmer. „Es haben sich zehn Personen bei mir gemeldet, ich habe mehrere Gespräche mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen geführt, die damals in Altengamme, Kirchwerder und Ochsenwerder gewohnt haben und Zwangsarbeiter auf dem Hof hatten“, fasst Römmer zusammen.

Zeitzeugen verhelfen zu einem plastischen Bild der Vergangenheit

Im Archiv der Gedenkstätte Neuengamme gebe es außerdem verschiedene Interviews mit ehemaligen Zwangsarbeitern, die in den Vierlanden gearbeitet haben und die in den 2000er-Jahren nach Hamburg eingeladen wurden. „Wenn man diese beiden Sichtweisen zusammen betrachtet, bekommt man ein recht plastisches Bild von der damaligen Situation“, sagt Christian Römmer, der sich auch im Hamburger Staatsarchiv Unterlagen zu dem Thema angesehen hat.

Alles zusammen fließe jetzt in die Ausstellung ein, noch im Januar will Christian Römmer den Text fertigstellen. Er soll auf einer Schautafel zu sehen sein, als Teil einer Wanderausstellung, die alle Hamburger Geschichtsstätten gemeinsam zu Orten der Zwangsarbeit in der Stadt erarbeiten. „Da die Vier- und Marschlande dort nur auf einer Tafel thematisiert werden, plane ich irgendwann auch noch mehr“, sagt Christian Römmer. In jedem Fall soll es auch eine begleitende Veranstaltung geben, wenn die Ausstellung nach Bergedorf kommt.

Das Eröffnungsdatum der Ausstellung steht bereits fest: Ab 21. April wird die Schau im Mahnmal St. Nikolai an der Willy-Brandt-Straße 60 für etwa drei bis vier Wochen zu sehen sein. Danach tourt die Wanderausstellung durch die weiteren Bezirke und soll auch in Bergedorf gezeigt werden. Ort und Zeitraum stehen allerdings noch nicht fest.