Neuengamme. Freiwillige aus aller Welt recherchieren die 40-jährige Geschichte dieses Engagements. Sie berichten von ihrer Arbeit.

Das Internationale Workcamp bringt derzeit 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Aserbaidschan, Deutschland, Mexiko, Italien und Kroatien in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme zusammen. In unserer Zeitung berichten sie von ihren Erfahrungen.

Wenn man sich entscheidet, aus seinem Land in ein anderes zu reisen, gibt es so viele Dinge zu entdecken, wie zum Beispiel, dass eine Woche schneller vergehen kann, als man denkt. Und vor allem, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man an einem Ort lebt, der so viel Geschichte und Arbeit hinter sich hat. Es ist 40 Jahre her, dass das es das erste Internationale Workcamp in Neuengamme gab, und unsere Generation hat im Workcamp 2022 eine wichtige Aufgabe zu erfüllen: An all diese Jahre zu erinnern, an all die Spuren, die Menschen aus aller Welt an diesem historischen Ort während der Internationalen Workcamps hinterlassen haben.

Alan Arrambid (24), Mexiko, Absolvent International Business: Ich empfinde es als bereichernd, über die Geschichte an diesem Ort zu lernen. Während dieser Reise habe ich auch diese Stadt und ihren Lebensstil kennengelernt. Dieses ganze Wissen lässt mich als Person wachsen und ich werde es in meinem Land teilen. Ich habe mich wirklich in Hamburg verliebt.“
Alan Arrambid (24), Mexiko, Absolvent International Business: Ich empfinde es als bereichernd, über die Geschichte an diesem Ort zu lernen. Während dieser Reise habe ich auch diese Stadt und ihren Lebensstil kennengelernt. Dieses ganze Wissen lässt mich als Person wachsen und ich werde es in meinem Land teilen. Ich habe mich wirklich in Hamburg verliebt.“ © BGZ/Privat | Privat

In der vergangenen Woche haben wir Fotos, Ausstellungen und Erinnerungsbücher durchgesehen und Interviews mit Menschen geführt, die den Workcamps auf unterschiedliche Weise nahestanden. Uns wurde klar, wie wichtig diese Projekte für die Gedenkstätte sind. Wir als Team hoffen, den richtigen Weg zu finden, um ihre Geschichte zu erzählen und ihnen das Gefühl zu geben, dass ihre Arbeit gewürdigt wird und wir gleichzeitig auch unsere Spuren hinterlassen, damit künftige Generationen den Lernprozess fortsetzen können.

In KZ-Gedenkstätte Neuengamme mit Ausgrabung begonnen

Es ist wichtig zu erwähnen, dass in diesem Jahr das Workcamp nach einer Corona-Pause wieder reaktiviert wurde, sodass es viele Dinge zu erledigen gab, bevor wir mit der Arbeit der Erinnerung beginnen konnten. Nachdem die Koch- und Schlafgelegenheiten wieder instand gesetzt wurden, begannen wir unsere Woche mit Recherchen über die Jahre und Erinnerungen, um eine Zeitleiste zu erstellen, die wir als Grundlage für unsere Ausstellung benutzen. In der Zwischenzeit haben wir die Ausstellungen der Gedenkstätte besucht, um mehr über das Konzentrationslager in Neuengamme zu erfahren. Und wir hatten auch Gäste, die während der ganzen Woche mit uns über ihre Erfahrungen bei der Arbeit in der Gedenkstätte sprachen. Wir freuten uns auch über einen Gast der sogenannten zweiten Generation, einem Kind ehemaliger Konzentrationslagerhäftlinge, mit dem wir ein faszinierendes Gespräch über die Vergangenheit und ihre Auswirkungen auf die Gegenwart führten.

Fernanda Soler (22),  Mexiko, Studentin Internationale Beziehungen:„Die Gelegenheit, an einen so interessanten Ort wie Neuengamme zu reisen, trat genau zum richtigen Zeitpunkt in mein Leben. Hier zu sein ist nicht nur eine einzigartige Möglichkeit das Wissen über die Geschichte der KZ zu erweitern, sondern auch unser persönliches Erfahrungswissen.“
Fernanda Soler (22), Mexiko, Studentin Internationale Beziehungen:„Die Gelegenheit, an einen so interessanten Ort wie Neuengamme zu reisen, trat genau zum richtigen Zeitpunkt in mein Leben. Hier zu sein ist nicht nur eine einzigartige Möglichkeit das Wissen über die Geschichte der KZ zu erweitern, sondern auch unser persönliches Erfahrungswissen.“ © BGZ/Privat | Privat

Wir lernten weitere Personen kennen, die mit der Geschichte der Workcamps in Verbindung stehen, wie etwa den Leiter des Verwaltungsbereichs der Gedenkstätte, der selbst einmal Workcamp-Teilnehmer war, und den Leiter des Archivs der Gedenkstätte. Sie erklärten sich bereit dazu, Interviews mit uns zu führen, um uns an den Prozessen hinter den Workcamps in der Organisation teilhaben zu lassen. So konnten wir auch die Gründe für die Durchführung von Projekten erfahren.

Parallel haben wir in dieser zweiten Woche mit einer archäologischen Ausgrabung begonnen. Ein Sturm zu Beginn des Jahres hatte Mauerteile an unerwarteter Stelle zum Vorschein gebracht und eine Suchgrabung sollte nun klären, ob es sich dabei um Fundamente handelt. Unsere vorsichtige Grabung ergab jedoch, dass es einzelne Mauerteile waren, die vermutlich vergraben worden waren. Auch wenn wir uns erhofft hatten mehr zu entdecken, konnten wir so dennoch Klarheit für die Gedenkstätte schaffen.

Am Mittwoch stand dann ein weiteres Highlight auf dem Programm, da wir die einmalige Chance hatten, ein Zeitzeuginnengespräch mit Dita Kraus zu führen. Sie ist Überlebende mehrerer Neuengammer Außenlager für Frauen. Das per Videocall geführte Gespräch mit ihr war sehr beeindruckend für uns, da durch ihre Erzählungen die Geschichte sehr nah an uns herangerückt ist. Unsere Erwartungen an das Projekt wurden übertroffen und wir freuen uns auf alles was wir in den letzen Tagen des Camps noch lernen und erleben werden.