Lohbrügge. Erst Forschungsobjekt, nun tot: Schon mehr als ein Drittel der 80 jungen Straßenbäume sind abgestorben. Ließ die Stadt sie vertrocknen?

So richtig mag sich die Natur Lohbrügges umgebaute Hauptstraße nicht zurückerobern. Dabei sollte besonders der grüne Mittelstreifen von Habermanstraße und Am Beckerkamp zur Allee werden – mit gut 30 klimaresistenten Bäumen. Darunter sind viele Zerr-Eichen, die gleich nach ihrem Pflanzen im Mai 2021 sogar zu einem Forschungsprojekt der Universität Hamburg wurden. Thema: effektive Wasser- und Nährstoffversorgung junger Straßenbäume über das Wurzelwerk.

Doch heute, gut zwei Jahre später, sind die Forscher längst abgerückt. Und von der geplanten Allee ist nicht mehr viel übrig. „Ein Jammer, wie die jungen Bäume eingegangenen sind. Obwohl sie irgendwann sogar mit Wasserbeuteln am Stamm über ihren Wurzeln ausgerüstet wurden“, sagt der Lohbrügger Jürgen Zaun. „Soweit ich es beobachten konnte, wurden die grünen Beutel nie befüllt.“

Vertrocknet Dutzende junge Straßenbäume in Lohbrügge abgestorben

Der 87-Jährige, der viele Jahrzehnte einen Kleingarten selbst bewirtschaftete, fährt heute mehrmals pro Woche mit dem Bus vom Harnackring über den neugestalteten Straßenzug samt seines Doppel-Kreisels am Binnenfeldredder in die Bergedorfer City. „Das waren doch teure Bäume, aber einer nach dem anderen vertrocknete und wurde schließlich ganz entfernt.“

Nicht mehr viele Bäume übrig – und auch unter denen sind bereits wieder einige abgestorben: Die junge Allee auf dem grünen Mittelstreifen des Straßenzugs Habermannstraße/Am Beckerkamp.
Nicht mehr viele Bäume übrig – und auch unter denen sind bereits wieder einige abgestorben: Die junge Allee auf dem grünen Mittelstreifen des Straßenzugs Habermannstraße/Am Beckerkamp. © Ulf-Peter Busse | Ulf-Peter Busse

Tatsächlich zeigt der grüne Mittelstreifen heute große Lücken, denn nachgepflanzt wurde bisher nicht. Und von den verbliebenen Bäumen sind schon wieder fünf abgestorben – ebenso wie manche andere der Neupflanzungen am Straßenrand. Damit ist schon mehr als ein Drittel der nachgepflanzten rund 80 Bäume nicht mehr am Leben. Sie sollten für ausreichend neues Grün sorgen, fielen 2020 doch immerhin 14 alte Allee-Bäume der Neugestaltung des Straßenzugs zum Opfer.

Sorge auch um die jüngsten Bäume im Bereich des Doppelkreisels Binnenfeldredder

Mit großer Sorge blickt zumindest Jürgen Zaun jetzt auch auf die jüngsten Bäume, die im Dezember 2022 im Bereich der beiden Kreisverkehre gepflanzt wurden: „Sie leben zwar noch, aber die Hitze im Juni hatte ihr zunächst üppiges Wachstum schnell gestoppt. Sie leiden bis heute, obwohl wir jetzt ja reichlich Regen bekommen haben.“

Die Verantwortung für die Pflege der gesamten Allee einschließlich der Flächen am Doppelkreisel weist die Grünabteilung des Bezirksamts weit von sich. „Zuständig ist der Hamburger Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer“, hieß es gegenüber unserer Zeitung aus dem Rathaus. Der LSBG sei auch über die in seiner Verantwortung umgesetzte reine Baumaßnahme hinaus für das Gedeihen des Straßenbegleitgrüns verantwortlich.

Was im Vergleich zu anderen Straßenbaumaßnahmen ungewöhnlich ist, bestätigte der LSBG auf Nachfrage. Angesichts der Ferienzeit und krankheitsbedingter Engpässe blieben weitere Auskunftswünsche unserer Zeitung zunächst unbeantwortet. Nur soviel konnte Sprecherin Edda Teneyken schon versprechen: „Die Kreisel sollen ganz sicher in einen guten, begrünten Zustand versetzt werden.“