Kirchwerder. Der Todestag des Schriftstellers Wolfgang Borchert jährt sich zum 75. Mal. Die Stabi erweitert ihre Sammlung in gläserner Box.

Der Todestag von Wolfgang Borchert (1921-1947) jährt sich am Sonntag, 20. November, zum 75. Mal. Der Schriftsteller („Draußen vor der Tür“) starb im Alter von nur 26 Jahren an den Folgen einer Leber-Erkrankung. Borcherts Mutter Hertha, die in Kirchwerder aufgewachsen war, übergab 1976 den Nachlass ihres Sohnes der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg. Die Stabi konnte ihre Borchert-Sammlung nun um zwei kleine Konvolute erweitern.

Sammlung bereichert jetzt eine Dackelfigur, die Wolfgang Borchert gebastelt hat

Aus Privatbesitz erwarb die Stabi fünf Zeichnungen des Autors – darunter ein Selbstporträt –, eine signierte Erstausgabe seines Gedichtbands „Laterne, Nacht und Sterne“ und einen gewidmeten Weihnachtsgruß. Als besonderes Schmuckstück kommt eine Dackelfigur hinzu, die Borchert, so die Überlieferung, während eines Gesprächs für Johanna Ritter-Krems bastelte, die dem Autor im Nachkriegs-Hamburg in einer Gruppe junger Kunst- und Musikliebhaber begegnet war. Entstanden sind die Zeichnungen Ende 1946. Sie verweisen auf ein selten beachtetes Talent Borcherts, der als Gelegenheitszeichner Bekannten eine Freude machte oder eigene Texte illustrierte.

Ergänzt werden konnte der Nachlass zudem durch ein zweites Borchert-Konvolut aus einem Kieler Antiquariat. Das Konvolut versammelt vier Postkarten, die Borchert zwischen Januar und Juli 1947 an den Hamburger Schriftsteller Heinrich Christian Meier schickte, der die Schriftleitung in der Kulturzeitschrift „Das Neue“ innehatte. Die Karten berichten vom Willen Borcherts, trotz seines stetig schlechter werdenden gesundheitlichen Zustands am Kulturleben teilzunehmen und seine Texte zum Druck zu befördern. Sichtbar wird auch seine politische Haltung. Auf einer Karte, gestempelt am 13. Juli 1947, dankt er Meier für Gedichte, die dieser ihm schickte, und führt aus: „Wissen Sie auch, daß wir unsere Augen weit weit offen halten müssen, um nicht noch einmal durch solche Hölle zu müssen – der Kampf ist noch lange nicht zu Ende!“ Als Nachlass-Puzzlestück fügt sich das Kartenkonvolut zu einer gewidmeten Ausgabe von Meiers Gedichtband „Der Weg ins Sein“, den die Stabi als Teil von Borcherts Bibliothek bereits in der Dauerausstellung zu Leben und Werk des Autors in der „Borchert-Box“ ausstellt.

Die 30 Quadratmeter große, gläserne Box befindet sich im Informationszentrum des Hauptgebäudes der Stabi. Weitere Infos und auch Links zu einer virtuellen Ausstellung gibt’s per Mausklick auf borchert.sub.uni-hamburg.de/dissonanzen-wolfgang-borchert-1921-1947. Die Box ist zu den Öffnungszeiten der Bibliothek am Von-Melle-Park 3 geöffnet: Montags bis freitags von 9 bis 24 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 10 bis 24 Uhr.