Kirchwerder. Die Zugvögel ziehen nun in Schwärmen über Hamburg zu ihren Winterquartieren. In den Vier- und Marschlanden legen sie Stopps ein.

Lautes Trompeten kündigt sie an: Die Kraniche sind wieder unterwegs in den Süden. Auch bei uns sind jetzt verstärkt die Vögel zu beobachten, die auf ihrem Flug ins Winterquartier Hamburg überfliegen. Einige legen hier, etwa in den Kirchwerder Wiesen, Fressstopps ein und ziehen dann weiter.

Altvögel werden dabei oft von ihrem Nachwuchs begleitet. „Die Alten zeigen den Jungen die Rastgebiete“, sagt Marco Sommerfeld, Vogelexperte des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) in Hamburg. „Das ist wie bei den Gänsen: Die Vögel sind als Familie eine Zeit lang gemeinsam unterwegs“, sagt Sommerfeld. Der Familienverband löse sich in der Regel bis zum Frühjahr auf.

In den Vier- und Marschlanden legen die Kraniche Fressstopps ein

Ein faszinierendes Naturschauspiel ist zu beobachten, wenn Kraniche abheben: Die Vögel schrauben sich bei aufsteigender warmer Luft in höhere Flugrouten – so weit, dass sie selbst mit einem Fernglas nicht mehr zu sehen sind. Die Tiere nutzen die Thermik: Wenn die Sonne die Luft direkt über dem Boden erwärmt, wird die warme Luft leichter als die kalte.

Sie steigt also nach oben, während die kalte Luft nach unten sinkt. Haben die Kraniche unter lauten Trompeten-Rufen ihre Flughöhe erreicht, gehen sie in V-Formation in einen Gleitflug. Die Schwärme über Hamburg umfassen laut Sommerfeld schon mal bis zu 170 Kraniche.

In Hamburg gibt es immer mehr Brutpaare

Kraniche benötigen Moorlandschaften und Bruchwald, um brüten zu können. Die Hauptüberwinterungsgebiete in Deutschland sind laut Nabu der Berliner Raum sowie die Diepholzer Moorniederung. Im vergangenen milden Winter seien viele in Hamburg geblieben, weiß Sommerfeld – „Mittelstreckenzieher, die sonst den Winter in Frankreich oder Spanien verbringen“.

Auch die Zahl der Brutpaare in Hamburg nehme zu. „Der Kranich ist ein Vogel im Aufwind“, sagt Sommerfeld. Viele Kraniche leben in den Sommermonaten in Skandinavien oder auch in Mecklenburg-Vorpommern. Andere verbringen den Sommer in Russland und die Winterzeit in Israel.

130.000 Kranichpaare brüten laut Nabu-Kranichzentrum in Groß Mohrdorf mittlerweile in Europa. In Deutschland sind es fast 12.000. Innerhalb von zwölf Jahren sei der Kranichbestand in Deutschland um 60 Prozent gewachsen, informiert der Nabu.