Hamburg. Die freiwilligen Helfer aus Kirchwerder-Nord bekommen ein neues Feuerwehrhaus. Und es gibt noch mehr Neuigkeiten aus der Wehr.

Das Bauschild steht noch nicht, die Anwohner aber sind informiert: „Nun geht es in großen Schritten los“, freut sich der Feuerwehrwehrchef aus Kirchwerder-Nord, Heiner Meyns. Seine ehrenamtlichen Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr haben lange diskutiert, überlegt und gehofft. Nun ist es endlich spruchreif:

Die Wehr, die seit Jahrzehnten am sogenannten Schlag-Eck beheimatet ist, zieht weg vom Norderquerweg – bleibt aber dem Kirchwerder Hausdeich treu. „Unsere neue Hausnummer wird die 127“, so der stolze Wehrführer.

Freiwillige Feuerwehr bekommt mehr Platz für Zu- und Ausfahrten

Gebaut wird auf einer Wiese, die zuvor Mathias Peters und seiner Familie vom Hitscherberger Hof gehört hat. „Wir durften sogar einen kleinen Landstrich übernehmen, der erst gar nicht eingeplant war. Nun bekommen wir dadurch ausreichend breite, getrennte Zu- und Ausfahrten“, erklärt Heiner Meyns.

Für Mathias Peters selbst ist es eine Ehrensache: „Ich bin lange in der Feuerwehr aktiv gewesen, meine Tochter war die erste Feuerwehrfrau. Nun helfe ich ein wenig, dass die Frauen einen eigenen Umkleideraum erhalten“, scherzt Peters.

Neubau in der Nähe des alten Gerätehauses

Ernst fügt er hinzu: „Die Feuerwehr braucht halt Platz und den in der Nähe des bisherigen Hauses.“ Das unterstützt auch Wehrführer Meyns: „Unsere Wehr lebt.“ Zwar dürfe der neue, moderne Standort auch gern neue Mitglieder locken, doch „viel wichtiger war uns immer, alle an Bord zu behalten. Ein Neubau fern ab unseres jetzigen Gerätehauses hätte vielleicht bedeutet, dass wir Kameraden verlieren. Das galt es zu verhindern.“

So habe es auch die Überlegung gegeben, die Feuerwehr zur Schule Kirchwerder zu verlegen. „Das wäre ja schön gewesen, dass es dort dann eine neue Feuerwache gegeben hätte. Aber vielleicht ohne Feuerwehrleute?“, meint Mathias Peters.

Baubeginn ist laut Behörde für den 1. August 2022 geplant

Die Suche nach einem geeigneten Gelände dauerte gut sieben Jahre. „Auch intern haben wir viel diskutiert. So ein Neubau bedeutet nicht nur, dass alles besser wird“, betont Heiner Meyns. Die größere Fläche müsse verwaltet und gepflegt werden. Das bedeute mehr Arbeit für die Ehrenamtlichen.

Er dankt allen Beteiligten, auch einigen Politikern auf Ortsebene: „Das Engagement der Lokalpolitiker hat mir den Glauben an die Politik zurückgegeben. Über Parteigrenzen hinweg wurden wir sehr unterstützt. Es dauert zwar alles lange – aber es geht voran“, erklärt Mey­ns, der seit 14 Jahren der Wehr vorsteht und seit 35 Jahren dort aktiv ist.

Gelände muss aufgeschüttet werden

„In zwei Jahren ist damit wohl Schluss“, so der 58-jährige, der dann vermutlich in die Ehrenabteilung wechseln muss. Er hofft, dass er noch in seiner aktiven Zeit den Umzug in das neue Feuerwehrhaus erleben kann.

Der Plan ist ambitioniert: Neben vorbereitenden Arbeiten, wie eine Aufschüttung des gesamten Geländes am Kirchwerder Hausdeich um fast zwei Meter, werden auf dem rund 2300 Quadratmeter großen Grundstück Parkplätze, Lärmschutz und nicht zuletzt eine neue Remise für zwei Fahrzeuge und ein Boot sowie die Schulungsräume gebaut. Baubeginn ist der 1. August 2022, so die Behörde für Inneres und Sport auf eine Anfrage der FDP-Fraktion in der Bezirksversammlung Bergedorf.

Wehr fährt 150 Einsätze pro Jahr, ist 365 Tage einsatzbereit

Schon beim Einsteigen ins Feuerwehrfahrzeug zeigt sich, dass es im alten Feuerwehrhaus viel zu eng geworden ist.
Schon beim Einsteigen ins Feuerwehrfahrzeug zeigt sich, dass es im alten Feuerwehrhaus viel zu eng geworden ist. © Florian Büh | Radio- TV & Print Journalist - Florian Büh (BUEH) Florian Büh

„Seit einem guten halben Jahr haben die Planungen an Fahrt aufgenommen. Auch, weil wir im Ampelsystem der FF wohl von Platz sechs auf Platz eins rutschen konnten“, erklärt Wehrführer Meyns (siehe Infokasten). Dies liege offensichtlich auch daran, dass es in Kirchwerder keine Einwände von Nachbarn gegen den Neubau gab, das Gelände mit einer Ausnahmegenehmigung versehen bebaut werden kann. Dafür soll es auch eine Entwässerung über einen Graben direkt in die Elbe geben.

Etwa 150 Einsätze zählt die Wehr im Durchschnitt pro Jahr. An 365 Tagen im Jahr ist sie personell so gut aufgestellt, dass sie immer einsatzbereit ist – so auch in 2021. „Rund 90 Prozent unserer Einsätze liegen dabei in der Erstversorgung“, erklärt Heiner Meyns.

Der Neubau, der nicht nur für die bisherigen Aufgaben der Feuerwehr – Brandschutz, Technische Hilfeleistung, Erste Hilfe, Aus- und Fortbildung der Einsatzabteilung und vieles mehr – dringend nötig ist, hat nun noch eine weitere Legitimation: „Auch bei diesem Thema haben wir lange überlegt. So freue ich mich, dass wir bereits zum 1. Juni eine Jugendfeuerwehr gründen werden“, sagt der Wehrführer.

Bereits ein Mädchen und sechs Jungen gehören zur Jugendwehr

Noch nicht einmal gestartet, sind bereits jetzt sechs Jungen und ein Mädchen angemeldet. Mit dem Jugendfeuerwehrwart Bernd Hüge und seinem Stellvertreter Björn Heuermann steht das Führungsduo schon fest. Die offizielle Gründungsfeier ist für den 25. September geplant (10 Uhr). „Es ist an der Zeit, dass wir uns neu aufstellen. Alle unsere 36 Aktiven ziehen mit, darauf bin ich stolz“, erklärt Wehrführer Meyns.

Auch mindestens eine Nach­barwehr freut sich über die Neugründung der Jugendabteilung: „In Kirchwerder-Süd gibt es eine Warteliste bei der JF. Wir können hier ­dafür sorgen, dass mehr Kinder und Jugendliche endlich mit dem schönsten Wunschhobby der Welt starten können“, sagt Heiner ­Meyns. Die Treffen sind geplant für mittwochs von 18 bis 20 Uhr – im alten so wie auch im neuen Feuerwehrgerätehaus.

Info: Das Ampelsystem der FF Hamburg

Im August 2014 stellte der damalige Landesbereichsführer der Freiwilligen Feuerwehr (FF), André Wronski, seine „Ampel-Liste“ vor. Damit wurde hamburgweit erstmals eine transparente Bestandsaufnahme zur Zukunftsfähigkeit der Feuerwehrhäuser öffentlich gemacht. Mehrere Kategorien flossen ein: Nutzbare Länge der Remise, nutzbare Breite der Tore, Größe des Schulungsraumes oder auch Ausstattungen wie eine vorhandene Damentoilette.

Am Ende galt: Mehr Rot = mehr Punkte. Umso mehr Punkte, umso größer der Handlungsbedarf. Schon damals wurde aber betont: „Die Reihenfolge der Ampel-Liste stellt keine Reihenfolge zur Abarbeitung dar. Sie dient der Orientierung und zur Entscheidungshilfe. Die abschließende Entscheidung ist von Faktoren abhängig, wie der Vorlage einer Baugenehmigung auf Grundlage von Realisierungsplänen oder der Bereitstellung der erforderlichen Finanzmittel.“