Billwerder. Besonders im Landgebiet sind viele Amphibien unterwegs. Doch die Zahl der Tiere wird deutlich weniger.

Der Winter in Hamburg scheint vorbei: Nach Minusgraden mit Schnee kletterte das Thermometer in den vergangenen Tagen merklich in die Höhe. Ideale Bedingungen für Amphibien, die nun auf Wanderschaft gehen. „Besonders viele Arten machen sich in milden Nächten mit leichtem Regen auf den Weg und legen über mehrere Tage verteilt Strecken von bis zu zwei Kilometern zurück“, sagt Bela Catherin Bruhn, Referentin für Moorschutz beim Nabu Hamburg.

Das sei eine gefahrvolle Reise, denn die Frösche, Kröten und Molche müssen auf ihrer Wanderung viele Straßen überqueren und können dabei buchstäblich unter die Räder kommen, so die Nabu-Referentin. Für den Amphibienbestand seien diese Verluste erheblich. Bruhn: „Alle in Hamburg vorkommenden Amphibienarten sind besonders geschützt und stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.“ Einzig der Teichmolch gelte in Hamburg als nicht gefährdet. Der Naturschutzbund bittet deshalb vor allem Rad- und Autofahrerinnen und -fahrer darum, auf die wandernden Tiere Rücksicht zu nehmen.

Nach vier Arbeitseinsätzen wurde der Krötenzaun fertiggestellt

Auf allen Wegen und Straßen in den Vier- und Marschlanden ist nun mit Krötenwanderung zu rechnen, insbesondere am Reitdeich. In Hamburg sollen an etwa 30 Straßen mit großer Wanderaktivität Zäune aufgebaut und Eimer eingegraben werden. Eine davon ist der Dweerlandweg in Billwerder, hier war die Nabu-Gruppe Bergedorf schon fleißig.

Nach vier Arbeitseinsätzen wurde der Krötenzaun dort fertiggestellt, berichtet Nabu-Gruppenleiter Dietmar Ullrich. Die Aufstellarbeit ist recht mühsam und zeitaufwendig: Zunächst muss mit dem Spaten eine Furche gezogen werden, in die der Zaun mit dem Spaten oder der Hand gedrückt wird, damit die Tiere nicht darunter durchkrabbeln können. Mithilfe von Stahlnadeln wird er dann aufgerichtet und gespannt, erklärt Dietmar Ullrich.

Freiwillige der Nabu-Gruppe Bergedorf haben am Dweerlandweg Fangzäune aufgestellt.
Freiwillige der Nabu-Gruppe Bergedorf haben am Dweerlandweg Fangzäune aufgestellt. © Nabu Bergedorf

Der Zaun befindet sich beidseitig der Straße. Alle 20 bis 30 Meter wurde ein Eimer eingegraben, in die die wandernden Amphibien fallen und dann auf die jeweils andere Seite der Straße getragen werden können. „Erste Tiere wurden bereits gesammelt, aber richtig los geht es erst, wenn die Temperaturen etwa 9 Grad und aufwärts erreichen“, weiß der Nabu-Gruppenleiter. Während der Laichwanderung werden die Eimer täglich am Morgen geleert. Dazu soll dieses Jahr ein Plan erstellt werden, wer ,Krötendienst’ hat“, berichtet Dietmar Ullrich.

Im Jahr 2022 landeten deutlich weniger Tiere in den Eimern

Der Einsatz lohne sich in jedem Fall, denn das Amphibienvorkommen sei erheblich, stellt Dietmar Ullrich fest. Im Jahr 2020 wurden insgesamt 1903 Amphibien über die Straße getragen, darunter 567 Erdkröten, 371 Grasfrösche und 965 Teichmolche. Ein Jahr später waren besonders viele Erdkröten unterwegs: 1050 Exemplare zählten die Ehrenamtlichen vom Nabu. Insgesamt waren es 1863 Amphibien. 2022 dann der Einbruch: Nur 751 Kröten, Frösche und Molche landeten in den Eimern.

Ein Negativtrend, der sich hamburgweit zeigte: Rund 8000 Tiere wurden 2022 an den mehr als einem Dutzend Zäunen eingesammelt und zu den Laichgewässern gebracht. 2019 landeten noch mehr als 10 000 Amphibien in den Eimern. Eventuell habe das Wetter in 2022 auch eine Rolle gespielt, meint Dietmar Ullrich: „Mal sehen wie 2023 wird“.

Eine Übersicht, wo Amphibien in Hamburg wandern, ist unter www.nabu-hamburg.de/amphibien zu finden.