Bergedorf. Mit Zelt auf dem E-Bike bis zum Münchner Biergarten: Zwei Bergedorfer (43 und 68 Jahre) schalten auf Turbo.

Wildschweine oder Löwen sind ihm egal, denn nach Berlin war er schon einmal geradelt. „Aber München kenne ich noch nicht, also auf zur Haxenjagd“, freut sich Axel Robers. Diesmal will sich der Bergedorfer Zweiradmechaniker mit einem 30 Kilogramm schweren E-Bike (20-Zoll-Isy-Kompaktrad) auf den 780 Kilometer langen Weg machen: „Das wird schon eine Herausforderung, denn mit gut 40 Kilogramm Gepäck ist das Lenkverhalten ja ganz anders“, meint der 43-jährige Familienvater. Seine Belohnung: „Eine Haxe, handgemachte Knödel und ein Weißbier in einem Münchner Biergarten.“

Von Hamburg nach München: Tausend Watt bis zum Ziel

Isomatte, Schlafsack und Zelt sind festgezurrt: Obwohl unterwegs zwischen dem Harz, Nürnberg und Ingolstadt fast nur gecampt wird, fragte Arbeitskollege Jürgen Kruse überraschend: „Nimmst du mich mit? Meine Frau sagt, das würde ich sonst nie wieder erleben.“ Ob er wohl durchhalte, überlegt der 68-Jährige Neuengammer, ist aber zuversichtlich: „Ich hab schon Ausdauer. Und wir haben immerhin jeder zwei Akkus dabei, also zusammen 1000 Watt.“ Das sollte reichen, wobei die beiden spätestens nach zehn Tagen, am 4. August, zurück sein wollen – dann mit der Deutschen Bahn: „Da hat meine Enkelin ihren dritten Geburtstag“, sagt Kruse und weiß, dass er also mindestens 100 Kilometer pro Tag schaffen muss.

Der bunte Wimpel soll die Windrichtung anzeigen, bei sonnigem Wetter dürfen natürlich auch die Sandalen nicht fehlen.
Der bunte Wimpel soll die Windrichtung anzeigen, bei sonnigem Wetter dürfen natürlich auch die Sandalen nicht fehlen. © BGZ | strickstrock

Dabei ist der Rentner, der der 30 Jahre lang Müllwagenfahrer bei der Stadtreinigung war, auch sonst sehr reisefreudig. „Noch vor vier Jahren bin ich mit Freunden auf drei Harleys durch die USA. Drei Wochen lang von LA bis zum Grand Canyon und über Las Vegas zurück“, erzählt er von seinem 3600-Kilometer-Trip.

Da kann Axel Robers locker mithalten – auf dem Rad, etwa die Elbe oder die Ems entlang: „Ich bin auch schon im strömenden Regen von Dänemark nach Polen geradelt, immer ohne Motor.“ Aber seither weiß er auch, dass spätestens nach 400 Kilometern der Hintern schmerzt: „Deshalb muss unbedingt Pferdesalbe und Melkfett mit“, sagt er grinsend.

Kaffee und Zigaretten sind eingepackt, auch Taschenlampe, Werkzeug, Ladekabel, Kettenöl, Kochgeschirr und eine fette Mettwurst: „Die muss sein. Obwohl wir natürlich zuerst in Zollenspieker mit einem Fischbrötchen starten“, meint Jürgen Kruse, der noch eine Videokamera auf seinem Lenker befestigte.

„Wir sind schon ein bisschen verrückt“, meinen die beiden, die am Lehfeld in der Werkstatt von „Exklusiv Bikes“ schrauben – und sich über ihren Chef freuen: „Der spendiert uns die letzte Nacht in München in einem schicken Hotel.“