Hamburg. Stadtteilschüler aus Kirchwerder haben eine Installation für die Gedenkstätte Bullenhuser Damm entworfen. Was sie ausdrücken soll.

Ein Keller am Bullenhuser Damm wurde im April 1945 zum Tatort eines grausamen Verbrechens. Nachdem 20 jüdische Mädchen und Jungen im Konzentrationslager Neuengamme medizinische Experimente über sich hatten ergehen lassen müssen, wurden sie aus den Vierlanden in das ehemalige Schulgebäude in Rothenburgsort gebracht. Denn kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs rückten die britischen Truppen immer näher an Hamburg heran. Und um die Verbrechen an den Kindern zu vertuschen, ließen die Nazis sie ermorden.

Mit ihnen starben ihre vier Betreuer sowie etliche russische KZ-Häftlinge. Am Sonnabend, 20. April, jährt sich der Tag zum 79. Mal. Daran wird in diesem Jahr bereits einen Tag zuvor von 15.30 Uhr an bei einer Gedenkveranstaltung am Bullenhuser Damm 92 erinnert. Auch Liv Kenter und Cheyenne Buß werden dabei zu Wort kommen.

Bullenhuser Damm: Schüler erinnern mit Kunstwerk an 20 ermordete Kinder

Die beiden Elftklässlerinnen der Stadtteilschule Kirchwerder haben gemeinsam mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern Johanna Heitmann, Lennic Heine, Henrik Zeyn, Max Schmeling, Milena Rusch und Justin Seidel zur würdevollen Erinnerung an die Kinder eine Kunstinstallation entworfen, die nun im Tatraum der Gedenkstätte zu sehen ist.

Den Raum zu betreten, wo vor fast 80 Jahren Kinder und Erwachsene ermordet wurden, sei unangenehm und ein sehr beklemmendes Gefühl gewesen, erinnert sich Johanna Heitmann noch genau an den Moment, als die Gruppe die Gedenkstätte das erste Mal besuchte. Die Stadtteilschüler sind überzeugt, dass jeder mal so einen Ort besuchen sollte, um sich bewusst zu machen, was damals geschehen ist.

Geschichte wird an diesen Orten viel greif- und vorstellbarer

Auch Franco Topp, Lehrer für Geschichte und Philosophie an der STS Kirchwerder, misst dem Besuch dieser Lernorte außerhalb der Schule eine große Wirksamkeit bei. „Es schafft Authentizität, macht die Geschichte viel greif- und vorstellbarer“, sagt er.

Die Kunstinstallation im Tatraum der Gedenkstätte Bullenhuser Damm.
Die Kunstinstallation im Tatraum der Gedenkstätte Bullenhuser Damm. © Stadtteilschule Kirchwerder | Stadtteilschule Kirchwerder

Und so haben sich die Jugendlichen auch bei der Entwicklung der Kunstinstallation viele Gedanken gemacht. Vor allem Fotos der Kinder sollten eingebracht werden. „Wir glauben, man erinnert sich an jemanden, wenn man ihn oder sie sieht“, erklärt Liv Kenter. Die Bilder sind an dünnen Angelschnüren befestigt und scheinen so im Raum zu schweben. Dadurch soll trotz der Enge des Raums ein Gefühl von Freiheit erzeugt werden.

Mehr zum Thema

Am Ende des Raumes sind unterschiedlich große Spiegel angebracht, in denen sich Betrachterinnen und Betrachter selbst und die Bilder der Kinder sehen können. Daneben stehen vier Sterne für die ermordeten Betreuer. Die Spiegel sollen auch dafür stehen, sich selbst zu hinterfragen, stellt Liv Kenter fest, die den Entwurf gemeinsam mit Max Schmeling ausgearbeitet hat.

Um die Kunstinstallation zu sehen, müssen Besucherinnen und Besucher aber erst mal durch einen Vorhang schreiten. So werde zum einen ein geschützter Raum geschaffen, zum anderen müsse man sich hindurchschlängeln, die Fotos der Kinder auf Augenhöhe entdecken und sich so aktiv damit beschäftigen, erklärt Henrik Zeyn.

Die Ausstellung ist am Freitag, 19. April, von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Sonst immer sonntags 10 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung für Führungen.