Bergedorf. Cornelia Schmidt-Hoffmann erteilt beim Neujahrsempfang allgemeiner Panikmache eine Absage. Was 2023 gut lief, worauf es 2024 ankommt.

Das erste Mal ein Ständchen von den Sternsingern der Katholischen Kirche im Bezirk erhalten. Die Premiere mit rasanten Schwüngen und Drehungen der Vierländer Speeldeel erleben. Das erste Mal Gastgeberin im Spiegelsaal des Rathauses an der Wentorfer Straße sein. Seit Oktober 2021 ist Cornelia Schmidt-Hoffmann Leiterin der Bergedorfer Verwaltung, doch die 59-Jährige musste zweieinhalb Jahre warten, bevor sie erstmals als Gastgeberin des Neujahrsempfangs der Verwaltung rund 100 Gäste aus ihrem Haus, Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport, ehrenamtliche und hauptamtliche Würdenträger und selbstverständlich Bergedorfer Bürger begrüßen durfte.

In ihrer Rede setzte Schmidt-Hoffmann im Beisein ihrer Vorgänger Arne Dornquast und Christoph Krupp betont auf Optimismus bezüglich vieler Aufgaben im Bezirksgebiet und eine klare Abgrenzung zu denjenigen, die als Populisten und Extremdenkende Gemeinschaft und Zusammenhalt schädigen wollen. Ein zentraler Punkt neben dem Ausbau der Stärken Bergedorfs als Leben-, Wohn- und Arbeitsort sei die Bewältigung der Flüchtlingsströme. „Wir haben sehr viele geflüchteten Menschen aufgenommen und ihnen ein neues Zuhause gegeben“, stellte Schmidt-Hoffmann fest. Und keineswegs stehe dieses System, wie einige behaupten würden, vor dem Kollaps: „Glauben Sie nicht der allgemeinen Panikmache. Bergedorf ist und bleibt solidarisch.“

Bezirksamtschefin beim Neujahrsempfang: „Bergedorf ist und bleibt solidarisch“

Auch ansonsten sieht die in Neuallermöhe lebende Verwaltungschefin gute Zeiten bevorstehen. Es gelte, mit bestimmten Schritten die „eigene Identität des Bezirks“ weiter auszubauen. Zum Beispiel als wichtigen Standort für die Arbeitswelt: Der Ausbau des BG Klinikums am Standort in Boberg gehöre deshalb zwingend in den nächsten zwölf Monaten in den Fokus der Stadtplanung, weil es hier auch um einen der wichtigsten Arbeitgeber im Bezirk gehe. Aber auch kleinere Projekte wie die Entwicklung der Handwerkerhöfe am Curslacker Heerweg dürfen nicht hinten runterfallen.

Gut gefüllt: Offenbar kam der neue Termin am Freitagnachmittag für die Gäste des Neujahrsempfangs prächtig an.
Gut gefüllt: Offenbar kam der neue Termin am Freitagnachmittag für die Gäste des Neujahrsempfangs prächtig an. © BGDZ | Jan Schubert

Weiter zur Wohnqualität: Neben der Fortentwicklung des Megaprojekts Oberbillwerder und der kleineren, ebenfalls prestigeträchtigen Vorhaben Stuhlrohrquartier, Schleusengraben und Co gelte es auch immer, den Wohnbestand zu verbessern, die städtebauliche Nachverdichtung vorwärtszubringen und bei Bedarf auch neue Flächen zu entdecken und darauf neue Quartiere zu kreieren. Das gehe nicht nur im Landgebiet wie etwa in Ochsenwerder: „Ich bin sehr gespannt, wie es zum Beispiel mit einer Nachnutzung der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Lohbrügge oder der Körber-Flächen an der Kurt-A.-Körber-Chaussee weitergeht“, sprach Schmidt-Hoffmann Beispiele an – in Sachen des Körber-Komplexes sei gewiss davon auszugehen, dass „ein gewisser Teil Wohnfläche“ werden könne. Generell, so betonte Cornelia Schmidt-Hoffmann, werde im Bezirk aber weiter auch auf das Prinzip von „gemischten Quartieren“ mit vielen Nutzungsformen vorangetrieben.

Zwei wichtige Wahlen stehen an

Das Jahr 2024 sei aber auch deswegen so wichtig, weil Bezirks- beziehungsweise Europawahlen am 9. Juni anstehen und vorbereitet werden müssen. Beim Ausfüllen des Wahlzettels scheint die Bezirksamtschefin ihren Mitmenschen einen Rat mitgeben zu wollen: genauer hinsehen, kritisch sein, zusammenhalten und sich als Gesellschaft nicht spalten lassen. Cornelia Schmidt-Hoffmann wird deutlich in Richtung Rechtsaußen: „Parteiprogrammatik, die nur Parolen beinhaltet, ist und darf nicht der Standard sein. Hier bei uns kann man noch miteinander reden und diskutieren.“

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Ausruhen auf den Erfolgen von 2023 wollen sich Schmidt-Hoffmann und ihr Team sowieso nicht. Die Schaffung des Planungsrechts innerhalb von nicht einmal einem Jahr für den Innovationspark an der A25 gehört dazu wie auch die fortlaufende Innenstadtentwicklung, die Anerkennung Bergedorfs als Rise-Gebiet, die Etablierung des Körberhauses als Kulturstätte und Treffpunkt oder auch die Entwicklung neuer Pläne für die ehemaligen Karstadt-Häuser. Zu Letzteren verrät die Bezirksamtsleiterin keine Details, aber immerhin, dass die Planungen „konkreter“, aber auch „ehrgeiziger“ werden: „Ich bin aber diesbezüglich zuversichtlich.“

Cornelia Schmidt-Hoffmann während ihrer ersten Neujahrsansprache. Violinisten Ilona Raasch hört offenbar gern zu.  
Cornelia Schmidt-Hoffmann während ihrer ersten Neujahrsansprache. Violinisten Ilona Raasch hört offenbar gern zu.   © BGDZ | Jan Schubert

Zuversicht ist die Botschaft des Freitagnachmittags: Für ihren Erstling hatte sich Cornelia Schmidt-Hoffmann ein paar Neuerungen ausgedacht. Gewöhnlich war das Neujahrsstelldichein der Verwaltung immer am Sonntagvormittag terminiert, nun probierte die „Neue“ mal den Eingang zum Wochenende aus, was bei der Resonanz der mehr als 100 Gäste als Erfolg gewertet werden darf – genau wie die erstmalige Kostprobe der Vierländer Speeldeel, die mehrere heiße Sohlen auf die Dielen des Spiegelsaals knallten. Kommentar Schmidt-Hoffmann: „Das müssen die abkönnen, das ist schließlich Bergedorfer Handwerk.“