Hamburg. Bergedorfs Chef-Zeitungszusteller Dierk Hasecker geht in den wohlverdienten Ruhestand. Das Ende einer Ära – und ein Neuanfang.

Es ist das Ende einer Ära – vor allem für die rund 300 Zustellerinnen und Zusteller: Mit dem Jahreswechsel wird die „Transportvermittlungs- und Vertriebsgesellschaft in Bergedorf“, kurz TVB, aufgelöst. Nach 26 Jahren geht Inhaber Dierk Hasecker in den Ruhestand, während die Zeitungs- und Zeitschriften-Verteilung reibungslos von der Funke Mediengruppe übernommen wird, zu der auch die Bergedorfer Zeitung gehört.

Trotz des gesicherten Übergangs wurde die kleine Abschiedsfeier in der TVB-Halle am Havighorster Weg in Lohbrügge sehr emotional: 43 Zeitungszusteller fanden sich nach Feierabend um 11 Uhr vormittags ein, weit mehr als ihr Chef erwartete. Obwohl er das natürlich hätte ahnen können, denn die Atmosphäre hier war trotz der harten Arbeit mit ihren wenig attraktiven Arbeitszeiten immer familiär.

Bergedorfs Chef der Zeitungszusteller geht in den Ruhestand

Kein Wunder also, dass auch dem Chef die harte Schale schnell abhanden und sein großes Herz zum Vorschein kamen, als er zu einer kleinen Rede ansetzte. Schon nach wenigen Augenblicken standen ihm Tränen in den Augen. Ein Gefühl, dass da längst auch sein Team erfasste. Es gab Geschenke für den Chef und Ehefrau Inga Hasecker, dazu etliche Karten, Briefe und unzählige herzliche Umarmungen. Am Ende saß man viel länger zusammen als vorgesehen, obwohl viele der Zeitungsausträger um 15 Uhr schon sehr mit der Müdigkeit kämpften.

Tatsächlich beginnt ihr Arbeitstag gewöhlich gegen 1.30 Uhr nachts, wenn die ersten Lkw Zehntausende Zeitungen und Zeitschriften, Wochenblätter und Magazine anliefern. Sie werden dann auf die einzelnen Touren verteilt, teilweise per Transporter zu den Agenturen zwischen Lauenburg und Schwarzenbek, Geesthacht und Altengamme, Wentorf, Reinbek und Glinde gefahren.

Zeitungszusteller schwärmen ab 3.30 Uhr zu ihren Touren aus

Ab etwa 3.30 Uhr schwärmen dann die Zeitungsausträger aus, um ihre Touren bis 6.30 Uhr, allerspätestens 7 Uhr beendet zu haben. Denn dann müssen Bergedorfer Zeitung und Lauenburgische Landeszeitung, aber auch Hamburger Abendblatt, Bild, Welt und die diversen Magazine und Zeitschriften bei den Abonnenten angekommen sein. Hinzu kommen einmal pro Woche dann noch die Wochenblätter.

Auch für Dierk Hasecker beginnt jeder Arbeitstag spätestens um 2 Uhr nachts. Seit er die TVB vor 26 Jahren übernommen hat, ist er derjenige, der das ausgleicht, was nicht gleich rund läuft: zu späte Anlieferungen von den Druckereien und Großhändlern, problematische Witterung und vor allem natürlich ausgefallene Zusteller. Bis 6.30 Uhr ist er damit gut ausgelastet, anschließend geht es dann ins Büro am Brookdeich, wo er zusammen mit fünf Angestellten, darunter auch Ehefrau Inga, die Buchhaltung erledigt – neben dem Abarbeiten von Anrufen, wenn die Zeitung doch mal nicht zugestellt wurde.

Job als Vertriebschef wurde Dierk Hasecker beruflich in die Wiege gelegt

Dann macht sich der Chef oft auch persönlich auf den Weg, um die fehlenden Exemplare noch zu den Abonnenten zu bringen. Feierabend ist so selten vor 16 Uhr, wenn bei Grippewellen oder feuchtnasser Witterung wie in diesen Tagen aber schon wieder die ersten Krankmeldungen für die nächste Nacht eintreffen. Immerhin beschäftigt die TVB zusammen mit den selbstständigen Agenturen in Schwarzenbek, Reinbek und Altengamme insgesamt rund 300 Austräger auf 520-Euro-Basis.

Dass Dierk Hasecker Vertriebschef wurde, war ihm buchstäblich in die berufliche Wiege gelegt: Von 1978 bis 1981 lernte er Verlagskaufmann bei der Bergedorfer Zeitung und ging hier direkt in den damals noch in den Verlag integrierten Vertrieb. Parallel absolvierte er ein Abendstudium Kommunikationswirt und wechselte in die Anzeigenabteilung. Doch schon nach eineinhalb Jahren kehrte er zurück in die Vertriebsorganisation unseres Blattes.

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Als 1996 die von seinem Vorgänger Peter Haack gegründete TVB vor der Pleite stand, obwohl sie im Rahmen des damals in Mode kommenden „Outsourcing“ gerade den gesamten Vertrieb von Tageszeitung und Wochenblättern übernommen hatte, startete Dierk Hasecker beruflich neu durch. Er übernahm die TVB und machte sie zum verlässlichen Partner nicht nur unserer Zeitung.

Nicht mehr stets vor der 20-Uhr-Tagesschau ins Bett

Dass er sich jetzt, mit 63 Jahren, zur Ruhe setzt, dürfte seinen Alltag mächtig umkrempeln. „Aber es ist auch ein gutes Gefühl, endlich mal einen normalen Tages- und Wochenablauf zu haben, ohne stets schon vor der 20-Uhr-Tagesschau ins Bett gehen zu müssen, damit auch in der zweiten Hälfte der Nacht mit der Zeitungszustellung wieder alles reibungslos klappt“, sagt Inga Hasecker, die die Informationen zu diesem Artikel heimlich geliefert hat.

Denn ihr Mann wollte eigentlich gar keinen Text zu seinem Abschied. Aber die Heerschar seiner Zeitungsausträger und auch unsere Redaktion sowie alle anderen Kollegen von Bergedorfer Zeitung und Lauenburgischer Landeszeitung sind überzeugt: Das musste jetzt einfach mal sein.