Bergedorf. „Erstaunlich, was sich alles ereignen muss...“, schreibt die Ikone der politischen Linken. Für Bergedorf gibt‘s noch einige Restkarten.

Nur noch wenige freie Restplätze gibt es auf dem Balkon des Theaters im Körberhaus: Für Sonnabend, 2. Dezember, hat sich Gregor Gysi angekündigt, von 19.30 Uhr an will er aus seiner Autobiografie „Ein Leben ist zu wenig“ vortragen und verspricht damit einen hundertprozent amüsanten Abend.

Der 1948 als Sohn des DDR-Kulturministers in Ost-Berlin geborene Gregor Gysi hat linkes Denken geprägt und wurde zu einem seiner wichtigsten Protagonisten. In Bergedorf erzählt er von seinen zahlreichen Leben: als Anwalt, Politiker, Autor, Moderator und Familienvater. Seine Autobiografie „Ein Leben ist zu wenig“ ist nach Angaben des Aufbau-Verlags (583 Seiten, 26 Euro) ein Geschichtsbuch, „das die Erschütterungen und Extreme, die Entwürfe und Enttäuschungen des 20. Jahrhunderts auf sehr persönliche Weise erlebbar“ machen will.

Gysi liest aus seiner Autobiografie „Ein Leben ist zu wenig“

„Kaum ein deutscher Politiker wurde so geschmäht, kaum einer schlug sich so erfolgreich durchs Gestrüpp der Anfeindungen“, kündigt seine Agentur den Mann an, der 1967 in die SED eintrat, von 1989 bis 1993 Parteivorsitzender der PDS war, von 2016 bis 2019 Präsident der Partei der Europäischen Linken.

Angefangen bei seiner Kindheit und Jugend, schildert Gysi seinen Weg zum Rechtsanwalt, gibt Einblicke in sein Verhältnis zu Dissidenten und in die Spannungsfelder an der Spitze von Partei und Bundestagsfraktion. Vor allem aber berichtet er von der erstaunlichen Wendung, die sein Leben mit dem Herbst 1989 nahm: Der Jurist wurde Politiker.

Der Neffe von Doris Lessing

„Einfach wegrennen, das wollte ich nie“, sagt Gysi, der Widersprüche aushalten kann. Er erzählt von einem Leben samt Gerichtsalltag mit Mördern und Dieben. Und von einer Familiengeschichte, die von Russland bis nach Rhodesien führt, wo einst die Literaturnobelpreisträgerin Doris Lessing lebte, deren Neffe er ist.

Gysi staunt selbst: „Erstaunlich, was sich alles ereignen muss, damit irgendwann das eigene Leben entstehen kann.“

Die Moderation des Abends übernimmt übrigens der Journalist Hans-Dieter Schütt, der bis zur Wende im Herbst 1989 Chefredakteur des FDJ-Zentralorgans „Junge Welt“ war, einem kommunistischen Jugendverband.

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Wer noch Karten für die Lesung in der Holzhude 1 ergattern möchte, zahlt zwischen 27 und 36 Euro und meldet sich bei der Bergedorfer Theaterkasse unter Telefon 040/72 57 02 65 oder per E-Mail an abo-service@theater-bergedorf.de.