Bergedorf. „Politisch erwünscht, aber an der Realität vorbei“, sagen Bergedorfs Christdemokraten zum „autofreien Stadtteil“. Die ÖPNV-Planung.

Es soll ein europaweit vorbildlicher Stadtteil werden für gut 15.000 Einwohner. Daran tüfteln die Planer schon seit vielen Jahren – und wünschen sich ein besonderes Verkehrskonzept für Oberbillwerder, damit nur wenige Autos durch die Wohnstraßen fahren. Allerdings ist Geduld gefragt, erfuhren der Bergedorfer CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Dennis Gladiator und Bürgermeister-Kandidat Dennis Thering in einer neuerlichen Anfrage an den Senat: Da das Bebauungsverfahren noch nicht abgeschlossen sei, befinde sich auch die Konzeption der Verkehrsanlagen „noch in Erarbeitung und Abstimmung“.

„Das ist alles äußerst vage, da fehlen verlässliche Zusagen“, kritisiert Gladiator, der nach dem öffentlichen Nahverkehr gefragt hatte – und überhaupt den Grundgedanken infrage stellt: „Ein weitestgehend autofreier Stadtteil ist zwar politisch gewünscht, geht aber sicher an der Realität vorbei. Die werden doch auch ihren Einkauf mit dem Auto machen.“

Bezirk Bergedorf: Verlängerung der Metrobus-Linie 12 geplant

Aber immerhin sind manche Planungen schon weitgehend festgezurrt, betont der Senat: So sollen die Linien S2 und S21 (die ab Dezember beide S2 heißen) tagsüber zu einem Fünf-Minuten-Takt ausgeweitet werden. Wobei es abends und sonntags beim Zehn-Minuten-Takt bleibt. Party- und Theatergänger in Hamburgs Innenstadt können in den Wochenendnächten weiterhin durchgehend eine Bahn im 20-Minuten-Takt nutzen.

Darüber hinaus wird der neue Stadtteil durch Busse erschlossen, so werde derzeit eine Verlängerung der Metrobus-Linie 12 geplant, die von Billstedt über Bergedorf und Neuallermöhe verkehrt – aktuell aber an der S-Bahn-Station Allermöhe endet. Diese Linie soll nach Oberbillwerder verlängert werden und die dortige Ringstraße im Uhrzeigersinn bedienen.

Stadtbus soll bis zum Bergedorfer Bahnhof durchfahren

Des Weiteren soll die derzeit ebenfalls an der S-Bahn-Station Allermöhe endende Stadtbus-Linie 335 zukünftig durch Oberbillwerder pendeln und dort vor allem den zentralen Bereich bedienen. Die künftige Stadtbus-Linie 130 beziehungsweise derzeit 230 soll aus dem Gewerbegebiet Moorfleet kommend über den S-Bahnhalt Billwerder-Moorfleet und Oberbillwerder geführt werden, weiter dann über die B5 bis zum Bergedorfer Bahnhof.

Außerdem soll zur besseren Erreichbarkeit der westlichen und nördlichen Siedlungsbereiche „gegebenenfalls zusätzlich eine Quartiersbuslinie mit kleineren Fahrzeugen“ eingerichtet werden. Deren Linienführungen als auch die genaue Verortung der Haltestellenstandorte seien noch nicht abschließend festgelegt.

Welche Angebote gibt es on demand?

Das alles stimmt die CDU indes noch nicht glücklich: „Am Ende wird das doch nicht umgesetzt. Oder es heißt dann plötzlich, es würde Geld fehlen“, fürchtet Dennis Gladiator, dem zudem konkrete Vorschläge zu On-demand-Angeboten fehlen.

Und so wird über die Verkehrsplanung noch vielfach in der Bergedorfer Bezirksversammlung zu diskutieren sein, auch jetzt am Mittwoch, 7. Juni, wenn der Stadtentwicklungsausschuss tagt: Von 18 Uhr an steht eine lange Tagesordnung an, auf der sich auch Oberbillwerder wiederfindet: Es geht um die sogenannten Mobility-Hubs, also Parkhaustürme für die Anwohner.

Die Baugenossenschaft Bergedorf-Bille hat mit der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen einen Kooperationsvertrag geschlossen, um eine Konzeptstudie zu erstellen: Ein Prototyp des Mobility-Hubs soll in Bergedorf-West entstehen und als Vorbild dienen für andere Quartiere und Großsiedlungen. Das Ergebnis dieser Konzept- und Planungsstudie wird am Mittwoch, 7. Juni, nun im öffentlichen Ausschuss vorgestellt – der tagt allerdings wieder online.