Hamburg. Nirgendwo in Hamburg gibt es mehr Warnhinweise an Straßen. 27 Schilder seit 2019. Was Bergedorf dagegen tun will.

Das schwarze Ausrufezeichen im roten Dreieck ist ein Verkehrsschild, das die Bergedorfer wohl besser kennen als die meisten anderen Hamburger Autofahrer. Denn der Bezirk ist offenbar mit deutlichem Abstand der traurige Spitzenreiter bei Schlaglochpisten: Nirgends wurden seit 2019 mehr Warnhinweise wegen maroder Straßen aufgestellt, geht jetzt aus der Senatsantwort auf eine CDU-Anfrage hervor.

Demnach prangt in Bergedorf an 27 Bezirksstraßen der Warnhinweis „Straßenschäden“, an einer weiteren Straße wurde das Schild gerade abgebaut. Zum Vergleich: Der flächenmäßig ebenfalls sehr große Bezirk Harburg hat ein Schild aufstellen müssen. In Altona wurden seit 2019 nur fünf, in Wandsbek vier, in Eimsbüttel drei und in Nord ein Schild aufgestellt. Der Bezirk Mitte taucht gar nicht in der Liste auf.

Bergedorf hat die meisten Schlaglöcher in ganz Hamburg: Sanierung nicht mal geplant

Die Tabelle offenbart nicht nur, dass viele Warnhinweise in Bergedorf bereits seit Monaten oder gar Jahren an den Straßen stehen. Sondern auch, dass die notwendige Sanierung noch nicht mal terminiert ist: Bis auf eine einzige, bereits 2022 abgeschlossene Maßnahme am Nettelnburger Landweg ist bei keiner Straße eine Instandsetzung in Vorbereitung. „Noch nicht terminiert. Einzelne Gefahrenstellen in diesen Bereichen werden immer wieder behoben“, heißt es durchgängig in der Tabelle.

Betroffen sind Straßen quer durch den großen Bezirk, vom Landgebiet bis nach Lohbrügge, Bergedorf und Boberg. Die meisten Schilder sind allerdings jüngeren Datums: Nur an einer Straße steht das Schild seit 2019 (Warwischer Hinterdeich), seit 2020 an vier weiteren. Die Liste offenbart, dass die Bezirksstraßen wohl sukzessive abgängig sind: 2022 wurden demnach 15 weitere Straßen mit den Warnhinweisen auf Straßenschäden und Schlaglöcher versehen.

Warnschilder werden schon frühzeitig aufgestellt

Allerdings würden die Hinweisschilder im Bezirk auch immer sehr vorausschauend aufgestellt, betont das Bergedorfer Bezirksamt: „Für uns steht das Thema der Verkehrssicherungspflicht an erster Stelle, entsprechend sind wir sensibilisiert und stellen bei Bedarf schon frühzeitig Warnschilder auf“, so Sprecher Lennart Hellmessen.

Der Bezirk müht sich, marode bezirkliche Straßen zeitnah zu sanieren. Doch das Geld ist knapp: Neben der sogenannten Rahmenzuweisung für Unterhaltung (zwei Millionen Euro) stehen dem Bezirk für das Erhaltungsmanagement weitere 200.000 Euro jährlich zur Verfügung – keine Unsummen angesichts der Aufgaben. Der Bezirk sei aber „immer bemüht, zusätzliche Mittel einzuwerben“, betont Hellmessen. In den vergangenen Jahren seien es gut 5,5 Millionen Euro gewesen. So könnten neben dem Tiefbauprogramm auch immer andere Maßnahmen umgesetzt werden – zuletzt etwa in Vinhagenweg, Sanmannreihe, Lohbrügger Kirchstraße und Durchdeich.

Straßen werden gezielt abgefahren, um Prioritäten zu setzen

Seit einigen Jahren wird das Sanieren der maroden Bezirksstraßen zudem etwas besser strukturiert. Mit der ZEB, der „Zustandserfassungbefahrung“, werden die Straßen gezielt abgefahren und auf Schäden überprüft. Ziel ist das Priorisieren von Maßnahmen. Der letzte Stand dieser ZEB wurde 2020 im Verkehrsausschuss vorgestellt. Danach war unter anderem der als dringlich eingestufte Durchdeich saniert worden.

Inzwischen lägen „die neuen Ergebnisse für die Bezirksstraßen vor“, so Sprecher Hellmessen. Der neue ZEB solle in einem der nächsten Verkehrsausschüsse vorgestellt werden. „Ein erstes ablesbares Ergebnis daraus ist aber, dass sich der Zustand der Bergedorfer Bezirksstraßen von 2017 zu 2021/2022 verbessert hat“, so Hellmessen.

Dennoch: Die Liste der maroden Bezirksstraßen dürfte noch immer lang sein. Der ZEB-Bericht von 2020 listete 23 Straßen mit 210.500 Quadratmetern sanierungsbedürftiger Fläche auf. Geschätzter Investitionsbedarf: fast 17 Millionen Euro.

Hier stehen derzeit, teilweise nur auf einzelnen Abschnitten, Warnhinweise wegen Straßenschäden: Warwischer Hinterdeich, Escheburger Weg, Goerdelerstraße, An den Tannen, Reinbeker Redder (dreimal), Schulenburgring, Ulmenliet, Beensroaredder, Lohbrügger Weg, Lohbrügger Landstraße (zweimal), Rudorffweg, Bodestraße, Altengammer Elbdeich, Altengammer Hausdeich (zweimal), Havighorster Weg (zweimal), Leuschnerstraße, Sander Markt, Otto-Schumann-Weg, Perelsstraße, Mittlerer Landweg, Untere Bergkoppel, Neuengammer Marschbahndamm.