Bergedorf. Immer mehr jüngere Opfer. Polizei erklärt in Bergedorf, was die Maschen der Täter sind – und wie Bürger reagieren sollten.

Diese Bürgerinfo hatte vor allem vor dem CCB Bergedorf beinahe „Volksfestcharakter“, wie Polizeisprecher Florian Abbenseth im Nachgang festhielt. Auf der Fläche vor dem Bergedorfer Bahnhof schnappten sich die Shantys von De Fleetenkieker sogar eine Bürgernahe Beamtin vom PK 43, zusammen wurde der Hans-Albers-Klassiker „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ angestimmt.

Dabei ist das Thema nicht zum Mitschunkeln: Die Polizei sprach Mittwoch an sechs Standorten im Bezirk Bürger an und informierte über die „Miese Masche am Telefon“. Die Angesprochenen zeigten an der Aktion großes Interesse, 2200 Gespräche wurden geführt, „die Kollegen mussten im Aktionszeitraum von 8 bis 13 Uhr zweimal zur Wache zurückfahren, um weitere Informationsflyer zu holen“, berichtet Abbenseth. 40 Beamte übergaben 5000 Stück.

Telefonbetrug: dieses Jahr schon 1,7 Millionen Euro Schaden

Für Frauke Hannes, Spezialistin für Kriminalprävention von der Kripo Hamburg, und ihre Kollegen war Bergedorf die fünfte und damit vorletzte Station der Aktionstage. „Die meisten Menschen wissen davon, fast jeden interessiert Telefonbetrug“, stellte Frauke Hannes fest. Denn nicht nur für sie klingen die Zahlen aus dem laufenden Jahr alarmierend: In Hamburg gab es 55 vollendete Taten, dabei erbeuteten die Gauner 1,7 Millionen Euro (zum Vergleich: im Jahr 2021 insgesamt 2,6 Millionen Euro).

Weiterer erschreckender Fakt: Zwei Prozent aller Schockanrufe durch falsche Polizisten – der Enkeltrick spielt fast keine Rolle mehr – gelingen tatsächlich und bringen die Opfer um große Summen Geld.

Ermittler bekamen auch Tipps aus der Bevölkerung

Eine neuere Masche: Über Tonbandansagen echter Stimmen, die Englisch reden, nehmen angebliche Interpol-/Europol-Mitarbeiter auch Kontakt zu Jüngeren auf und versuchen, von ihren Opfern persönliche Daten zu erfragen, die dann für weitere Straftaten missbraucht werden. „Daran sieht man, dass Telefonbetrug alle Generationen betrifft“, sagt Frauke Hannes.

Neben gezielten Fragen gab es auch Tipps für die Ermittler: Eine Bergedorferin regte an, dass Angerufene während des „Schockanrufs“ parallel unter einem Vorwand auf dem Handy die richtige Polizei anrufen könnten. Die Chancen, dass es zu einer Übergabe mit Festnahme kommt, ist dann aber eher gering. Wer unsicher ist, befolgt den Rat des Polizeisprechers Florian Abbenseth. Er rät: „Der erste Reflex ist: einfach auflegen.“