Das Lohbrügger Wahrzeichen, der Wasserturm, wird im Inneren umgestaltet. Dort entstehen Wohnungen, Büros und auch ein irischer Pub.

St. Pauli/Lohbrügge. Der Hamburger Investor Björn Wendel gehört zu den Menschen, die gern mal etwas Ungewöhnliches machen. Der Verpächter der Gaststätte Slattery's Irish Pub mitten auf dem Fischmarkt war Kaufmann, wird bald Edelfischzüchter und kennt sich in der Gastronomie seit Jahren gut aus. Nun wagt er sich an ein Objekt, das wegen komplizierter Nutzung nicht einfach ist. Wendel hat den unteren Teil des Lohbrügger Wasserturms gepachtet und macht dort einen irischen Pub mit 70 Plätzen auf.

Weiterhin hat der Eigentümer des Turms, der Bergedorfer Kaufmann Jörn Schmidt, ein Konzept mit den Ämtern abgestimmt, wonach auch der obere, leer stehende Teil des Turms ausgebaut werden kann. Schmidt zum Abendblatt: "Die Entkernungsarbeiten beginnen bald, und die Bauanträge werden Ende des Monats eingereicht." Wohnungen und Büros sollen in dem Turm gebaut werden. Investieren will der Bergedorfer "mehrere Hunderttausend Euro" und bestätigte damit einen Bericht der "Bergedorfer Zeitung".

Der 31 Meter hohe Lohbrügger Wasserturm ist laut Gutachten denkmalwürdig wegen "seiner geschichtlichen Bedeutung als Zeuge der Lohbrügger Stadtteilentwicklung und weil er charakteristisch für das Lohbrügger Stadtbild" sei.

Im Jahr 2011 wechselte der Eigentümer. Peter Schwalm, der den Turm 1994 für eine symbolische Mark unter einer hohen Sanierungsauflage erworben hatte, fand nach jahrelanger Suche einen Käufer in dem Kaufmann Jörn Schmidt.

Das Lohbrügger Wahrzeichen - eigentlich "Sander Dickkopp" genannt -, erhält jetzt mit dem Irish Pub den Namen "John Turner Tower". Das war der Chefbrauer der größten englischen Privatbrauerei Fuller's. Das Bier wird neben irischen Whiskeysorten bald auch in Lohbrügge ausgeschenkt. "Doch wir bleiben in Bergedorf bodenständig, fahren zweigleisig und machen zwei Gaststätten in einer", sagt Björn Wendel. Die heutige Gaststätte Sander Dickkopp bleibe neben dem Pub bestehen.

+++ Bergedorfer kauft spontan den Lohbrügger Wasserturm +++

Der imposante Turm entstand 1906/7 auf dem höchstgelegenen Punkt in Lohbrügge. Da der Turm damals außerhalb der Siedlung lag, erhielt er Wohn- und Betriebsräume. Der eigentliche Wasserbehälter hat eine dünne Backsteinverblendung und einen aufgesetzten Zinnenkranz, der "an norddeutsche Burgen des Mittelalters erinnern soll", heißt es im Gutachten des Hamburger Denkmalschutzamtes.

"Wir freuen uns sehr über die aktuellen Entwicklungen, denn der Wasserturm ist zwar ein spannendes und ungewöhnliches Denkmal, aber daher auch nicht ganz leicht zu nutzen", sagt Kristina Sassenscheidt, Sprecherin der Denkmalschutzbehörde. Der Eigentümer sei ein Glücksfall, denn er schätze gerade die Besonderheiten des Turms und habe viel Verständnis für die Bausubstanz.

Als 16-Jährigen haben Wendels Eltern ihn nach Irland auf Sprachurlaub geschickt. "So kam mein Faible für irische Pubs", sagt er. Kneipen dieser Art fehlten in Bergedorf. Und daher hat sich der Investor auch schnell entschieden, als sein Geschäftsführer Lars Bargmann ihn auf den Turm aufmerksam machte. "Der schöne Turm ist einfach unverwechselbar", sagt Wendel.

Vom Fischmarkt bringt Wendel ungewöhnliche Ideen mit: Neben dem Turm soll ein kleiner Beach-Club entstehen, dazu ein Biergarten mit 100 Plätzen, eine Freilichtbühne für Konzerte und ein Beachvolleyballfeld - Letzteres, weil der Investor gute Kontakte zu den Sportlern pflegt.

Damit nicht genug: Donnerstags, wenn der Kneipenbesuch eher schwach ist, will Wendel Speisen zum Selbstkostenpreis anbieten. "Das ist zum Beispiel ein Barbecue oder auch ein 200-Gramm-Steak für vier Euro", sagt er. Die Backkartoffel koste dann 80 Cent. Auch Fisch soll es geben. Vielleicht auch Bachforellen und Saiblinge aus der eigenen Zucht im Harz.

Am Donnerstag kommender Woche eröffnet der Pub. Später sollen im ersten Stock Klubräume eingerichtet werden: für Dartspiele, Lesungen oder auch Kleinkunstveranstaltungen.