Allermöhe. Der Ruder-Club Bergedorf stellt eine komplette weibliche Besatzung für das größte Boot im Rudersport. Was daran so besonders ist.

Wenn die acht Riemen zeitgleich durchs Wasser gezogen werden und das gut 18 Meter lange und über 100 Kilogramm schwere Ruderboot zum Gleiten bringen, dann ist das ein unglaubliches Gefühl, erklärt Sabine Albrecht. So unglaublich, dass sie sogar ihren Job wechselte, um dienstags im Ruder-Club Bergedorf beim Training im Frauen-Achter dabei zu sein. Sonst gibt es in Hamburg nur Renngemeinschaften. Dass ein Verein eine komplettes weibliches Team stellt, sei schon etwas Besonderes, erklärt Doris Johannesen.

Sie ist Steuerfrau des Frauen-Achters, Trainerin und Organisatorin oder auch schon mal „Prüglerin“, wie ihre Teamkolleginnen sie liebevoll nennen. Schließlich schaffe es Doris Johannessen, ihre Mannschaft so anzufeuern, damit die auf den letzten Metern noch einmal alles aus sich herausholt, „selbst wenn man schon längst nicht mehr kann“, erklärt Ulrike Klemmer.

Ruder-Club Bergedorf stellt einen vereinseigenen Frauen-Achter

„Wir wollen schließlich keine Teebeutel durchs Wasser ziehen“, sagt Doris Johannesen, die früher ebenso wie ihr Mann Kanusport betrieben hat. „Wir wollten ja sehen, wo man hinfährt“, sagt sie. Erst durch ihre beiden Söhne ist auch sie zum Rudern gekommen – und tritt nun auch im Achter quasi in ihre Fußstapfen. In dem Flaggschiff des Deutschen Ruderverbands fuhren ihre beiden Söhne bei Olympischen Spielen bereits eine Goldmedaille (Eric im Jahr 2012 in London) und zwei Silbermedaillen (Eric 2016 in Rio de Janeiro, Torben im Jahr 2020 in Tokio) ein. „Sie geben uns auch schon mal Tipps, und das freut mich sehr“, sagt sie.

Der Frauen-Achter beim Trainingsstart auf der Dove-Elbe.
Der Frauen-Achter beim Trainingsstart auf der Dove-Elbe. © Lena Diekmann

Es war zunächst schon für einige Frauen eine Umgewöhnung, sich vom Skullen, bei dem mit zwei Skulls – eins in jeder Hand – gerudert wird, auf Riemen umzustellen. Hier wird ein Riemen mit beiden Händen bewegt, die Körperhaltung sei dadurch eine andere, der Rücken nicht mehr so gerade wie beim Skullen. „Und wir sind ja alle Ü50, da wird es ja nicht leichter“, stellt Doris Johannesen fest. Doch die Frauen haben sich im Verein längst einen Namen gemacht und werden auch schon mal angefragt, um bei den Männern auszuhelfen, wenn beim Training nicht genug da sind, berichtet sie nicht ohne Stolz.

Schnuppertag auf dem Gelände am Schleusendamm

Die Frauen vom Schleusendamm hat längst der Ehrgeiz gepackt: Bei ihrer zweiten Teilnahme an der Dove-Elbe-Rallye im April, bei der eine 13 Kilometer lange Strecke mit Wende gerudert wird, sind sie im Vergleich zum Vorjahr bereits zwei Minuten schneller geworden. Daran soll weiter gearbeitet werden. In diesem Jahr will der Frauen-Achter des RC Bergedorf noch an weiteren Regatten teilnehmen und im Laufe des Jahres vom Gig-Boot aufs Rennboot umsteigen, das zwar ein paar Kilo leichter, aber deutlich kippeliger ist. „Und im nächsten Jahr wollen wir bei der Dove-Elbe-Rallye dann unter einer Stunde bleiben“, sagt Doris Johannesen.

Was die Frauen an dem Sport reizt? „Es ist ein tolles Gefühl, als Team im selben Takt zu schlagen und so ja auch eine ganz schöne Geschwindigkeit draufzubekommen“, sagt Ulrike Klemmer. Und außerdem könne man in jedem Alter mit dem Rudern beginnen und auch noch bis ins hohe Alter dabeibleiben, erklärt Susette Schreiter.

Gerudert wird, solange die Dove-Elbe eisfrei bleibt – und im Winter geht es dann ins Hallentraining und in den Kraftraum. Der vereinseigene Fitnessraum, der vor fast zwei Jahren eingeweiht worden ist, habe sich ausgezahlt. „Es ist eine gute Alternative, um sich fit zu halten und wird von Mitgliedern jeder Altersstufe gern genutzt“, stellt Doris Johannesen fest.

Wer Lust hat, den Rudersport einmal auszuprobieren: Am Sonnabend, 24. Juni, und am Sonnabend, 22. Juli, gibt es jeweils von 10 bis 17 Uhr einen Schnuppertag auf dem Vereinsgelände am Schleusendamm 20. Weitere Infos im Internet: www.rc-bergedorf.de.