Hamburg. In der Sortierhalle im Gewerbegebiet am Rungedamm sollen bis zu 52.000 Paketsendungen pro Stunde bearbeitet werden. Das sind die Pläne.

Der Konzern Deutsche Post DHL erweitert sein Paketzentrum am Rungedamm im Gewerbegebiet Allermöhe. Dort können derzeit bis zu 32.000 Paketsendungen pro Stunde bearbeitet werden. Durch den Neubau einer weiteren Halle soll die Zahl auf 52.000 steigen. Dann ist der Standort Allermöhe eines der größten Paketzentren Deutschlands.

Marc Policke (51) leitet das Mitte der 1990er-Jahre eröffnete Paketzentrum und steht an der Spitze von rund 500 Mitarbeitern. Sie kümmern sich um Pakete, die nach Hamburg gesendet werden, und um die, die von der Hansestadt aus in andere Teile Deutschlands und der Welt geschickt werden. Kilometerlange Förderbänder transportieren die Paketpost durch die große, u-förmige Halle. Das teilweise mehrstöckige Gebäude mitsamt Büros hat eine Bruttonutzfläche von gut 34.000 Quadratmetern.

Im Neubau der DHL werden Pakete für den Transport vorbereitet

Dort werden die Pakete für den Weitertransport per Lkw oder Bahn zu Paketzentren im In- und Ausland sortiert, kommen anschließend „in Zustellstützpunkte und -basen“, wie Policke es nennt. Dort übernehmen die Zusteller die Post und bringen sie zu den Kunden.

Private Sendungen werden per Transporter aus den Filialen und Packstationen abgeholt und nach Allermöhe gebracht, die Pakete von Großkunden werden direkt bei den Unternehmen eingeladen. Insgesamt etwa zwei Millionen Sendungen werden jede Woche im Paketzentrum am Rungedamm bewegt.

Das neue Paketzentrum soll 2023 fertig sein

In der Nachbarschaft des Paketzentrums befinden sich zwei weitere große Areale des Unternehmens: DHL Express, wo schneller Postversand bearbeitet wird, und DHL Solutions, wo Pakete verpackt, gelagert und versendet werden, die vor allem Ware eines bestimmten Kunden, einem Modeproduzenten, beinhalten. In der Solutions-Halle befindet sich ein großes Hochregal­lager. Briefpost wird wiederum in Briefzentren in Altona und Moorburg sortiert

Auf dem Baufeld am Rungedamm befand sich bis vor Kurzem eine ausgelagerte Einheit des Altonaer Briefzentrums. Die große, in den 90er-Jahren gebaute Halle wurde 2021 abgerissen, um Platz für die Erweiterung des Paketzentrums zu schaffen. Sie soll im Herbst 2023 fertig sein. „Für das Briefzentrum wird wiederum eine neue Halle in Moorburg gebaut“, sagt Policke.

Halle wird auf Hunderten Pfählen gegründet

Die neue Halle am Rungedamm wird neben der bestehenden Halle des Paketzentrums auf Pfählen gegründet. Hunderte Pfähle werden dafür etwa 15 Meter tief in den Marschboden gerammt. Der Boden, auf dem die Halle entsteht, wird außerdem um knapp 1,50 Meter erhöht. Das Niveau wird angeglichen, damit spezielle Rangierfahrzeuge an den Laderampen andocken können.

Die Sandfläche daneben wird betoniert. Pro Stunde werden weitere rund 40 Lkw das Paketzentrum ansteuern und ebensoviele es verlassen. Policke: „Wir brauchen Abstellflächen als Puffer, weil nicht immer jedes Tor frei ist.“

Über 110 Be- und Entladetore für Lkw

Die Wechselbehälter und -brücken, wie die Container tatsächlich heißen, werden von speziellen Rangierfahrzeugen übernommen, sobald die Lkw eingetroffen sind. 120 Stellplätze für Wechselbehälter sind auf dem neuen Gelände vorgesehen.

„Auf der Bestandsfläche waren es 500 Stellplätze, aber durch projektbedingte Umbaumaßnahmen sind es jetzt nur noch 300.“ Weil das Rangieren und Zwischenlagern auf dem Gelände „enger und schwieriger“ werde, sei eine Fläche zum Abstellen leerer Container an der Ausschläger Allee angemietet worden.

Auch in der neuen, gut 8700 Quadratmeter großen Halle werden Büros eingerichtet. Die Sortieranlage wird ebenfalls mehrere Hundert Meter Förderband umfassen. Die Halle wird über 110 Be- und Entladetore verfügen. Die bereits bestehende Halle hat „nur“ knapp über 100 Tore, obwohl sie größer ist. „Da steckt ein anderes Sortierkonzept hinter“, erläutert Policke.

Mengen an Post zu den Stoßzeiten kaum noch zu bewältigen

Notwendig ist der Neubau, obwohl die Förderbänder in der Bestandshalle nicht rund um die Uhr laufen, weil die Mengen an Post zu den Stoßzeiten kaum noch zu bewältigen sind: „Viele Sendungen werden von den Kunden am späten Nachmittag auf den Weg gebracht“, sagt der 51-Jährige. Auch sie müssten ­alle schnell bearbeitet werden können.

Zwar sinke die Zahl der versendeten Dokumente (Briefe, Postkarten) seit 20 Jahren wegen der Konkurrenz durch das Internet (E-Mails), aber es wurden laut Stefan Laetsch, Sprecher Deutsche Post DHL Group, im Jahr 2020 „bundesweit jeden Tag 49 Millionen Briefe bearbeitet“.

Es entstehen rund 370 neue Arbeitsplätze

Hinzu kamen damals täglich rund 5,9 Millionen Pakete. „Briefpost wird es immer geben, ­allein schon wegen der vielen Behörden- und Geschäftspost“, sagt Laetsch. Dank des Internets sei die Zahl der „warentragenden Sendungen“ im Paket wie im Briefbereich – etwa Warenpost, Päckchen oder Pakete – hingegen rasant angestiegen, weil immer mehr Käufe online getätigt werden. Corona habe sich hier als weiterer Beschleuniger erwiesen.

Von den Paketsendungen würden 80 Prozent bereits am nächsten Werktag ihren Empfänger erreichen, betont Laetsch. „Von den Briefsendungen sind 89 Prozent am nächsten Werktag und weitere neun Prozent am übernächsten Werktag beim Empfänger.“ Laut Laetsch entstehen mit der Erweiterung des Paketzentrums rund 370 neue Arbeitsplätze, wenn die Anlage voll ausgelastet ist.