Hamburg. Dagmar Hirche erklärt älteren Nutzern die digitale Welt – und das E-Paper des Abendblatts. Die Folge: Zoom-Partys und ein Facebook-Award.

Mit misslichen Umständen muss man sich nicht abfinden. Das hat Dagmar Hirche von ihrer Mutter gelernt, die sich vor 60 Jahren scheiden ließ. „Das war zu der Zeit noch sehr negativ besetzt“, erinnert sich die Hummelsbüttlerin, die damals fünf Jahre alt war. Auch, dass neben Courage vor allem Bildung hilft, aus schwierigen Verhältnissen auszubrechen, weiß sie von ihrer Mutter. „Sie hat bei mir und meiner Schwester großen Wert auf eine gute Ausbildung gelegt.“

Und so kommt es, dass Dagmar Hirche sich kontinuierlich „hochgearbeitet“ hat und die letzten 25 Jahre ihres Berufslebens Geschäftsführerin einer Unternehmensberatung war – und mit dem Verein „Wege aus der Einsamkeit“ seit 15 Jahren Tausenden Senioren dabei hilft, sich in der digitalen Welt zurechtzufinden. Für dieses Engagement hat sie bereits die „Goldene Bild der Frau“, den „Smart Hero Award“ von Facebook, mehrere „Digital Female Leader Awards“ und andere Auszeichnungen erhalten.

„Wege aus der Einsamkeit“: Verein bietet Internet-Schulungen an

Der Verein sei damals „bei einem Glas Wein mit Kollegen“ gegründet worden, erzählt die Betriebswirtin. „Wir haben uns gesagt: Uns geht es so gut! Was können wir für andere tun?“ Kinder, Menschen mit Beeinträchtigungen, das Klima – es gab viel Optionen. „Dann sind wir auf das Thema Alter und Einsamkeit gekommen. Und weil wir Macher sind, wollten wir selbst was tun – und nicht fremde Projekte finanziell unterstützen.“ Aber es sollte etwas im kleinen Rahmen sein. Vielleicht einmal im Jahr alte Menschen ab 65 Jahren zu einer Veranstaltung einladen. „Mein Gesellschafter sagte mir zu, dass ich ab sofort zehn Prozent meiner Arbeitszeit dem Verein widmen dürfe“, erinnert sich Dagmar Hirche.

Die erste Aktion des Vereins: „Wege aus der Einsamkeit“ übernahm die Patenschaft für Marla, die älteste Elefantendame bei Hagenbeck, und lud Senioren zu einem Tierparkbesuch ein. Sie sollten, statt alleine zu Hause zu sitzen, „ihren“ Elefanten besuchen können. „Wir hatten damals noch kein Netzwerk und mussten mühsam für unsere Aktion werben.“ Zu dem Ausflug, der seitdem jedes Jahr stattfindet, kamen damals 25 Seniorinnen und Senioren. Im vergangenen Frühjahr gab es drei Ausflüge. Mit insgesamt 250 Teilnehmenden.

Dagmar Hirche: Großes Interesse von Abendblatt-Lesern

Mittlerweile macht der Verein mit den alten Menschen primär Ausflüge in die digitale Welt. Weil sie deren Stellenwert und Vorzüge erkannt hat, rief sie vor zehn Jahren das Projekt „Wir versilbern das Netz“ ins Leben. „Es gab schon damals Senioren-Computerclubs, aber keine Tablet- oder Smartphone-Schulungen“, sagt sie. Also lud sie kurzentschlossen „ein paar 80-Jährige“ ein, um herauszukriegen, „wie wir sie für den Einstieg in die digitale Welt begeistern können.“ Die Bitte der Alten: keine „Kurse“ oder „Seminare“, sondern niedrigschwellige „Gesprächsrunden“, und keine englischen Begriffe. Ein Vierzeiler im Abendblatt über das Angebot habe eine Welle ins Rollen gebracht, von der sie heute nicht mehr wisse, wie sie sie bewältigt habe, erinnert sich Dagmar Hirche.

700 Leser und Leserinnen riefen an. „Es war ein Glück, dass wir da bereits gut vernetzt waren und es Institutionen wie die Bücherhallen gab, die ohnehin mit uns kooperieren wollten. Die hab ich angerufen und gesagt: Wir müssen sofort loslegen.“ Das passierte auch – „mit viel Spaß und Chaos“, wie sie lächelnd sagt. Sie veranstaltete Gesprächsrunden im Büro der Unternehmensberatung, in Seniorenwohnanlagen, Stiftungen, Cafés und Kirchengemeinden – „überall da, wo es WLAN gab“. Facebook meldete sich und bat sie, auch nach Berlin zu kommen. „Die hatten Riesenräume in einem digitalen Lernzentrum. Da waren dann nicht zehn bis 20 Teilnehmer, sondern 70 bis 80.“

„Wege aus der Einsamkeit“: Zoom-Partys und Kochkurse

Facebook unterstützt den Verein auch heute noch finanziell, ebenso wie andere große Unternehmen und viele Einzelpersonen. In diesem Jahr sei es „ein bisschen mau gewesen“, sagt Dagmar Hirche. Bis zu einer Sendung im NDR, nach der viele Spenden eintrudelten. Jetzt sei die Vereinsarbeit auch im nächsten Jahr gesichert. Vielleicht wären sogar neue Projekte drin – mal mit einem Promi zusammen zu kochen, oder anlässlich des Erscheinens ihres zweiten Buchs („Das Erklärbuch“) eine tolle Location zu mieten und eine Buchparty zu feiern.

Dann wird aber in Präsenz gefeiert – obwohl Dagmar Hirche ihre Gemeinschaft gleich zu Beginn der Corona-Pandemie durch Hunderte Eins-zu-Eins-Gesprächen und zahlreiche Erklärvideos für virtuelle Treffen und Partys per Video fit gemacht hat. „Wir haben bei Zoom einen virtuellen Raum, der Tag und Nacht offen steht und für den wir auch Lizenzgebühren zahlen“, sagt die 65-Jährige. „Dort bieten wir Vorträge, Kochkurse, Yoga, oder Sitztanz, veranstalten Weihnachtsfeiern oder andere Zusammenkünfte. Sogar nachts treffen sich hier Menschen, die sich per WhatsApp verabredet haben, weil sie nicht schlafen können.“ Unter dem Motto „Wir versilbern das Netz“ haben bislang mehr als 800 Zoom-Veranstaltungen mit mehr als 23.000 Teilnehmenden stattgefunden.

Dagmar Hirche will sich auch für pflegende Angehörige einsetzen

Am 20. Dezember hat Dagmar Hirche ihren letzten Arbeitstag. Aber sie hört dann nur auf, gegen Bezahlung zu arbeiten. Denn zu tun gibt es weiterhin viel. Im Verein. Und Zuhause, wo sie ihren Mann unterstützen muss, der vor einigen Monaten nach einer Gehirnblutung seinen Gleichgewichtssinn verloren hat. Als pflegende Angehörige habe sie persönlich erfahren, wie schwer diese Aufgabe sei. „Und ich kannte mich ja theoretisch schon mit den Themen Pflege und Alter aus. Wer das nicht tut, hat es wirklich sehr schwer“, gibt sie zu bedenken. Sie wolle sich künftig „mit viel Stärke“ dafür einsetzten, dass die Bedingungen für pflegende Angehörige verbessert werden. „Ich komme ja aus dem Direktmarketing. Ich weiß also, wo ich laut sein muss.“

E-Paper: Erklärvideos von Dagmar Hirche für Abendblatt-Leser

Wie lese ich das E-Paper vom Hamburger Abendblatt? Und was ist das eigentlich? Das erklärt Dagmar Hirche, Vorständin des Vereins „Wege aus der Einsamkeit“ in einer dreiteiligen Videoreihe. Denn viele unserer Premiumabonnenten nutzen das E-Paper nicht – obwohl sie dies kostenlos tun könnten – einfach, weil sie sich nicht damit auskennen, nicht wissen, welche Vorteile ein E-Paper bietet und wie sie die App technisch einrichten oder sich registrieren sollen.

Tatsächlich aber liefert das E-Paper als digitale Version der Zeitung alle Artikel der aktuellen und auch früherer Ausgaben, die Sie auf dem Bildschirm oder mit Hilfe einer App auf dem Handy oder Tablet lesen können – an jedem Ort der Welt. Die Zeitung des nächsten Tages ist bereits ab 20 Uhr verfügbar, die Regionalausgaben aus Harburg, Pinneberg, Stormarn und Norderstedt sind ohne Aufpreis erhältlich.

Hier geht es zu den Erklärvideos fürs E-Paper

In Dagmar Hirches 15-minütigen Erklärvideos erfahren Sie, wie Sie sich registrieren und wie sie die App auf Apple- oder Android-Geräten nutzen können. Typische Begriffe aus der digitalen Welt übersetzt sie in die Sprache der Internet-Einsteiger – und wer trotzdem etwas noch nicht verstanden hat, kann sich die Video mehrfach ansehen. Die Videos finden Sie unter: www.abendblatt.de/epaper-info. Wenn Sie anschließend noch Fragen zu E-Paper-Nutzung oder Anmeldung haben, rufen Sie uns an unter 040/ 554471700 (Mo-Fr 6-18 Uhr, Sa 6-14 Uhr) oder schreiben eine E-Mail an vertrieb@abendblatt.de.

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