Hamburg. Abendblatt-Leser können mitentscheiden, wer zu den drei Gewinnern gehören soll. Diese Kandidaten sind für die Auszeichnung nominiert.

Mehr als 50.000 Menschen in Deutschland erleiden jedes Jahr einen plötzlichen Herzstillstand außerhalb eines Krankenhauses. Viele von ihnen haben nur eine Chance zu überleben, wenn vor Ort schnell der Ernst der Lage erkannt wird und die Betroffenen reanimiert werden, bis die Ärzte vor Ort sind. Dabei zählt jede Minute. Bereits nach drei bis fünf Minuten ohne Hilfe können Menschen, die einen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitten haben, irreversible Hirnschäden davontragen. Außerdem sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit ohne Herzdruckmassage pro Minute um zehn Prozent. Rund 5000 Menschen wird nach Angaben des Deutschen Reanimationsregisters jährlich bereits auf diese Weise das Leben gerettet. Und es könnten mehr werden.

Wer wird Asklepios-Lebensretter 2022?

Das finden der Asklepios Konzern und das Abendblatt, die gemeinsam den Asklepios-Lebensretterpreis ins Leben gerufen haben. Unterstützt wird der Preis, der zum achten Mal verliehen wird, von der Hamburger Feuerwehr. Das Ziel: Frauen und Männer zu ermutigen, in Notfällen einzugreifen. „Mit dem Lebensretterpreis möchten wir auf das wichtige Thema der Wiederbelebung aufmerksam machen und die Hemmschwelle senken, selbst Menschen zu reanimieren“, sagt Joachim Gemmel, Sprecher der Geschäftsführung der Asklepios Kliniken Hamburg. „Das kann jeder von uns mit einer Herzdruckmassage leisten und so die kritische Zeit nutzen, bevor Rettungsdienst oder Notarzt den Ort des Geschehens erreichen.“

Immer wieder würden Ärzte aus seinem Haus berichten, dass Menschen noch leben könnten, wenn sie nach einem Herzstillstand reanimiert worden wären. „In einer Notsituation nicht zu handeln, ist grundsätzlich falsch. Selbst ein Rippenbruch durch festes Drücken ist verschmerzbar, wenn ein Leben gerettet wird.“, so Gemmel. Gleichzeitig soll der Preis darüber hinaus Menschen dazu animieren, ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse wieder auf den aktuellen Stand zu bringen.

Asklepios und das Abendblatt suchen den Lebensretter 2022

Bei der Suche nach Kandidaten für den Lebensretterpreis waren die Abendblatt-Leser gefragt: Sie wurden aufgerufen, jemanden aus dem Großraum Hamburg als den „Asklepios-Lebensretter 2022“ vorzuschlagen, der durch Herzdruckmassage oder den Einsatz eines Defibrillators in den vergangenen 18 Monaten einen Menschen ins Leben zurückgeholt hat. Aus den eingegangenen Vorschlägen wurden die Personen nominiert, die das Hamburger Abendblatt heute vorstellt.

Zum achten Mal wird der Lebensretterpreis von Asklepios und dem Hamburger Abendblatt verliehen.
Zum achten Mal wird der Lebensretterpreis von Asklepios und dem Hamburger Abendblatt verliehen.

Eine Jury und Sie als Leser entscheiden jetzt gemeinsam, wer von ihnen zu den drei Asklepios-Lebensrettern 2022 gehören wird. Und so funktioniert die Abstimmung: Vom 10. bis zum 11. September können Sie die Telefonnummer wählen, die unter dem Bericht über Ihren Wunschkandidaten angegeben ist.

Die Preisverleihung wird dann am Mittwoch, 28. September, im ehemaligen Hauptzollamt am Alten Wandrahm in der Speicherstadt stattfinden. Zu dem feierlichen Akt sind 100 Gäste aus der Hamburger Gesundheitsbranche sowie Mitglieder von Vereinen und Rettungsdiensten geladen. Alle Nominierten erhalten als Anerkennung eine Medaille oder Urkunde. Den drei Gewinnern wird ein persönlicher Wunsch erfüllt. Durch den Abend führt Abendblatt-Redakteurin Vanessa Seifert.

Alexandra H. – im Bett den eigenen Mann reanimiert

Wenn Sie heute daran denkt, wie knapp das alles in vielerlei Hinsicht war, dann wird ihr noch immer ganz komisch. Alexandra H. hat ihrem Mann das Leben gerettet – und beide hatten dabei ganz viel Glück. „Einen Tag vorher wäre ich zu dieser Zeit in der Schule gewesen, einen Tag später schon im Urlaub“, sagt die Lehrerin aus Hamburg.

Am Morgen des 7. Juli, dem ersten Ferientag der Sommerferien, wachte die 53-Jährige auf und wunderte sich über die Atmung ihres Mannes neben sich. Ach, er schnarcht wohl, habe sie gedacht. Oder er träumt. Doch schnell sei ihr das Geräusch komisch vorgekommen und sie habe versucht, ihn zu wecken. „Aber ich konnte ihn nicht aufwecken. Da wusste ich, hier stimmt etwas nicht.“ Heute weiß sie nicht mehr, warum sie dann so geistesgegenwärtig handelte. Aber sie tat es. Alexandra H. rief den Notarzt und begann, ihren Mann im Bett zu reanimieren. „Irgendwie konnte ich mein Wissen abrufen, als Lehrerin werde ich alle vier Jahre geschult.“

Das sei ihr Glück gewesen, ist sie sich sicher. Die Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes überbrückte Alexandra H. so – und hat vermutlich auf diese Weise dafür gesorgt, dass ihr Mann ohne Hirnschäden im Krankenhaus aufwachen konnte. Gerade ist er aus der Reha zurückgekehrt. Das Erlebte müssen beide noch verarbeiten. „Das ist so einschneidend, das dauert eine Weile.“ Einen plötzlichen Herztod haben die Ärzte das genannt, was ihrem Mann widerfahren ist. Aus heiterem Himmel, ohne Vorwarnung. Zum Glück war seine Frau genau in diesem Moment da.

Die Telefonnummer für die Abstimmung: 01378 / 78 19 42 (0,50 € / Anruf aus dem dt. Festnetz, höherer Mobilfunktarif)

Wiederbelebung bei Herz-Kreislauf-Stillstand

  • Die Wiederbelebung erfolgt nach dem Grundsatz „prüfen, rufen, drücken“. Wenn eine Person bewusstlos zusammenbricht, sollte der Helfer prüfen, ob sie ansprechbar ist und atmet, und dann unter 112 sofort den Rettungsdienst verständigen.
  • Bei fehlender Atmung muss der Helfer sofort mit der Herzdruckmassage beginnen.
  • Dabei wird der Ballen einer Hand auf das untere Drittel des Brustbeins in der Mitte des Brustkorbs gelegt, der Ballen der anderen Hand darüber.
  • Dann sollte man mit gestreckten Armen 100-mal pro Minute drücken. Dabei hilft es, sich den Rhythmus des Songs „Stayin’ Alive“ von den Bee Gees in Erinnerung zu rufen. Das Lied gibt genau den Takt vor, der für die Herzdruckmassage ideal ist.
  • Geschulte Helfer sollen die Mund-­zu­-Mund- Beatmung immer im Verhältnis von 30 Herzdruckmassagen zu zwei Beatmungen durchführen.
  • Dieses Vorgehen sollte so lange fortgesetzt werden, bis der Verunglückte wieder selbstständig atmet oder der Notarzt eingetroffen ist

Harun Göymen – auf dem Schulweg ein Leben gerettet

Dass er an diesem Morgen Anfang Dezember vergangenen Jahres ein Leben gerettet hat, dass ist Harun Göymen erst später klar geworden. Genauer gesagt, als sein Bruder ihn Stunden darauf aufmerksam machte: „Weißt du eigentlich, dass Andreas vermutlich nicht mehr leben würde ohne Deine Hilfe?“, habe der ihm nach der Schule gefragt. Erst da sei ihm die Tragweite seines Handelns bewusst geworden. Aber der Reihe nach.

Göymen war auf dem Weg in die Berufsbildende Schule in Buxtehude, eine Englischprüfung stand an. „Da stand auf dem Weg plötzlich Philipp, mein Mitschüler, und rief um Hilfe.“ Vor ihm auf dem Boden lag Andreas Knop, ein Schulbegleiter der Lebenshilfe. Göymen übernahm sofort das Kommando. „Du gehst ins Sekretariat und holst Hilfe, ich übernehme hier“, habe er gesagt. Und angefangen, dem am Boden liegenden Knop zu helfen. „Ich habe ihn angesprochen. Als er nicht reagierte, habe ich versucht, ihn anzustupsen. Und als auch da nichts passierte wusste ich, er ist ohnmächtig.“ Sofort habe er das gängige Prozedere eines solchen Notfalls abgespult.

„Erst die Kontrolle des Mundraums – und dann die Reanimation.“ Bis zum Eintreffen der Rettungskräfte übernahm der Schüler die schwere Aufgabe. Knop konnte später im Krankenhaus operiert werden – ihm geht es heute gut. Der Schulbegleiter hat Glück gehabt, dass gerade Göymen den Weg entlang kam. Der 18-Jährige absolvierte zu dieser Zeit eine Ausbildung zum Notfallakademie-Dozent, wusste also genau, was zu tun war. „Mein Bruder bietet beruflich Erste-Hilfe-Kurse an, das hat mir natürlich sehr geholfen.“ Ach ja, die Englischprüfung, die wurde übrigens verschoben.

Die Telefonnummer für die Abstimmung: 01378 / 78 19 45 (0,50 € / Anruf aus dem dt. Festnetz, höherer Mobilfunktarif)

Abdullah Waziri – den Bruder im Freibad gerettet

Abdullah Waziri kann nicht gut schlafen. In seinen Träumen begegnet ihm sein kleiner Bruder Yusuf im Wasser. Auch dem gehe es so, sagt Waziri. „Er schläft schlecht. Hat Angst vor Wasser. Ist sehr ruhig geworden.“ Das Erlebte sei zu traumatisch. Doch der Reihe nach.

Am 24. Juli war Waziri gemeinsam mit seiner Familie zu Besuch in Bruchhausen. Dort entschied Yusuf, mit Freunden ins Freibad zu gehen. „Er kann schwimmen, hat das Bronze-Abzeichen“, sagt der große Bruder. Doch kaum sei die Truppe unterwegs gewesen, habe er ein komisches Gefühl gehabt und sei den Kindern gefolgt. „Als ich dort ankam, sah ich ihn rutschen.“ Also habe er sich umgezogen und sei zu ihm gelaufen. „Mittlerweile schien er zu tauchen.“ Als er bei dem Elfjährigen im Becken angekommen sei, so Waziri, habe der noch immer den Kopf unter Wasser gehabt. „Das fand ich komisch und habe ihn hochgezogen.“ Yusuf habe nicht reagiert, sein Gesicht sei lila gewesen.

„Da wusste ich, hier ist etwas ganz und gar nicht in Ordnung.“ Waziri trug seinen Bruder zum Beckenrand und begann sofort, ihn zu reanimieren. Aus einem In­stinkt heraus habe er gehandelt, sagt der 24-Jährige. Mit dem Wissen aus dem Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein. „Schnell ist Wasser aus Mund und Nase gekommen. Und ich habe ganz leicht den Puls an seiner Hand gesehen. Da wusste ich, wir schaffen das.“ Unterstützung bekam Waziri von einem anderen Badegast, der den Notarzt rief. Die Erklärung der Ärzte für die Ohnmacht: Beim Rutschen muss Yusuf mit dem Kopf auf den Boden geknallt sein.

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Dennis Thiede – Bademeister rettet Kind

Dennis Thiede ist seit 2015 als Rettungsschwimmer bei Bäderland angestellt, aber so etwas hat er noch nicht erlebt. Zum Glück. Bei Rekordtemperaturen von bis zu 40 Grad war am 25. Juli das Schwimmbad in Wandsbek vollkommen überfüllt, in dem er als Bademeister Aufsicht hatte. Eine Gruppe von vier Kindern, Geschwister im Alter von drei, sechs, sieben und 14 Jahren, war ihm sofort aufgefallen. Sie waren ohne ihre Eltern da, obwohl nur die Älteste schwimmen konnte. Als Thiede den Drei-Meter-Sprungturm schließen wollte, kam er am Ein-Meter-Sprungbrett vorbei, und entdeckte eine blaue Badehose im Wasser. „Der Junge lag leblos am Boden des Beckens.“

Dennis Thiede ist seit 2015 als  Rettungsschwimmer bei Bäderland im Einsatz. Jetzt musste er erstmals einen Menschen reanimieren.
Dennis Thiede ist seit 2015 als Rettungsschwimmer bei Bäderland im Einsatz. Jetzt musste er erstmals einen Menschen reanimieren. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services

Thiede handelte sofort, drückte kurz den Alarmknopf und sprang ins Wasser. Der Junge war bewusstlos, der Bademeister begann umgehend mit der Reanimation. Es war für ihn das erste Mal. Aber er hatte das ganze Prozedere frisch im Kopf, weil er eine Woche zuvor gerade die Rettungsfähigkeitsprüfung hinter sich gebracht hatte. Beatmung und Herzdruckmassage habe er abgewechselt, berichtet Thiede. So sei der Junge, der mehrfach große Mengen Wasser spucken musste, wieder zu sich gekommen.

Thiede berichtet, dass er den kleinen Jungen auf eine Liege gelegt habe. Da sei auch seine Schwester mit den anderen Kindern dazu- gekommen, völlig geschockt. Es tue ihr so leid, habe sie gesagt, so der Rettungsschwimmer. Er habe ihre Hand gehalten, während er sich um den Jungen kümmerte. Schnell waren auch Rettungskräfte und Polizei zur Stelle. Der Siebenjährige wurde ins Kinderkrankenhaus Wilhelmstift gebracht, konnte aber noch am Abend entlassen werden.

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Maren Pölking – Herz bleib beim Fernsehen stehen

Eigentlich war alles wie immer an dem Abend des 19. Juli 2021. Maren Pölking saß mit ihrem Lebensgefährten Carsten Meves auf dem Sofa. Die Beine auf seinem Schoss. „Wenn wir Fernsehen schauen, dann streichelt er sie immer“, sagt sie. An diesem Abend war es nur fast wie immer. Denn plötzlich habe ihr Mann, so nennt Maren Pölking ihren Carsten, aufgehört, sie zu streicheln. „Ich habe hochgeschaut, und da saß er da und war blau angelaufen.“ Die Rentnerin reagierte sofort. Rief den Notruf und den Nachbarn zur Hilfe, damit sie ihren Mann auf den Boden legen konnten, und begann mit der Herz-Lungen-Massage.

Maren Pölking hat lange für eine Krankenkasse gearbeitet. Sie habe gewusst, dass sie nichts falsch machen, sondern es nur besser machen könne, sagt die 73-Jährige. „Zwei Rippen wurden meinem Mann an diesem Abend gebrochen. Aber das ist in einem solchen Moment bedeutungslos.“ Am Telefon begleitete sie die ganze Zeit ein Mitarbeiter der Notrufzentrale. „Wenn ich gesagt habe, ich kann nicht mehr, dann hat er mich aufgefordert, weiterzumachen.“ Nach endlosen 20 Minuten kam der Notarzt und übernahm.

Carsten Meves erwachte sieben Tage später in der Klinik aus dem künstlichen Koma ohne bleibende Schäden. Heute ist das Leben des Paares fast wie früher. Hier und da geht es ein wenig langsamer, sagt Maren Pölking. Gerade seien sie vom Golfspielen zurückgekommen, ihrer großen Leidenschaft. Doch, eins sei anders: Sie würden das Zusammensein noch mehr genießen. „Als Carsten da so vor mir lag, hab ich immer wieder zu ihm gesagt, du darfst mich nicht verlassen.“ Das habe er ja auch nicht getan. Dafür sei sie unendlich dankbar.

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