Hamburg. Kommt bald das 69-Euro-Ticket für Busse und Regionalbahnen in ganz Deutschland? Der Verband der Verkehrsunternehmen (VDV) hat für den Anschluss an das 9-Euro-Ticket eine einheitliche, bundesweite Flatrate im ÖPNV vorgeschlagen. Diese Idee stößt in Hamburg auf positive Resonanz.
„Die Hochbahn begrüßt diesen Vorschlag. Ein einfacher Tarif und eine bundesweite Mobilitäts-Flatrate können ein wichtiger Baustein für die notwendige Mobilitätswende sein“, sagte Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum auf Abendblatt-Anfrage. Wichtig sei gleichzeitig der weitere Ausbau des ÖPNV, der in Hamburg vor allem mit der U5 entscheidend weitergebracht werde.
HVV Hamburg: Kommt nach 9-Euro-Ticket das 69-Euro-Ticket?
Zustimmung kommt auch von HVV-Geschäftsführerin Anna-Theresa Korbutt: „Den Vorstoß für ein deutschlandweit gültiges Angebot unterstützen wir sehr. Tarife im öffentlichen Nahverkehr müssen vereinfacht und der Vertriebsdschungel entwirrt werden, das ist das A&O auf dem Weg zur Verkehrswende.“
Für eine spürbare Verlagerung von der Straße auf den öffentlichen Nahverkehr müssten im Anschluss an das 9-Euro-Ticket attraktive Angebote geschaffen werden. „Ein bundesweit gültiges Klimaticket für 69 Euro wäre ein erster guter Schritt in diese Richtung“, so die HVV-Managerin.
Auch die SPD-Fraktion Hamburg begrüßt den Vorschlag der Branchenunternehmen und sieht darin eine gute Grundlage für die Debatte um einen Nachfolger des 9-Euro-Tickets. Dazu Dirk Kienscherf, Vorsitzender der SPD-Fraktion Hamburg: „Das 9-Euro-Ticket ist äußerst kostenintensiv, aber es funktioniert und hat der Mobilitätswende einen kräftigen Schub gegeben. Schon jetzt – nach sechs Wochen Laufzeit – ist klar, dass es kein Zurück zum alten System geben kann. Als SPD-Fraktion begrüßen wir den Vorschlag für eine bundesweite Anschlusslösung zum 9-Euro-Ticket. Ob der Preis von 69 Euro sozial und verkehrspolitisch angemessen und realisierbar ist, müssen die Beratungen in den nächsten Wochen zeigen.“
Vor-Corona-Niveau übertroffen: Mehr Fahrgäste im Juni
Im Juni 2022 nutzten so viele Fahrgäste das Angebot des HVV, dass erstmals sogar das Vor-Corona-Niveau übertroffen wurde. Fünf Prozent mehr Menschen waren im Vergleich zum Juni 2019 in den Bahnen, Fähren und Bussen unterwegs, teilte der HVV am Freitag mit und beruft sich dabei auf aktuelle Auswertungen der Fahrgastzahlen.
"Nach mehr als zwei Jahren Pandemie haben wir mehr Fahrgäste denn je", sagt HVV-Geschäftsführerin Anna-Theresa Korbutt. Das erfolgreiche Halbzeitergebnis zeige, wie wichtig der Personennahverkehr in Hamburg sei und dass die notwendigen Kapazitäten dafür erfolgreich geschaffen worden seien."Wir werden alles dafür tun, dass sich diese Entwicklung fortsetzt“, so Korbutt.
HVV Hamburg: 9-Euro-Ticket ein großer Erfolg
Grund für die gestiegenen Fahrgastzahlen ist neben verschiedenen Angebotsoffensiven des Unternehmens auch das 9-Euro-Ticket: Verbundsweit wurden bislang mehr als 1,5 Millionen Tickets verkauft. Allein im Juni hätten laut HVV neben den 680.000 Abonnentinnen und Abonnenten zusätzlich noch 800.000 Personen das ermäßigte Monatsticket erworben. Für den Juli wurden bislang 570.000 9-Euro-Tickets verkauft, für den August 130.000 (im Vorverkauf).
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Erhältlich ist das 9-Euro-Ticket sowohl in der App als auch in den Bussen, am Automaten, im Onlineshop und in den verschiedenen Servicestellen des HVV. Die bundesweit geltende Fahrkarte ist eine Sonderaktion des Bundes und gilt jeweils im Juni, Juli oder August.
HVV will sich für nachhaltiges Angebot einsetzen
Auch für Martin Bill, Staatsrat der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende, hat das 9-Euro-Ticket mit seinen vereinfachten Tarifstrukturen dazu beigetragen, dass mehr Fahrgäste das Angebot des Öffentlichen Personennahverkehrs nutzen. "Der ÖPNV ist attraktiv und spielt eine wichtige Rolle bei der Mobilität der Menschen in und um Hamburg. Das ist eine gute Nachricht nach der Pandemie", erklärt Bill.
Drei Angebotsoffensiven, die pandemieunabhängig vom HVV umgesetzt worden seien, hätten laut Bill zusätzlich dafür gesorgt, die Nahverkehrsangebote sowohl auf den Straßen als auch auf den Schienen und dem Wasser nachhaltiger und attraktiver zu machen: "Das zahlt sich nun aus und gleichzeitig auch auf die Mobilitätswende sowie auf die Klimaziele des Senats ein“, ist sich der Staatsrat sicher.
Diese Angebotsoffensiven, die jeweils zum Fahrplanwechsel 2018/2019, 2019/2020 und 2020/2021 in drei aufeinander folgenden Jahren umgesetzt wurden, hätten laut HVV mit deutlich dichteren Takten, größeren Fahrzeugen und vielen neuen Linien enorme zusätzliche Kapazitäten geschaffen. Sie seien daher wichtige Meilensteine auf dem Weg zur Mobilitätswende und zum Hamburg-Takt, einem erklärten Ziel des Senats, der Fahrgästen bis 2030 binnen fünf Minuten ein öffentliches Verkehrsangebot bieten soll.
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