Berlin. Er wurde schon als Kind entdeckt und spielte vor allem zwielichtige Figuren. Nun starb der Schauspieler Uwe Bohm mit nur 60 Jahren.

In seinen Figuren steckte oft eine Wut, die sich jederzeit entladen konnte, aber auch eine Zartheit und Verletztheit, die in stetem Widerspruch dazu stand. Mit solchen Rollen hat Uwe Bohm geglänzt und sich ins öffentliche Bewusstsein eingeprägt.

Nun ist der Schauspieler am Freitagabend in Berlin gestorben, wie erst Sonnabend bekannt wurde. Völlig unerwartet, mit nur 60 Jahren. „Mit unendlicher Traurigkeit geben wir das Ableben unseres geliebten Vaters, Ehemanns, Sohns und grandiosen Schauspielers Uwe Bohm bekannt“, gab seine Frau Ninon Bohm auf ihrem Instagram-Account bekannt. „Es ist leider Realität“, bestätigte seine Agentur: „Uwe ist verstorben.“ Details wurden zunächst nicht bekannt. Ein Schock für die Branche.

Er war anfangs das, was man ein Problemkind nennt. Geboren wurde er 1962 in Hamburg als Uwe Enkelmann. „Mein Vater war Hafenarbeiter und hatte, wie sich später herausstellte, für die DDR spioniert. Er fing an zu saufen, muss ziemliche Verfolgungsängste gehabt haben“, so hat er es einmal dem Magazin der „Süddeutschen Zeitung“ erzählt. Der Vater sei wegen Landesverrats ins Gefängnis gekommen, er selbst in ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche: „weil das Jugendamt beschloss, dass ich verhaltensauffällig war.“ Die Mutter starb wenig später an Leberzirrhose.

Er wurde schon als Kind entdeckt, mit elf Jahre beim Casting für den Film „Ich kann auch ’ne Arche bauen“ von Regisseur Hark Bohm. Der besetzte ihn drei Jahre später auch in „Nordsee ist Mordsee“. Das Drama um einen vernachlässigten Jugendlichen, der aus seinen Verhältnissen ausbricht, orientierte sich stark an seinen eigenen Hintergründen. Der Film machte den Regisseur wie seinen Jugendstar bekannt. Hark Bohm adoptierte den Jungen schließlich, der nahm dessen Namen an und spielte in weiteren seiner Filme wie „Moritz, lieber Moritz“ oder „Im Herzen des Hurrican“.

Dabei wollte er gar nicht Schauspieler werden. Vielmehr begann er eine Lehre als Maler und Lackierer und dann eine Ausbildung als Theatermaler. So kam er zur Bühne, wo Peter Zadek auf ihn aufmerksam wurde. Der wurde Bohms zweiter Ziehvater, unter ihm hatte er seinen ersten großen Theater-Auftritt 1987 am Deutschen Schauspielhaus Hamburg im Musical „Andi“ und ein Jahr später als Jack the Ripper in „Lulu“. Auch an anderen Häusern spielte er später immer wieder unter Zadek, so auch am Berliner Ensemble in „Peer Gynt“.

Große Meriten erwarb sich Uwe Bohm auch 1988 in Hark Bohms deutsch-türkischer Romeo-und-Julia-Version „Yasemin“. Und fast nahtlos wuchs er vom Fach des Problemjungen und Halbstarken in das der Mörder, Psychopathen und zwielichtiger Figuren. Die gab er wieder und wieder in zahllosen Fernsehkrimis und -serien. Das hat sein Image geprägt. Dabei war sein Repertoire viel größer. Dass er auch anders, dass er auch Komödie konnte, konnte er aber nur am Theater zeigen, wo er an allen Bühnen zuhause war, am Wiener Burgtheater, am Schauspielhaus Bochum oder bei den Salzburger Festspielen. Im Kino war er zuletzt nur noch selten zu erleben, im Berlinale-Western „Gold“ (2013) etwa oder Fatih Akins Herrndorf-Verfilmung „Tschick“ (2016).

Bohm, der fünf Kinder von vier Frauen hatte und zuletzt mit seiner Frau und Schauspielkollegin Ninon Bohm in Berlin lebte, hat seine Arbeit einmal so umrissen: „Ich versuche immer, das so zu machen, dass es nah an der Wahrheit dran ist. Mir hat mal ein Kollege gesagt, ,immer 150 Prozent, nicht über die Grenze, aber immer bis zur Grenze’.“ Vielleicht ist Bohm aber zu oft an die Grenzen gegangen. Oder doch auch darüber.