Hamburg. Nach Spielabsage: HSV lädt Geflüchtete zum Essen ein +++ Flüchtlingsunterkunft in Harburg errichtet +++ Der Newsblog.

Seit zwei Wochen sorgt der Krieg in der Ukraine für Elend und Leid, mitten in Europa. Menschen auf der ganzen Welt reagieren mit einer beispiellosen Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft. Auch die Hamburger wollen helfen: Viele Familien in der Hansestadt sind bereit, Flüchtlinge aus der Ukraine bei sich zu Hause aufzunehmen.

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Derweil kommen immer mehr Geflüchtete in Hamburg an, vor den Registrierungsstellen in Rahlstedt und Wandsbek bilden sich regelmäßig lange Warteschlangen. Für ihre Unterbringung hat der Senat jetzt Turnhallen hergerichtet.

Die Reaktionen auf den Krieg gegen die Ukraine aus Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Politik dokumentiert das Abendblatt an dieser Stelle:

Autokorso durch Hamburg gegen erhöhte Spritpreise

Mit einem Autokorso durch Hamburg haben am späten Sonnabend zahlreiche Autofahrer gegen die hohen Spritpreise infolge des Kriegs demonstriert. Etwa 600 Fahrzeuge haben sich dem Aufzug, der gegen 22.05 Uhr in Allermöhe startete, angeschlossen, sagte ein Sprecher des polizeilichen Lagedienstes.

Ein Teilnehmer des Autokorsos
Ein Teilnehmer des Autokorsos "gegen die erhöhten Spritpreise" hat auf die Heckscheibe seines Fahrzeugs die Worte "Mit dem letzten Tropfen zum Protest" geschrieben. © picture alliance/dpa | Markus Scholz

Erst nach Mitternacht traf der von der Polizei begleitete Korso an seinem Ziel, am Elbring in Wedel, ein. Aufgehalten wurde der Korso am Bahnhofsplatz in Blankenese, wo alkoholisierte Jugendliche ihn blockierten. Es wurden Platzverweise ausgesprochen.

750 Betten: Hamburg bereitet Turnhallen für Geflüchtete vor

Immer mehr Geflüchtete aus der Ukraine kommen in Hamburg an, vor den Registrierungsstellen in Rahlstedt und Wandsbek bilden sich regelmäßig lange Warteschlangen. Nun hat der Krisenstab der Innebehörde Vorbereitungen getroffen, um die Schutzsuchenden vorübergehend in fünf Turnhallen beruflicher Schulen unterzubringen. An allen Standorten stehen jeweils rund 150 Feldbetten, also insgesamt 750 Plätze zur Verfügung, heißt es in einer aktuellen Mitteilung der Innenbehörde.

An diesen fünf Standorten werden Feldbetten aufgebaut:

  • Ladenbeker Furtweg
  • Budapester Straße
  • Dratelnstraße
  • Museumsstraße
  • Tessenowweg

"Es handelt sich um eine Zwischenunterbringung nach der Ankunft der Menschen bis zu ihrer ausländerrechtlichen Registrierung und der anschließenden Zuweisung auf andere Unterkünfte", heißt es weiter.

Zunächst sollen die Plätze an den Turnhallen in der Budapester Straße (St. Pauli) und in der Museumsstraße (Altona) vergeben werden. Das THW bereite diese derzeit vor.

Hamburg startet neuen Ukraine-Kanal auf Twitter

Die Stadt Hamburg hat einen neuen Twitter-Kanal mit dem Namen "@UkraineHH" eröffnet, auf dem alle aktuellen und offiziellen Informationen der Hansestadt im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine veröffentlicht werden.

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Konkrete Fragen sollen an ukrainehh@sk.hamburg.de gesendet werden.

Nach Spielabsage: HSV lädt Geflüchtete zum Essen ein

Die Idee entstand beim HSV in der Nacht zu Sonnabend: Nachdem das Catering für die kurzfristig ausgefallene Partie gegen Erzgebirge Aue bereits im Volksparkstadion angeliefert worden war, entschieden sich die Verantwortlichen der Zweitligaclubs spontan, das Essen für Geflüchtete aus der Ukraine sowie deren Begleitungen und Helfer zur Verfügung zu stellen.

Im Stadion-Restaurant
Im Stadion-Restaurant "Die Raute" konnten die Ukraine-Flüchtlinge am Sonnabend essen. Der HSV hatte die Idee nach dem ausgefallenen Spiel gegen Aue. © Witters

400 Menschen kamen über den Tag verteilt in das Stadionrestaurant "Die Raute", um von dem Angebot Gebrauch zu machen. HSV-Maskottchen Dino Herrmann kümmerte sich liebevoll um die Kinder, die zumindest für einen Moment die Sorgen des Alltags vergessen konnten. Bei der Essens-Ausgabe halfen auch Fans der Hamburger sowie von Erzgebirge Aue mit.

„Das war eine spontane Idee, die nach der Absage des Spiels in der Nacht geplant und dann am heutigen Morgen vom gesamten HSV-Netzwerk mit Geschäftsstellen, Stiftung, Verein, Mitgliedern, Supporters sowie Fans verbreitet und von freiwilligen Helfern und Mitarbeitern in der „Raute“ umgesetzt wurde", sagte HSV-Sportvorstand Jonas Boldt (40).

"Ich finde es toll, wenn wir mit unserer Energie und unseren Möglichkeiten helfen können. Und natürlich ist es auch sinnvoll, das ganze Essen nicht entsorgen zu müssen", so Boldt weiter. "Den Geflüchteten aus der Ukraine, den engagierten Helfern und auch den Fans aus Aue, die bereits angereist waren und die wir zum Mittagstisch und zu Stadionführungen eingeladen haben, hat es gut geschmeckt. Und wir haben es sehr gern gemacht.“

Losse-Müller ruft Ukraine zum Durchhalten auf

Der SPD-Spitzenkandidat zur Landtagswahl am 8. Mai in Schleswig-Holstein, Thomas Losse-Müller, hat die Menschen in der Ukraine zum Durchhalten aufgerufen: "Geben Sie nicht auf! Der Kampf für Freiheit, Toleranz und Menschenrechte ist unersetzlich", sagte der Sozialdemokrat am Samstag beim Landesparteitag der Nord-SPD in Lübeck. Das gelte auch für die Menschen, die sich in Russland gegen Putins Machtapparat stellen.

Man sei dankbar für Nachbarschaft und Freundschaft mit den Menschen mit russischen Wurzeln in Schleswig-Holstein. "Wir wissen: Putin spricht nicht für Russland und nicht für alle Russinnen und Russen", sagte Losse-Müller.

600 Betten: Neue Flüchtlingsunterkunft in Harburg errichtet

Weitere Schlafplätze für Geflüchtete richtete die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Harburg ein. Die Unterkunft wurde im ehemaligen Fegro-Großmarkt errichtet, teilte eine DRK-Sprecherin auf Abendblatt-Anfrage mit. In den Räumlichkeiten wurden Feldbetten für etwa 600 Personen aufgestellt.

Insgesamt 600 Feldbetten wurden in einer neuen Unterkunft für Geflüchtete in Harburg aufgestellt.
Insgesamt 600 Feldbetten wurden in einer neuen Unterkunft für Geflüchtete in Harburg aufgestellt. © TV News Kontor

Grünen-Chef Nouripour fordert mehr Tempo bei Flüchtlings-Verteilung

Der Co-Vorsitzende der Grünen Omid Nouripour hat eine schnellere Verteilung von Geflüchteten aus der Ukraine gefordert. „Es braucht jetzt mehr Tempo, wir brauchen etwa Sonderzüge aus Polen ins gesamte Bundesgebiet, damit nicht der Großteil der Geflüchteten in Berlin ankommt, sondern die Menschen bundesweit verteilt werden“, sagte Nouripour der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag). Zudem müsse dafür gesorgt werden, dass die Geflüchteten Sprachkurse belegen können und Anspruch auf ausreichende staatliche Unterstützung erhalten.

Zwar gebe es eine Großherzigkeit bei der Aufnahme der Flüchtlinge, es sei aber nicht garantiert, dass diese ewig anhalte. „Das wird entscheidend davon abhängen, wie gut wir die Aufnahme koordinieren und organisieren“. Allerdings habe Deutschland aus dem Jahr 2015 und den Folgejahren viel gelernt. „Abläufe stehen, es gibt bundesweit Aufnahmekapazitäten“, unterstrich Nouripour.

Ukrainische Musiker planen nach Flucht Konzert in Hamburg

Zehn Musiker der Nationaloper Odessa sind aus der Ukraine ins Allgäu geflüchtet – und jetzt auf Europa-Tour mit Filmmusik-Komponist Hans Zimmer. Bis Ende April seien Konzerte unter anderem in Hamburg, Stockholm und Amsterdam geplant, sagte der Tourmanager des Odessa Opera Orchestra, Oleksandr Lysiuk, bei Proben in Berlin. „Natürlich sind wir mit unseren Gedanken in unserer Heimat, aber wir konzentrieren uns als professionelle Musiker auch auf die Konzerte.“ Zunächst hatte der „Münchner Merkur“ berichtet.

Dass die Konzerte überhaupt möglich sind, liegt vor allem an der Hilfe durch Dirigent und Tour-Produzent Wilhelm Keitel, dessen Familie und vielen Menschen in Marktoberdorf. Nachdem er mit seiner Frau und seinem wenige Monate alten Sohn am 24. Februar mit dem Auto vor dem Krieg geflohen sei, hätten er, seine Musiker und deren Familien in der Stadt im Ostallgäu große Unterstützung erfahren, sagte Lysiuk. „Sie haben uns mehr gegeben, als wir brauchen.“

VW mit großen Ambitionen für 2022 – aber Vorsicht wegen Ukraine-Krieg

Der Volkswagen-Konzern geht mit großen Ambitionen in das neue Jahr. Die operative Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern soll 2022 zwischen 7 und 8,5 Prozent liegen, wie das Dax-Unternehmen am Freitagabend mitteilte. Damit könnte der Konzern die überraschend hohe Umsatzrendite von um Sondereffekte bereinigten 8 Prozent aus dem Vorjahr übertreffen. Die Prognose sei allerdings abhängig vom weiteren Verlauf des Kriegs in der Ukraine und insbesondere seinen Auswirkungen auf die Lieferketten des Konzerns und die Weltwirtschaft insgesamt. Es bestehe das Risiko, dass sich die Entwicklungen negativ auswirkten.

Bei den Auslieferungen plant VW nach zwei mageren Jahren mit Corona-Lockdowns und Chipmangel nun einen Zuwachs um 5 bis 10 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte die Gruppe mit 8,9 Millionen Fahrzeugen 4,5 Prozent weniger ausgeliefert als 2020. Der Umsatz dürfte dieses Jahr zwischen 8 und 13 Prozent über dem Vorjahr liegen, hieß es. Da hatte Volkswagen den Erlös trotz geringerer Fahrzeugverkäufe um gut 12 Prozent auf 250,2 Milliarden Euro gesteigert.

Elbphilharmonie: Programmänderung bei Teodor Currentzis

Angesichts des Krieges in der Ukraine haben sich das SWR Symphonieorchester und sein Chefdirigent Teodor Currentzis entschieden, das Programm ihrer Konzerte Ende März zu ändern – und damit auch das Gastspiel in der Elbphilharmonie. Anstelle der geplanten Werke (Marko Nikodijevic’ Violakonzert und Brahms’ 1. Sinfonie) wird am 2. April ein ukrainisch-deutsch-russisches Programm erklingen: „Glossolalie“ wurde 1989 von Oleksandr Shchetynsky komponiert.

Teodor Currentzis dirigiert Ende März in der Elbphilharmonie (Archivfoto).
Teodor Currentzis dirigiert Ende März in der Elbphilharmonie (Archivfoto). © imago/Ernst Wukits

Shchetynsky stammt aus Charkiw, hält sich noch in Kiew auf und sei ein langjähriger Freund Currentzis’, teilte das Orchester mit; es sei ein besonderes Anliegen, jetzt dieses Werk aufzuführen. Antoine Tamestit wird Jörg Widmanns Bratschenkonzert spielen, Abschluss ist Schostakowitschs Fünfte. Zum exzessiv triumphierenden Schlussmarsch, in der Zeit des Stalinismus geschrieben, gibt es ein ebenso berühmtes wie nicht eindeutig belegtes Schostakowitsch-Zitat: „Was in der Fünften vorgeht, sollte meiner Meinung nach jedem klar sein. Der Jubel ist unter Drohungen erzwungen.“

Hamburger Kitas bieten geflüchteten Kindern freie Plätze an

Mehr als 60 Hamburger Kitas haben sich innerhalb kürzester Zeit in einem Online-Portal angemeldet, die geflüchtete Kinder aus der Ukraine aufnehmen können. Das Portal, das der Paritätische Wohlfahrtsverband initiiert hat, ist im Internet unter https://padlet.com/PariHH/Kitaplatz_GefluechteteKinder zu erreichen. Das Angebot richtet sich insbesondere an Helfende, die im Kontakt mit geflüchteten Familien stehen, die auf der Suche nach einer Kinder-Betreuung sind. Das Portal wird täglich um neue Plätze ausgebaut.

Die Angebote, die in der Regel eine fünfstündige Betreuung beinhalten, sind nach Bezirken sortiert. Interessierte werden gebeten, mit der jeweiligen Kita Kontakt aufzunehmen. "Wir freuen uns, dass so viele Hamburger Kitas in dieser Notsituation unkompliziert ihre Türen für die Kinder öffnen, die mit ihren Familien vor dem Krieg geflohen sind. Der Besuch einer Kita hilft den Kindern, ein Stück Normalität und unbeschwerte Kindheit zu erleben", sagt Trixi Wildenauer-Schubert, Referentin für Frühe Bildung beim Paritätischen Hamburg.

Lesen Sie hier Reaktionen aus Hamburg zum Ukraine-Krieg vom Vortag