Umweltschutz

Mangrovenbild einer Hamburgerin beim Klimagipfel ausgestellt

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Marlene Jacobsen
Bundeskanzlerin Angela Merkel und der jamaikanische Finanzminister Nigel Clarke auf dem Klimagipfel in Glasgow – im Hintergrund das Mangrovenbild von Janina Rossiter.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und der jamaikanische Finanzminister Nigel Clarke auf dem Klimagipfel in Glasgow – im Hintergrund das Mangrovenbild von Janina Rossiter.

Foto: Nigel Clarke

Das Kunstwerk prangte im Hintergrund auf der COP26-Konferenz in Glasgow. Warum es für Janina Rossiter eine Riesenüberraschung war.

Hamburg. Für Janina Rossiter war es eine riesengroße Überraschung: Ihr Kunstwerk, die Zeichnung eines Mangrovenbaums, wurde für eine Ausstellung im VIP-Bereich der COP26-Konferenz in Glasgow ausgewählt. „Ich bin total aus dem Häuschen“, freut sich Rossiter, die am ersten Tag des Klimagipfels von ihrem Glück erfuhr. Selbst nach Glasgow reisen konnte sie nicht. Aber auf Twitter fand sie ein Foto von Angela Merkel zusammen mit dem Jamaikanischen Finanzminister Nigel Clarke – im Hintergrund prangte ihr Bild.

Als die Hamburgerin zwei ihrer Illustrationen der Umweltorganisation „Explorers Against Extinction“ schenkte, dachte sie, es ginge nur ums Spendensammeln durch eine Versteigerung der Kunstwerke. Was ihr nicht klar war: Das Ganze war auch ein Wettbewerb, und einige Gewinnerbilder werden beim Klimagipfel ausgestellt – und zwar dort, wo nur Staatsoberhaupte sie bestaunen können.

So ist das Mangrovenbild der Hamburgerin entstanden

Das Kunstwerk hatte Rossiter im Rahmen einer Aufklärungsaktion über Ökosysteme für die englische Meeresschutzorganisation The Marine Diaries angefertigt. Dabei mischte sie drei Techniken: Zuerst zeichnete Rossiter den Baum und die Fische zwischen den Wurzeln aus vielen kleinen Punkten. Auf einem anderen Papier malte sie das Wasser mit Acrylfarbe. „Zum Schluss habe ich beides eingescannt und am Computer die Zeichnung auf das Blau gepackt“, so die 40-Jährige. Für COP26 wurde ihr Kunstwerk auf nachhaltigem Papier im A0 Format gedruckt. „Dass das Bild nun so eine Aufmerksamkeit bekommt, ist natürlich der Hammer“, findet Rossiter.

Dahinter stünde nämlich eine wichtige Botschaft. Der Titel des Kunstwerks, „Mangroves – Blue Carbon“ verrät es bereits: Blue carbon, das ist Kohlendioxid, welches in marinen und küstennahen Ökosystemen gespeichert wird, also auch in Mangroven. Diese können bis zu fünfmal mehr CO2 aufnehmen als andere Bäume. „Allerdings sind Mangroven stark bedroht. Sie wachsen im Äquatorbereich und werden oft abgeholzt, um Strände für Touristen zu schaffen“, so Rossiter. „Dadurch geben die Mangroven das CO2, das sie gespeichert hatten, wieder ab“. Es sei also ein bedeutender Schritt für den Klimaschutz, Mangroven vor der Abholzung zu bewahren.

Rossiter schrieb ein Kinderbuch über Meeresverschmutzung

Außerdem ermöglichten Mangroven eine enorme Artenvielfalt und seien auch für Menschen nützlich: „Mangroven beschützen das Land und die darauf lebenden Menschen vor Stürmen und Küstenerosion“, betont Rossiter. „Ich finde es schade, dass es nicht so viele Informationen über Mangroven gibt. Bevor ich mit dem Bild angefangen habe, wusste ich auch fast nichts über Mangroven“, so die freiberufliche Illustratorin. Studiert hat sie an der HAW in Hamburg, doch schon seit 12 Jahren lebt Rossiter in der Nähe von Paris – mit ihrem englischen Mann und ihren beiden Kindern, die sie trilingual erzieht.

Durch ihre Arbeit will sie auf Umweltprobleme aufmerksam machen und sieht sich als „Artivistin“ in der Schnittmenge von Kunst und Aktivismus. Zwar hat Rossiter schon zwei Bücher über Umweltschutz geschrieben, doch ihr Sinneswandel setzte erst vor drei Jahren ein. Zuvor arbeitete Rossiter 14 Jahre lang im Verpackungsdesign für Kosmetikfirmen, eine viel Plastik produzierende Branche. „Als ich begriffen habe, wie viel Plastik im Meer ist – und dass ich durch meinen Job dazu beitrage – war ich geschockt“, erzählt Rossiter. Kurzerhand schrieb sie ein Kinderbuch über Meeresverschmutzung. „Trotzdem habe ich nach dem Schreiben oft das Gefühl, nicht zu wissen, wie ich mich sonst noch für Umweltschutz einsetzten kann“, so Rossiter. Daher nutze sie die Kunst, um Menschen für Nachhaltigkeitsthemen zu sensibilisieren.

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Das Mangrovenbild landete im Wettbewerb unter den besten drei

Und Rossiters Artivismus kommt gut an: Mit ihrer Mangroven-Illustration landete sie in der Kategorie bedrohter Ökosysteme des Wettbewerbs der „Explorers Against Extinction“ unter den besten drei. Damit wird ihr Bild sogar in der OXO Gallery in London hängen und kann noch bis zum 28.11. ersteigert werden.

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