Essen/Oberhausen. In der Corona-Krise sucht der Fußball nach Lösungen, zum Beispiel in der Frage nach Auf- und Abstieg ab der 3. Liga. 27 Regionalligisten schlagen als Lösung nun eine zweigleisige 3. Liga vor. Die Bewegung scheint weiter zu wachsen.

Rechtsstreitigkeiten um Auf- und Abstieg kann man umgehen, die Meister würden immer aufsteigen und es gäbe künftig viele Derbys auf Profi-Niveau: Mindestens 27 Regionalligisten plädieren "zum Ausgleich gewisser Ungerechtigkeiten" auf die Einführung einer zweigleisigen 3. Liga.

Hinter dem vierseitigen Antrag, den der Saarländische Fußball-Verband (SFV) nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) stellte, stehen Vereine aus allen fünf Regionalligen. Offenbar haben viele weitere ihre Unterstützung angedeutet. "Ich denke, dass die Zahl der Unterstützer von der dritten bis zur fünften Liga am Ende im unteren dreistelligen Bereich landen wird", sagt Sportvorstand Thorsten Binder von Rot-Weiß Oberhausen der dpa: "Das kann man dann nicht mehr ignorieren."

RWO stellt mit Rot-Weiss Essen, Alemannia Aachen, Fortuna Köln und dem Bonner SC bisher die West-Befürworter des 65-seitigen Konzepts, das die SV Elversberg aus dem Südwesten ausgearbeitet hat. Auch RWE-Geschäftsführer Marcus Uhlig rechnet mit breiter Zustimmung. "Wir wollen uns nicht mit der 3. Liga anlegen", sagt er: "Aber ich bin mir sicher: Im Falle einer Saison-Fortsetzung werden uns viele Drittligisten unterstützen, weil sie dann weicher fallen."

Ob der DFB, der sich bisher nicht äußerte, den Antrag annimmt und beim Außerordentlichen Bundestag am 25. Mai behandelt, ist noch offen. Er könnte sich darauf berufen, dass der Bundestag einberufen wurde, um über Fortsetzung oder Abbruch der Ligen sowie mögliche Auf- und Abstiegs-Szenarien zu sprechen. Und dass der Antrag keines dieser Kernthemen behandelt. "Das Konzept steht inhaltlich in unmittelbarem Zusammenhang und kann Teil der Lösung in diesen schwierigen Corona-Zeiten sein", entgegnet der studierte Jurist Uhlig: "Von daher gehe ich davon aus, dass der Antrag zugelassen wird."

DFB-Vizepräsident Peter Frymuth hatte nach Bekanntwerden des Konzepts betont, dass sich der Ausschuss der 3. Liga kürzlich einstimmig auf den Fortbestand der eingleisigen Liga verständigt hatte. Binder zeigt Verständnis, dass man "die erst im Vorjahr erfolgte Struktur-Reform eigentlich nicht aufbrechen will. Aber wir haben besondere Zeiten, und deshalb sollten wir über alles nachdenken. Auch über Dinge, die vor ein paar Monaten noch undenkbar waren."

Zweigeteilt biete die Liga die Möglichkeit längerer Einsatzzeiten für Nachwuchsspieler in der Drittklassigkeit, argumentiert die Gruppe. Durch diesen Posten sowie geringere Fahrt- und Reisekosten Spar-Potenziale. Und durch potenziell höhere Zuschauer-Zahlen bei mehr Derbys auch größere Einnahme-Möglichkeiten. Demgegenüber steht die Frage, wie sich die überschaubaren TV-Einnahmen von derzeit 842 000 Euro pro Saison und Drittligist auf dann 36 statt bisher 20 Vereine verteilen lassen. "Dass die jetzigen Drittligisten keine finanziellen Verluste haben dürfen, ist ein schlagendes Argument", sagt Binder. Um das zu berücksichtigen, sei im Modell aber die künftige Verteilung durch eine Mehrjahrestabelle vorgesehen.

Klar ist: Sollten die Vereine diesmal scheitern, würden sie sich nicht abschütteln lassen. "Aufgrund der aktuellen Umstände sage ich: Wenn, dann jetzt", sagt Binder: "Aber wenn es nicht klappt, verfolgen wir es perspektivisch weiter. Denn so kann es nicht bleiben."