Hamburg

Initiative will Parkhäuser in Hamburg zu Wohnungen machen

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Andreas Dey
Das Parkhaus an der Neuen Gröninger Straße wird bereits zu Wohnungen umgebaut.

Das Parkhaus an der Neuen Gröninger Straße wird bereits zu Wohnungen umgebaut.

Foto: Klaus Bodig / HA

Volksinitiative für eine autofreie City wird auch von Fridays for Future (FFF) unterstützt. Neue Daten zu Parkhäusern und Tiefgaragen.

Hamburg.  Das dürfte der Volksinitiative für eine autofreie Innenstadt Rückenwind geben: Auch die Klimaschutz-Bewegung Fridays for Future (FFF) unterstützt jetzt die Forderung der Initiative, den gesamten Bereich innerhalb des Ring 1 vom motorisierten Individualverkehr zu befreien. Umgekehrt ist die Initiative dem Bündnis beigetreten, das zu der großen Klimaschutz-Demonstration am Freitag, 21. Februar, aufruft. Dort werden mindestens 30.000 Teilnehmer erwartet – auch die schwedische FFF-Gründerin Greta Thunberg wird reden.

Fridays for Future verweist auf positive Erfahrungen in anderen Städten

„Für uns ist die autofreie City ein wichtiges Thema“, sagt FFF-Aktivist Luca Salis dem Abendblatt. „Obwohl der Verkehr einen großen Beitrag zu den CO2-Emissionen leistet und die Verkehrs-Emissionen seit 1990 nicht gesunken sind, steht die autofreie Innenstadt nicht im Klimaplan des Senats. Dabei könnte man das sofort umsetzen, und es birgt Riesen-Chancen für Hamburg. In Groningen und anderen Städten, die bereits eine autofreie City haben, sind die Menschen sehr zufrieden damit.“

Dass außer den Grünen, die schon in Sommer 2019 ein Konzept für eine „autoarme Innenstadt“ vorgelegt haben, nun auch die SPD um Bürgermeister Peter Tschentscher Vorschläge für eine Reduzierung des Autoverkehrs rund um das Rathaus macht, registriere man bei FFF natürlich, sagte Salis: „Es ist positiv, dass sich etwas bewegt und die Parteien auf unsere Forderungen eingehen. Aber uns geht das nicht weit und nicht schnell genug. Die Politik scheut sich nach wie vor, zu Handeln und spricht immer nur von Hindernissen.“ Dazu gehöre etwa die Aussage der Grünen-Spitzenkandidatin Katharina Fegebank, die die Forderung der Volksinitiative als „irre“ bezeichnet hatte, weil diese auch die Zufahrt zu privaten Parkhäusern und Tiefgaragen nur noch Anliegern gestatten will.

Ein Drittel der Parkhaus-Stellplätze in der City gehört der Stadt

In dem Zusammenhang verweisen die Initiativen-Vertreter Bernd Kroll und Jochen-Carl Müller auf die Antworten des Senats auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei: Demnach gehören in der Innenstadt knapp ein Drittel der Parkhaus-Stellplätze (2383 von 7403) und mehr als die Hälfte der Tiefgaragen-Plätze (1254 von 2363) städtischen Unternehmen. „Bei den Parkhäusern der Stadt gibt es schon mal gar keine Probleme, die kurzfristig dicht zu machen und in Wohnraum umzuwandeln“, sagt Kroll und verweist darauf, dass das bei dem Parkhaus an der Neuen Gröningerstraße ja bereits geschehe.

Wo Umwandlung in Wohnraum nicht möglich sein sollte, könnten zum Beispiel Boardinghäuser entstehen. Denkbar sei auch eine Umwandlung von Auto- in Fahrrad-Abstellplätze oder in Anwohner-Parkplätze: „Statt die Parkplätze für Anwohner am Straßenrand zu belassen, wäre es wesentlich sinnvoller, dafür einen Teil der noch vorhandenen Parkhäuser und Tiefgaragen zu nutzen“, so Kroll und Müller. Parkhäuser am Rande der Innenstadt wie das von Saturn könnten für eine Übergangszeit erhalten bleiben.

Mit der Vermietung als Parkraum ist nur wenig Gewinn zu machen

Die Initiative geht ohnehin davon aus, dass private Parkhaus-Betreiber die Flächen liebend gerne anders nutzen würden, denn mit der Vermietung als Parkraum sei nur wenig Gewinn zu machen. „Einen Wertverlust wird es sicherlich nicht geben, denn diese Standorte werden eine große Nachfrage haben, wenn man dort Wohnungen oder Büros bauen darf“, sagen Kroll und Müller. Ihr Fazit: „Die Autofreie Innenstadt scheitert nicht an den vorhandenen Parkhäusern und Tiefgaragen.“

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