Hamburger Hafen

Umweltminister sollen über "Klimakillergas" diskutieren

| Lesedauer: 2 Minuten
Jens Meyer-Wellmann
Ein Containerschiff liegt im Hamburger Hafen (Archivbild).

Ein Containerschiff liegt im Hamburger Hafen (Archivbild).

Foto: Thorsten Ahlf / HA

Umstrittene Substanz wird zum Schutz vor Schädlingen eingesetzt. Umweltbehörde will Alternativen prüfen lassen.

Hamburg. Der Abendblatt-Bericht über den immer stärkeren Einsatzes eines extrem klimaschädlichen Gases im Hamburger Hafen hat eine Diskussion ausgelöst, zu der sich auch der Unternehmensverband Hafen Hamburg (UVHH) geäußert hat: Wie berichtet hat sich die Menge des zur Begasung von Exportholz gegen Schädlinge eingesetzten Gases Sulfurylfluorid (auch als Sulfuryldifluorid bekannt) zwischen 2018 und 2019 etwa vervierfacht, seit 2015 sogar verzwölffacht.

Das Gas ist laut Umweltbundesamt 4090-mal schädlicher für das Klima als CO2. 2019 wurden 203,7 Tonnen des Gases eingesetzt, was mehr als 833.000 Tonnen CO2 oder einer Menge entspricht, die im Durchschnitt von mehr als 92.000 Hamburgern pro Jahr abgegeben wird.

Keine Alternativen zur Behandlung mit Sulfuryldifluorid

„Die Ursache für den Anstieg liegt darin begründet, dass seit 1. September 2018 alle Seefrachtladungen nach Australien und Neuseeland gegen die Stinkkäfer behandelt werden müssen“, sagte UVHH-Hauptgeschäftsführer Norman Zurke. Die Vorschriften würden für jegliche Ladung gelten, die dorthin verschifft werde. Entsprechende Vorschriften gebe es auch für andere Länder, etwa China und Brasilien. Ziel der Begasung sei es, Wälder und Obstplantagen in den Ländern vor Schädlingsbefall zu schützen. Wo es möglich sei, würden Güter statt mit Gas mit Hitze behandelt.

Ein von Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) angeregtes Verbot von Sulfuryldifluorid für diesen Einsatz „hätte zur Folge, dass keinerlei Güter mehr in Länder exportiert werden könnten, die eine Behandlung gegen Schädlinge verpflichtend vorschreiben, da es zurzeit keine Alternativen dazu gibt“, sagte Zurke. Zudem habe das Bundesamt für Verbraucherschutz im Zulassungsbericht 2007 für Sulfuryldifluorid festgestellt, dass aufgrund der geringen Mengen ein Beitrag zum Treibhauseffekt „als vernachlässigbar einzuschätzen ist“.

Umweltbehörde: Hinweise auf "Klimakillergas" fehlten

Umweltbehörden-Sprecher Jan Dube sagte: „Direkte und frühzeitige Hinweise der Hafenwirtschaft auf den drastisch gestiegenen Einsatz dieses Klimakillergases hätten wir hilfreich gefunden.“ Ob der Schutz vor Schädlingen oder des Klimas höher zu bewerten sei, müssten sich die Zielländer fragen, die Begasung vorschrieben.

„Wir werden auf die Betriebe zugehen und nach Möglichkeiten suchen, den Einsatz von Sulfurylfluorid zu begrenzen und Alternativen praxistauglich zu machen“, so Dube. „Außerdem werden wir das Thema zur Umweltministerkonferenz anmelden.“

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Hamburg